Mit Alibaba, Tencent und anderen asiatischen Technologie-Riesen liess sich in diesem Jahr viel Geld verdienen. In seinem Essay auf finews.first verrät James Syme, warum man sich nun auf andere Werte besinnen muss.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Langfristig haben Aktien aus Schwellenländern in Dollar eine Gesamtrendite von 11,3 Prozent pro Jahr erzielt und zwar seit Bestehen des MSCI Emerging Markets Total Return Index 1988. Dem steht eine annualisierte Gesamtrendite von 8,0 Prozent für Aktien aus entwickelten Märkten gegenüber – basierend auf dem MSCI World Total Return Index im gleichen Zeitraum.

Der MSCI Emerging Markets Total Return Index avancierte im bisherigen Jahresverlauf bis zum 30. November sogar um 36,3 Prozent, weit stärker als im erwähnten langfristigen Jahresdurchschnitt. Nicht weniger als 49 Indexkomponenten haben sich seit Jahresbeginn sogar mehr als verdoppelt. Davon befinden sich 22 im Bereich der Informationstechnologie, einschliesslich der chinesischen Internet-Schwergewichte Tencent und Alibaba.

«Ich denke, dass das Geschäftsmodell von Tencent eines der stärksten der Welt ist»

Auch andere asiatische Mega-Cap-Technologiewerte haben sich sehr gut entwickelt: Samsung Electronics (+58,0 Prozent), Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC; +41,6 Prozent) sowie Naspers, eine südafrikanische Holdinggesellschaft mit einem Anteil von 33,2 Prozent an Tencent (+76,5 Prozent).

Ich denke, dass das Geschäftsmodell von Tencent eines der stärksten der Welt ist. Obwohl der gesamte adressierbare Markt kleiner ist als der von Facebook, trägt das Kerngeschäft weiterhin zum Umsatzwachstum bei, ohne zu sehr von Werbung abhängig zu sein. Das Cloud- und Zahlungsgeschäft haben die Erwartungen der Analysten sogar übertroffen, während der Kostendruck im Videogeschäft nachzulassen scheint.

Die Aktienkurs-Entwicklung ist der Gewinn-Entwicklung vorausgeeilt. Tencent wird mit dem 37,6-fachen der geschätzten Gewinne für 2018 bewertet. Dies liegt in der Nähe des 40-fachen Gewinns, der bislang höchsten Bewertung der Aktie. Selbst unter Annahme weiterer signifikanter Erfolge in den Bereichen Cloud, Payment und Video dürfte das weitere Upside-Potenzial limitiert sein, weshalb ich davon abrate, Tencent direkt zu halten.

«Ich stufe Naspers im Vergleich zu Tencent als unterbewertet ein»

Interessanter sind Positionen in Naspers. Das Unternehmen respektive dessen Aktie wird mit einem tiefen Abschlag zu seinem zugrunde liegenden Netto-Inventarwert gehandelt (respektive zur Beteiligung an Tencent). Ich stufe Naspers im Vergleich zu Tencent als unterbewertet ein und erachte ein Engagement an Naspers als wesentlich günstiger und defensiver.

Alibaba ist eine Aktie, die in den letzten beiden Quartalen 2017 sehr gute Ergebnisse geliefert hat, sowohl dank der Monetarisierung der chinesischen Nutzerbasis, sowie dank dem Wachstum im internationalen Geschäft. Dies scheint durch den jüngsten Kursanstieg signifikant eingepreist worden zu sein, und ich finde oberhalb des Niveaus von 180 Dollar pro Aktie nur noch begrenztes Potential – vor etwa zwei Jahren kostete die Alibaba-Aktie erst 64 Dollar.

«Mein Bewertungsprozess veranlasst mich nun, diese Werte differenzierter zu betrachten»

Im Halbleiterbereich erscheint mir die Bewertung von TSMC über dem 15-fachen künftigen Gewinn herausfordernd. Allerdings ist nicht zu leugnen, dass das Unternehmen mit seinen Hochleistungs-Chips einen Vorsprung hat. Ebenso beeindruckend ist die hohe Kapitalrendite, die in den letzten vier Quartalen erzielt wurde. Im Kontrast dazu halte ich die niedrige Bewertung, die starke operative Performance und die verbesserte Corporate Governance bei Samsung Electronics für sehr attraktiv.

Grosse Indexkomponenten mit hohen Renditen können für Portfoliomanager eine Herausforderung darstellen. Ich habe hohe Renditen mit asiatischen Mega-Cap-Technologiewerten erzielt, aber mein Bewertungsprozess veranlasst mich nun, diese Werte differenzierter zu betrachten.


Der Brite James Syme ist Senior Fondsmanager beim Londoner Vermögensverwalter J O Hambro Capital Management. Er stiess im Mai 2011 zum Unternehmen und ist heute für die verschiedenen Anlagestrategien in den Schwellenländern verantwortlich. Er studierte in Cambridge und arbeitete in der Folge bei diversen namhaften Finanzinstituten wie Henderson (heute Janus Henderson), Société Générale und Baring Asset Management.


Bisherige Texte von: Rudi BogniOliver BergerRolf BanzSamuel GerberWerner VogtWalter WittmannAlfred Mettler, Robert HolzachCraig MurrayDavid ZollingerArthur BolligerBeat KappelerChris RoweStefan GerlachMarc LussySamuel Gerber, Nuno FernandesRichard EggerDieter RuloffMarco BargelSteve HankeUrs Schoettli, Maurice PedergnanaStefan Kreuzkamp, Oliver BussmannMichael BenzAlbert Steck, Andreas BrittMartin DahindenThomas FedierAlfred MettlerBrigitte StrebelPeter HodyMirjam Staub-BisangNicolas RothThorsten PolleitKim IskyanStephen DoverDenise Kenyon-RouvinezChristian DreyerKinan Khadam-Al-JameWerner E. RutschRobert HemmiClaude BaumannAnton AffentrangerYves MirabaudHans-Martin KrausGérard GuerdatDidier Saint-GeorgesMario BassiStephen ThariyanDan SteinbockRino BoriniBert FlossbachMichael HasenstabGuido SchillingWerner E. RutschDorte Bech VizardAdriano B. LucatelliKatharina BartMaya BhandariJean TiroleHans Jakob RothMarco MartinelliBeat WittmannThomas SutterTom KingWerner PeyerThomas KupferPeter Kurer, Arturo Bris, Michel Longhini, Frédéric Papp und Claudia Kraaz.