Vor drei Jahren stieg Sequoia Capital aus Menlo Park bei Yokoy ein, einem Schweizer Startup für Spesenmanagement. Jetzt kündigt das Unternehmen einen Verkauf an. finews.ch hat den Deal mit CEO und Mitgründer Philippe Sahli besprochen.

In der schweizerischen Startup- und Venture-Capital-Szene sind die internationalen Erfolgsgeschichten dünn gesät. Als rühmliche Ausnahme dabei gilt das Unternehmen Yokoy, das digitale Lösungen für das Spesenmanagement von Firmen entwickelt und damit in der letzten Finanzierungsrunde von 2022 eine Bewertung von 500 Millionen Dollar erreichte (finews.ch berichtete).

Yokoy blickt nicht nur auf diverse erfolgreiche Finanzierungsrunden im dreistelligen Millionenbereich zurück, sondern auch auf eine stattliche Zahl von prominenten Referenzkunden: Sein Spesen-Tool findet Verwendung bei Unternehmen wie dem Schuhhersteller On, der Uhrenmarke Breitling oder den Startups Beekeeper und Bitpanda.

Aktientausch mit TravelPerk

Nun kündigt Yokoy eine Zäsur an. Wie aus einer aktuellen Medienmitteilung hervorgeht, wird die Zürcher Firma im Rahmen eines Aktientauschs an die spanische TravelPerk verkauft, Anbieterin von Software und Produkten für Geschäftsreisen.

«TravelPerk erhält 200 Millionen Dollar Finanzierung und akquiriert Yokoy, um die führende integrierte Reise- und Kostenmanagement-Plattform zu werden», heisst es in dem Schreiben.

Käufer ist 2,7 Milliarden Dollar wert

TravelPerk kommuniziert neben dem Yokoy-Aktientausch auch den Abschluss einer eigenen erfolgreichen Serie-E-Finanzierungsrunde über 200 Millionen Dollar: «Die Investition wird von der europäischen Venture-Capital-Firma Atomico angeführt, unterstützt von EQT Growth und einer signifikanten Beteiligung von Noteus Partners und bereits bestehender Investoren, darunter Kinnevik und General Catalyst.»

Mit der überzeichneten Finanzierungsrunde verdopple sich die Bewertung von TravelPerk auf 2,7 Milliarden Dollar, so das Unternehmen weiter.

Mitgründer: «Null Verkaufsdruck»

finews.ch hat den Deal zwischen Yokoy und TravelPerk mit Philippe Sahli, dem CEO und Mitgründer von Yokoy, besprochen.

«Wir hatten null Verkaufsdruck», stellt er eingehend klar. Dank der letzten Finanzierungsrunden sei man für längere Zeit ausreichend kapitalisiert und liquide gewesen.

Kombination aus Travel und Expense

Bei Yokoy kenne man TravelPerk seit der Gründung und habe operativ bereits eng zusammengearbeitet. «Gemeinsam sind wir zum Schluss gekommen, dass vom Markt zunehmend integrierte Lösungen für Travel & Expense verlangt werden.»

Yokoy habe seine zentrale Stärke im Bereich des Spesenmanagements, also der Expenses; TravelPerk sei hingegen bei den Reiseprodukten für Geschäftskunden besonders stark, also Travel.

Operationelle Kontinuität

«Wie die Integration auf der Produktseite genau aussehen wird, ist noch nicht ganz klar. Yokoy wird aber als eigenständige App weiterbestehen mit der Möglichkeit, neben TravelPerk auch andere Reiseanbieter einzubinden», sagt Sahli. Umgekehrt werde TravelPerk die Yokoy-Technologie komplett einbinden, aber ebenfalls alternative Tools zur Spesenabrechnung weiter integrieren.

Zu den finanziellen Eckdaten ist gemäss Sahli Stillschweigen verabredet worden. Zu welchem Wert die Aktien übertragen werden respektive ob bisherige Investoren wie Sequoia Capital und mit ihr beispielsweise Swisscom Ventures und SIX Fintech Venture einen Abschreiber hinnehmen müssen, will er nicht sagen. «Für die bestehenden Investoren von Yokoy handelt es sich um einen finanziell vorteilhaften Deal.»

«Kein Exit»

TravelPerk war im letzten Jahr EBIT-positiv. Wie sieht es bei Yokoy aus? «Auch darüber kann ich keine Auskunft geben.»

Weder handle es sich um einen Exit, noch sei der Schweizer Standort gefährdet, so der Yokoy-Mitgründer. Er selbst werde auch in der neuen Struktur im Unternehmen bleiben. «Die Schweiz ist für uns ein wichtiger Markt. Viele Key-Entwickler und Leute von der ersten Stunde sind hier angesiedelt.»

Sequoia Capital seit 2022 an Bord

Im Jahr 2019 gegründet, sammelte Yokoy in den letzten zwei Finanzierungsrunden von 2021 und 2022 über 106 Millionen Dollar ein, davon den Grossteil (80 Millionen) im Rahmen einer B-Finanzierungsrunde unter der Leitung des amerikanischen Venture-Capital-Giganten Sequoia Capital aus Menlo Park im Silicon Valley.

Damals wurde eine Firmenbewertung von 500 Millionen Dollar kommuniziert.

Steiler Entwicklungspfad

Kurz nach der Gründung hatte Yokoy das Spesen-Tool Flowexpense übernommen (finews.ch berichtete). Ungefähr gleichzeitig wurde, unter anderem auf finews.ch, die Expansion nach Österreich angekündigt, wenig später nach Deutschland.

Mit Kunden, die eine gewisse Strahlkraft aufweisen, wie beispielsweise dem mit Roger Federer verbundenen Sportschuh-Produzenten On, wie auch auf finews.ch vermeldet, oder mit der Uhrenmarke Breitling unter CEO Georges Kern, hielt sich das Startup im Gespräch.