Weil das kleine Sultanat Oman nicht über dieselben Öl- und Kapitalreserven wie seine reichen Nachbarn verfügt, hat der tiefe Ölpreis das Land in den vergangenen Jahren erheblich getroffen, schreibt Kinan Khadam-Al-Jame auf finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Das Sultanat Oman wird seit dem Jahr 1970 vom Sultan Qabus ibn Sa’id Al Sa’id regiert. Der Sultan ist beliebt, und das Land verzeichnet unter seiner Herrschaft stetige Verbesserungen in seiner humanitären Entwicklung. Oman ist eine absolute Monarchie, weshalb der Sultan die Exekutivgewalt hat. Die Regierungsbehörden haben bei der Entscheidungsfindung lediglich beratende Funktion.

In den vergangenen Jahren hiess es, dass der Sultan gesundheitliche Probleme habe. Es wurde jedoch offiziell nie ein Nachfolger ernannt. Dadurch entstehen Risiken in Bezug auf die Vorhersehbarkeit und die Kontinuität der politischen Entscheidungsfindung.

«Das Land will durch den Verkauf von Staatsfirmen seine Abhängigkeit vom Öl verringern»

Seit Juni 2014 haben sowohl die Konjunktur als auch der Staatshaushalt Omans unter dem niedrigen Ölpreis gelitten. Denn das Land verfügt nicht über die umfassenden Öl- und Kapitalreserven seiner reichen Nachbarn. Entsprechend wurde der Haushalt Omans vom Überangebot an Öl hart getroffen. Da das Wirtschaftswachstum nun nachlässt, ist Oman mit zwei Defiziten konfrontiert. Das ist keinesfalls eine Überraschung, da die Leistungsbilanz und der gesamtstaatliche Haushaltssaldo stark miteinander zusammenhängen.

Der Haushalt für 2016 wurde auf der Grundlage eines geschätzten Ölpreises von 45 Dollar je Barrel erstellt. Das Haushaltsdefizit lag schliesslich weitaus höher, nämlich bei rund 13,7 Milliarden Dollar. Das war teilweise darauf zurückzuführen, dass der Ölpreis im Durchschnitt 39 Dollar betrug. In den kommenden Jahren will das Land durch den Verkauf einiger Staatsunternehmen seine hohe Abhängigkeit vom Öl denn auch verringern.

«Die Währungen von Oman war knapp drei Jahrzehnte an den Dollar gekoppelt»

Eine weitere Diversifikation plant die Regierung mit der Tanfeedh-Initiative, die jüngst mit der malaysischen Regierung lanciert wurde. Ziel dieser Initiative ist die Ankurbelung der Anlagemöglichkeiten im privaten Sektor, insbesondere in spezifischen Bereichen wie Tourismus, Verarbeitung, Transport, Logistik, Bergbau und Fischerei, um so einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum und zur Schaffung neuer Stellen zu leisten.

Die Währungen von Oman war knapp drei Jahrzehnte an den Dollar gekoppelt. Diese Dollar-Koppelung war ein festes Standbein, hatte niedrigere Transaktionskosten zur Folge und vereinfachte die Führung der Wirtschaftspolitik.

«Die Änderung darf nicht in einer schlagartigen Abwertung beruhen»

Zugestandenermassen beruht ein Druck auf die Liquidität und die Wechselkurse im Haushaltsdefizit und im starren Produkt- und Arbeitsmärkte. Infolgedessen sollte der Schwerpunkt der Politik darauf liegen, dass geplante Haushalts- und Strukturreformen die Ressourcenallokation in der Wirtschaft verbessern.

Vor diesem Hintergrund könnte eine stärkere Flexibilität des Wechselkurses eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Reformen spielen. Um eine ungewollte Volatilität zu vermeiden, darf die Änderung nicht in einer schlagartigen Abwertung beruhen, sondern eher in einer diskreten Umstellung auf einen Währungskorb. Dieser muss so strukturiert sein, dass die Wettbewerbsfähigkeit zunächst erreicht und dann beibehalten wird.


Kinan Khadam-Al-Jame ist Investmentchef und Leiter für Portfolio-Management bei der Reyl Finance (MEA), Ltd. einer Tochter der Genfer Bankengruppe Reyl.


Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Oliver Berger, Rolf Banz, Samuel Gerber, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Samuel Gerber, Nuno Fernandes, Beat Wittmann, Richard Egger, Didier Saint-Georges, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Katharina Bart, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Andreas Britt, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Frédéric Papp, Brigitte Strebel, Peter Hody, Mirjam Staub-Bisang, Guido Schilling, Claude Baumann, Adriano B. Lucatelli, Nicolas Roth, Thorsten Polleit, Kim Iskyan, Dan Steinbock, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer und Peter Kurer.