Für die Geschlechtergleichstellung brauche es mehr als nur #MeToo und #WomensMarch, schreibt Claire Shaw auf finews.first und berichtet aus der von Männern dominierten Vermögensverwaltung.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


#MeToo, #TimesUp und #WomensMarch: Im vergangenen Jahr gab es die grössten Fortschritte in Richtung Geschlechter-Gleichstellung seit der Suffragettenbewegung. Fest entschlossen und voller Energie setzen Aktivistinnen das Thema weltweit ganz oben auf die Tagesordnung. Doch damit sich wirklich etwas ändert, braucht es viel mehr. Anlässlich des internationalen Frauentags berichte ich aus der von Männern dominierten Branche – der Vermögensverwaltung.

Die männerdominierte Investmentbranche hat beim Thema Geschlechter-Gleichstellung noch einen langen Weg vor sich. Die jüngsten Zahlen aus Grossbritannien sind gleichzeitig erstaunlich und deprimierend. Gemäss dem Alpha Female Research von Citywire  wird nach wie vor nur einer von zehn Fonds von einer Fondsmanagerin verwaltet. Weltweit werden gerade mal 7 Prozent der öffentlich vertriebenen Fonds, die 4 Prozent des Vermögens ausmachen, von einer Frau verwaltet – oder anders formuliert: Wir haben es immer noch mit einem Männerclub zu tun. Bis sich daran etwas ändert, wird es noch viele Jahre dauern.

«Frauen haben da leider weniger Glück»

Dennoch bin ich zuversichtlich. Denn im Laufe meiner Karriere wurden bereits deutliche Fortschritte erzielt. Es gibt tatsächlich immer mehr Frauen in Investmentteams. Gleichzeitig erkennt die Branche zunehmend, welche Vorteile Geschlechtervielfalt mit sich bringen kann. In den kommenden Jahren dürften noch mehr Frauen in Führungspositionen aufsteigen. In Europa arbeitete ich schon früher für Vermögensverwalter, die explizit weibliche Fondsmanager und gemischte Teams forderten.

Ich hatte aber auch das Glück, Vorgesetzte zu haben, die mich unterstützten und mir die notwendige Flexibilität einräumten, um sowohl Mutter als auch Fondsmanagerin zu sein. Andere Frauen haben da leider weniger Glück.

«Frauen können Mütter sein und gleichzeitig Karriere machen»

Darum müssen Frauen, die sich für Familie und Karriere entscheiden, in der Branche besser unterstützt werden – und dies muss weit über die Unterstützung von Frauen mit kleinen Kindern in Form des Mutterschaftsurlaubs hinausgehen. Durch eine grössere Flexibilität wird der Anteil von Frauen im Fondsmanagement zunehmen. Die zusätzliche Vielfalt wird sich positiv auf die Unternehmensleistung auswirken. Ich bin überzeugt: Frauen können Mütter sein und gleichzeitig Karriere machen. Sie müssen sich nicht für eines von beidem entscheiden. Diese Botschaft möchte ich meinen Kolleginnen mit auf den Weg geben.

Parallel dazu müssen Unternehmen den Wandel der Elternrollen positiv begleiten und Eltern mehr Flexibilität einräumen. Auch Mütter, die – oft nach langer Pause – wieder in den Beruf zurückkehren, was eine grosse Herausforderung darstellen kann, müssen unterstützt werden. Einige Unternehmen setzen sich bereits aktiv dafür ein, es ihren Mitarbeitenden zu ermöglichen, neben ihrer Karriere eine Familie zu gründen. Ausserdem wollen diese Firmen den Frauenanteil durch gezielte Rekrutierungsstrategien erhöhen.

«Leider stossen Frauen in der Finanzbranche heute immer noch an Grenzen»

Insofern bin optimistisch für die Zukunft meiner Tochter. Sie wird in einer Welt aufwachsen, in der Chancengleichheit für Frauen besteht. Dies betrifft die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede und den Anteil von Frauen in Führungspositionen. Leider stossen Frauen in der Finanzbranche heute aber immer noch an Grenzen. Diese Grenzen müssen wir durchbrechen.


Claire Shaw ist Portfolio Managerin des Oyster European Mid & Small Cap bei SYZ Asset Management.


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