Die Nachfolgeplanung ist für Unternehmer, die aktuell aus der Babyboomer-Generation kommen, ein herausfordernder, emotionaler Balanceakt: Nach Jahrzehnten des Aufbaus und persönlicher Hingabe, fällt der Abschied vom eigenen Unternehmen schwer, wie Brigitte Kaps in ihrem Beitrag für finews.first feststellt. Denn, wie geht es danach weiter?
Die meisten Firmen in der Schweiz sind kleine oder mittelgrosse Unternehmen (KMUs), und viele von ihnen stehen vor einem existenziellen Problem: der Regelung der Unternehmensnachfolge.
Besonders kleine Unternehmen sind stark betroffen. Laut einer Erhebung von Dun & Bradstreet waren 2024 knapp 101'427 Firmen auf der Suche nach einer geeigneten Nachfolgeperson. Rund 17 Prozent der kleineren Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitenden haben ungelöste Nachfolgefragen. Im Vergleich dazu ist diese Problematik bei grösseren KMUs mit 50 bis 249 Mitarbeitenden deutlich weniger verbreitet – hier sind lediglich 8,1 Prozent davon betroffen.
«Noch nie haben so viele Unternehmer, die Stilllegung ihres Betriebs in Betracht gezogen»
Die Übertragung von Unternehmen erfolgt in der Schweiz überwiegend innerhalb der Familie: 42 Prozent der Firmen werden in direkter Verwandtschaftslinie weitergegeben.11 Prozent gehen an andere verwandte Personen; 23 Prozent der Unternehmen werden an Mitarbeitende oder Mitglieder der Geschäftsleitung übertragen, die nicht zur Familie gehören.
Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig eine strategische Nachfolgeplanung für die nachhaltige Sicherung von Unternehmenserfolg ist – insbesondere in einem wirtschaftlichen Umfeld, das von wachsender Unsicherheit und einen erheblichen Fachkräftemangel geprägt ist.
Wenn sich kein familiärer Nachfolger ergibt, bietet sich meist nur ein Management-Buy-Out (MBO), der Verkauf an Konkurrenten oder im schlimmsten Fall die Schliessung des Unternehmens an.
Werfen wir einen Blick zu den Nachbarn: Die Situation in Deutschland zeigt ein ähnlich besorgniserregendes Bild. Laut der Staatsbank KfW stehen in diesem Jahr rund 231’000 mittelständische Unternehmen vor dem Aus, weil eine Nachfolgelösung fehlt. Noch nie zuvor hätten so viele Unternehmer, die sich auf ihren Rückzug vorbereiten, ernsthaft die Stilllegung ihres Betriebs in Betracht gezogen, erklärt die KfW.
«Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Botschaft verstanden wird»
Die Bank, die seit über 20 Jahren regelmässig Daten zum Mittelstand erhebt, weist zudem auf eine alarmierende Entwicklung hin: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der betroffenen Unternehmen um 67’500 gestiegen. Dies unterstreicht, wie entscheidend eine frühzeitige und strukturierte Nachfolgeplanung ist.
Egal, welche der drei Exit-Optionen in Betracht kommt: Eine gut geplante Exit-Kommunikation ist wichtig. Ein professioneller Exit erfordert eine von der Geschäftsleitung geführte Kommunikation mit Mitarbeitenden, Käufern und Beratern, Kunden und der Öffentlichkeit.
Hierbei spielt nicht nur der Inhalt der Botschaft eine zentrale Rolle, sondern auch, wie sie vermittelt wird. Entscheidend ist, dass die Kommunikationsmethode auf die Erwartungen der jeweiligen Zielgruppe abgestimmt ist. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Botschaft verstanden wird und ihre gewünschte Wirkung entfaltet.
Sie berücksichtigt auch die emotionalen und praktischen Bedürfnisse aller Beteiligten und gewährleistet Klarheit, Empathie und Übereinstimmung mit ihren Erwartungen. Die Verantwortung für diese strategische Kommunikation liegt vollständig beim Management und sollte nicht delegiert werden.
Emotionen wie Stolz, Verlust, Unsicherheit, Wehmut und Verantwortung prägen diesen Prozess. Der Abschied von einem Lebenswerk ist oft von nostalgischen Gefühlen begleitet, besonders wenn es sich um ein Herzensprojekt handelt, das die gesamte Identität des Unternehmers geprägt hat: der Stolz über das in mehreren Jahrzehnten erreichte, und gleichzeitig das Verlustgefühl, da beim Verkauf das Lebenswerk in die Hände eines Konkurrenten wechselt.
«Das Ziel muss sein, die Arbeitsmoral zu erhalten»
Das Gefühl, «fremde Hände» könnten den Wert des Unternehmens nicht vollständig würdigen, ist häufig. Auch die Sorge um die Zukunft der Mitarbeitenden und die Weiterführung der Unternehmenskultur spielen mit. Wird die Konkurrenz das Unternehmen wirklich im Sinne des Gründers weiterführen oder es ausschliesslich als Möglichkeit zur Marktbereinigung nutzen?
Für die Arbeitnehmenden bietet eine klare Botschaft einen Abschluss, eine Anleitung für die nächsten Schritte und Unterstützung. Das Ziel muss sein, die Arbeitsmoral zu erhalten, das Vertrauen zu bewahren und den Ruf des Unternehmens zu schützen. Es ist daher wichtig, empathisch zuzuhören, Transparenz zu wahren und klare, verständliche Botschaften zu vermitteln; ein Verständnis für die Emotionen der Mitarbeitenden zu zeigen, und den Fokus auf Lösungen und Perspektiven zu richten.
«Spannend ist der Vergleich der Exit-Strategie mit Startup-Gründern»
Auch Investoren und Kunden benötigen massgeschneiderte Zusicherungen, um die Stabilität dieser Beziehungen zu gewährleisten. Durch sorgfältiges Eingehen auf die Belange der einzelnen Zielgruppen kann eine gut geplante Ausstiegskommunikation den Übergang erleichtern und Störungen minimieren.
Spannend ist der Vergleich der Exit-Strategie mit Startup-Gründern: Während Babyboomer oft stark emotional und aus traditionellen Gründen an ihrem Unternehmen hängen, betrachten jüngere Gründer den Exit als geplantes Ziel und logischen Schritt im unternehmerischen Lebenszyklus. Sie planen bereits mit der Gründung ihres Unternehmens den Exit. Was früher der Abschluss einer Lebensversicherung war, ist heute die strategische Planung des Exits. Diverse Gründerplattformen bieten als Standard eine Beratung zum Einbau der Exitstrategie direkt bei der Unternehmensgründung an.
«Neue Schlagwörter definieren das Unternehmertum der Zukunft»
Von der pragmatischen Sichtweise der Neugründerinnen und -gründer können Babyboomer lernen, frühzeitig Loslassen zu üben, klare Strategien für den Exit zu entwickeln und das Positive eines Verkaufs – etwa finanzielle Freiheit und neue Chancen – stärker in den Fokus zu rücken.
Zugegeben. Begriffe wie «Nostalgie und Tradition» wird man daher in den zukünftigen Unternehmens-Stories kaum noch finden. Vielleicht definieren neue Schlagwörter das Unternehmertum der Zukunft.
Ob Babyboomer oder Neugründer – die Zukunft gehört jenen, die Nachfolgeplanung nicht nur als Notwendigkeit, sondern als Möglichkeit zur Weiterentwicklung betrachten – für sich selbst, ihre Mitarbeitenden sowie für die langfristige Vision des Unternehmens.
Brigitte Kaps, Gründerin und Geschäftsführerin von KAPS Advisory, berät CEOs und Managementteams in den Themen Change und Transformation. Sie verfügt über einen Master of Advanced Studies in Business Communications (HWZ, MAZ & LSE) und ein Studium der Kommunikations-Wissenschaften der FH Frankfurt am Main. Sie bringt 25 Jahre internationale Berufserfahrung in Führungspositionen bei Auslandsbanken (ABN Amro, GE, RBS) mit, davon zehn Jahre im Bereich Corporate Finance und Investmentbanking. Bevor sie sich 2015 selbständig machte, leitete sie als Mitglied der Geschäftsleitung die Unternehmenskommunikation der Cembra Money Bank (ehemals GE Money Bank).
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Shanna Strauss-Frank, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Ha Duong, Teodoro Cocca, Jan Brzezek, Nicolas Mousset, Beat Weiss, Pascal Mischler, Andrew Isbester, Konrad Hummler, Jan Beckers, Martin Velten, Katharine Neiss, Claude Baumann, Daniel Roarty, Kubilaqy Yalcin, Robert Almeida, Karin M. Klossek, Marc Taverner, Charlie T. Munger, Daniel Kobler, Patrick Stauber, Anna Rosenberg, Judith Wallenstein, Adriano Lucatelli, Daniel Goleman, Val Olson, Brice Prunas, Frances Weir, Luis Maldonado, Nadège Lesueur-Pène, Massimo Pedrazzini, Eric Sarasin, Dina Ting, Christopher Gannatti, Shaniel Ramjee, Mihkel Vitsur, Nannette Hechler-Fayd'herbe, Ralph Ebert, Mark Denham, Francesco Mandalà, Mariolina Esposito, Maryann Umoren Selfe, Dominique Gerster, Christian Kälin, Nadège Dufossé, Benjamin Melman, Brigitte Kaps, Florin Baeriswyl, Marc Reinhardt, Thomas Holderegger, Bruno Cavalier, Gary Burnison, Louise Curran, Adrian Cox, Philip Adler, Serge Fehr, Marc Lussy, Axel Brosey, Colin Vidal, Vivien Jain, Ralf Zellweger, Maria Vassalou, Nico Fiore, Gary Burnison, Thomas Signer, Brigitte Kaps, Andreas Ita, Leon Curti, Remo Badertscher, Alexis Marinof, Olivier Kessler, Beat Wittmann, Jacques Aurélien Marcireau, Patricia Ordody, Marc Palahi, Francesco Magistra, George Muzinich, Beat Wittmann und Tanvi Singh.