Asset-Management-Pionier steht vor neuem Wachstumsschritt

Investment-Produkte, die kaum mit den Finanzmärkten korrelieren, gewinnen rasant an Bedeutung angesichts der Unberechenbarkeit an der Börse, wie die vergangenen Wochen wieder einmal gezeigt haben. Ein Schweizer Asset Manager mit mehr als 20-jähriger Erfahrung kann in dieser Hinsicht eine Pionierrolle einnehmen.   

In der zusehends effizienteren und digitalisierten Finanzwelt wird es immer schwieriger, eine «Überperformance» zu erzielen, also eine Rendite, die über dem Marktdurchschnitt liegt. Darum erfreuen sich Anlageprodukte, die zu tiefen Kosten einen Index abbilden, einer so grossen Beliebtheit.

Passiv investieren, wie dies im Branchenjargon heisst, führt dazu, dass umgekehrt «aktive» Portfoliomanager oftmals das Nachsehen haben respektive in einen Erklärungsnotstand für ihren unterdurchschnittlichen Leistungsausweis geraten. Vor diesem Hintergrund sind oftmals bloss noch spezialisierte Investmentfirmen in der Lage, längerfristig einen Mehrwert, auch Alpha genannt, zu generieren.

Vontobel-Veteran

Solche Überlegungen führten auch den Asset-Management-Spezialisten Ulrich Behm dazu, nach mehr als 25 Jahren im Sold der Zürcher Traditionsbank Vontobel eine neue berufliche Herausforderung zu suchen, die ihn im August 2024 als Teilhaber zur Zürcher Investment-Boutique Solidum Partners führte, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Die unabhängige, im Zürcher Seefeld ansässige Firma ist auf versicherungsgebundene Wertpapiere, sogenannte Insurance Linked Securities (ILS) und Katastrophenanleihen (Cat Bonds), spezialisiert. Dabei handelt es sich um Anlageprodukte in einem höchst spezialisierten Nischenmarkt, der Versicherungsrisiken mit einer Prämie honoriert, und dabei zwei Vorteile bietet: Erstens kann er zu attraktiven Renditen verhelfen, und zweitens korreliert er nur gering mit den traditionellen Finanzmärkten. Doch worum genau geht es bei diesen Finanzprodukten?

Hurrikan «Andrew» als Auslöser

In ihrer Urform entstanden sie in den führen 1990er-Jahren, als der Hurrikan «Andrew» das südliche Florida verwüstete. Dieses Ereignis trieb einige Versicherungsgesellschaften in die Insolvenz und zeigte der Branche die Notwendigkeit auf, ihre Kapitalbasis zu erweitern respektive innovative Lösungen für die erfolgreiche Bewältigung solcher Katastrophenereignisse aber auch anderer grosser Versicherungsrisiken zu entwickeln.

Unter diesen Prämissen kreierten Mathematiker, Ingenieure und Finanzleute im Verbund sogenannte «Cat Bonds» und andere Vehikel, die es den Versicherern und Rückversicherern erlauben, diejenigen Risiken, die auf der Bilanz zu kapitalintensiv sind, auf den Kapitalmarkt zu überwälzen.

Markantes Wachstum in den vergangenen zehn Jahren

Seit den Anfängen hat sich der ILS-Markt, zu dem auch die Cat Bonds gehören, zu einer Anlageklasse mit einem Volumen von heute mehr als 110 Milliarden Dollar entwickelt. Über die vergangenen zehn Jahre wuchs das Segment um mehr als 50 Prozent. Als Investoren treten vor allem institutionelle Anlegerinnen und Anleger auf, also Pensionskassen und andere Vorsorgeeinrichtungen sowie zunehmend auch Family Offices mit einem längerfristigen Investmenthorizont.

Laut dem jüngsten Report der Schweizer Finanzberatungsfirma Complementa nutzen bereits knapp 30 Prozent aller Pensionskassen hierzulande ILS und haben insgesamt rund 8,5 Milliarden Franken in diese Anlageklasse investiert. Aufgrund ihrer Ausrichtung auf mehr oder weniger unvorhersehbare Katastrophen-Ereignisse korrelieren diese Investments zwar nur gering mit der Entwicklung an den Finanzmärkten, Allerdings muss sich die Investorin oder der Investor stets des potenziellen «Ereignisrisikos» bewusst bleiben.

Vor mehr als 20 Jahren gegründet

ILS-Investments respektive -Produkte sind in der Schweiz mit ihrem Cluster an Finanzspezialisten schon seit vielen Jahren verbreitet. Zürich ist neben New York, London und den Bermuda-Inseln ein in diesem Geschäftsfeld führendes Kompetenzzentrum, wie Behm betont. Die 2004 von den beiden früheren Zurich-Kaderleuten Stefan Müller und Karsten Bromann gegründete und im Rahmen eines Management Buyouts 2006 ausgebaute Firma Solidum Partners verwaltet heute UCITS Fonds, die in verschiedenen Ländern zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind, sowie alternative Anlagefonds, für Family Offices und andere qualifizierte Investoren.

Aufgrund ihrer mehr als 20-jährigen Existenz zählt Solidum Partners hierzulande zu den Pionieren im Geschäft, neben beispielsweise der Swiss Re, Twelve Capital, LGT Capital Partners oder Euler ILS Partners (ehemals Credit Suisse). Mit ihren derzeit gut 250 Millionen Franken an verwalteten Kundengeldern agiert die Firma als Vermögensverwalterin für kollektive Kapitalanlagen unter der Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma).

Aufgrund ihrer überschaubaren Grösse kann die Firma sehr viel selektiver investieren als die grossen Player, wie Stefan Müller im Gespräch erklärt.

Klimawandel als grosses Thema

Mit seinen insgesamt 7 Mitarbeitenden ist das Unternehmen tatsächlich kein grosser Player, verfügt aber mit Branchenveteranen wie Peter Bütikofer und Thomas Kraus im Verwaltungs- oder Beirat über exzellente Sparring Partners, die Solidum Partners zu einem der kompetentesten Akteure in der Branche machen.

Der Klimawandel ist für die Versicherungsbranche heute ein Thema, das sich nicht mehr ignorieren lässt. Allzu bedeutend sind die potenziellen Schäden, die dadurch hervorgerufen werden. Naturkatastrophen, wie sie in den vergangenen Jahren in einem erstaunlich grossen Ausmass stattgefunden haben, tragen zusätzlich zur Brisanz der Problematik aber auch zum Wachstum der Anlageklasse bei.

Dezidierte Wachstumspläne

Aufgrund dieser Entwicklung, aber auch zusätzlich getrieben durch ein starkes Wachstum der versicherten Werte oft auch in besonders exponierten Regionen wie Florida oder Kalifornien, wächst derzeit der Kapitalbedarf der Versicherungsindustrie rasant. Dies bietet eine grosse Wachstumschance für den ILS-Markt und verspricht weiterhin attraktive Renditen auf Cat Bonds für die Übernahme von Ereignisrisiken.

Vor diesem Hintergrund sieht Solidum Partners selbst nach 20 Jahren ein enormes Wachstumspotenzial, das mit dem Zuzug Behms verstärkt ausgeschöpft werden soll. Wie er im Gespräch ankündigt, hat er sich zum Ziel gesetzt, vermehrt mittelgrosse Pensionskassen anzusprechen sowie Banken und unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz und in Deutschland – mit Renditen, die derzeit im Durchschnitt 6-8 Prozent über dem Geldmarkt liegen.

Aktive Verwaltung notwendig

«Cat Bonds und andere verbriefte Versicherungsrisiken sind ein attraktives und stabiles Anlagesegment, das aktiv verwaltet werden muss, und zwar in einem Markt, der in seiner Gesamtheit immer stärker in Richtung indexierter Produkte wandert», sagt Behm.