Francesco Magistra: «Jetzt schlägt die Stunde Lateinamerikas»
Argentinien könnte als Modell für andere Nationen dienen, die sich aus wirtschaftlichen Turbulenzen befreien wollen, und eine Welle von Reformen und Innovationen in der Region auslösen, schreibt Francesco Magistra in seinem Essay für finews.first.
In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.
Das erste Amtsjahr von Javier Milei hat in Argentinien eine Welle des Optimismus ausgelöst. Seine mutigen Massnahmen haben begonnen, die Staatsfinanzen zu stabilisieren und die Inflation zu senken, was ein günstigeres wirtschaftliches Umfeld schafft. Das Engagement seiner Regierung für Haushaltsdisziplin und Deregulierung hat nicht nur das Vertrauen der Investoren wiederhergestellt, sondern auch den Bankensektor dazu befähigt, den privaten Sektor erneut zu erschwinglichen Konditionen zu finanzieren.
Dieser erneute Zugang zu Krediten ist entscheidend für Unternehmertum und die Schaffung von Arbeitsplätzen und ebnet den Weg für eine lebendigere Wirtschaft.
Die Ergebnisse dieser Reformen werden zunehmend sichtbar. Die Inflation, welche die Wirtschaft jahrzehntelang belastet hat, wird bald einstellig sein, während die Regierung erstmals seit 100 Jahren einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen kann. Mit der Stabilisierung der Preise gewinnen die Konsumentinnen und Konsumenten ihre Kaufkraft zurück, was zu einer Belebung der Binnennachfrage und Investitionen führt.
«Milei war der erste Präsident, der nach den US-Wahlen in Mar-a-Lago empfangen wurde»
Um die Bürokratie abzubauen, hat die Regierung eine Webplattform eingerichtet, auf der Bürger Gesetze und Vorschriften melden können, die reformiert oder abgeschafft werden sollten. Dieser vereinfachte Prozess hat ein Gefühl der Mitgestaltung geschaffen, mit täglichen Updates, die positive Veränderungen durch die Regierung dokumentieren. Die Wirtschaft und die Menschen fühlen sich revitalisiert, und der Armutsindex ist deutlich gesunken.
Vergleicht man Mileis Ansatz mit demjenigen von Nayib Bukele in El Salvador, ergeben sich interessante Parallelen: Beide Führer haben entschlossene Massnahmen ergriffen, um ihre Wirtschaften umzugestalten und mit dem Status quo zu brechen, indem sie sich bewusst von den Empfehlungen linksgerichteter NGOs und globaler Organisationen distanzierten, die stets ihre Agenden durchsetzen wollten.
Der Schwerpunkt in beiden Ländern liegt auf der klaren Reduzierung des öffentlichen Sektors und der Entlastung des privaten Sektors. Bukeles Hinwendung zu Bitcoin und seine Betonung technologischer Innovationen sollen Investitionen anziehen und die finanzielle Inklusion fördern, während Milei sich zunächst auf traditionelle Marktstrukturen und die Wiederherstellung finanzieller Disziplin konzentriert hat. Die Strategien beider Führer spiegeln ihre unterschiedlichen Kontexte wider, teilen jedoch das Engagement, eine wohlhabendere Zukunft für ihre Nationen zu schaffen.
«Der Optimismus über Mileis Führungsstil ist greifbar»
Mit Blick auf die Zukunft könnte die Regierung von Donald Trump und mit Elon Musk spannende Impulse für die globale Wirtschaftsdynamik setzen. Bemerkenswert ist, dass Milei der erste Präsident war, der nach den US-Wahlen in Mar-a-Lago empfangen wurde, wo er als alter Freund willkommen geheissen wurde und Ehrengast bei den Zeremonien in Washington war.
Dies schafft nicht nur mehr Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit, sondern ebnet auch den Weg für eine vertiefte und möglicherweise bevorzugte Handelskooperation – es ist von einem Freihandelsabkommen mit den USA die Rede. Sein Minister für Deregulierung, Federico Sturzenegger, tauscht sich aktiv mit Musk und dem neu geschaffenen DOGE-Büro aus.
Der Optimismus über Mileis Führungsstil ist greifbar, da das Land beginnt, die konkreten Vorteile seiner Reformen zu spüren. Während Milei seine Erfolge weiter ausbaut, könnte er zu einem Vorbild für andere Nationen werden, die sich aus wirtschaftlichen Turbulenzen befreien wollen, und eine Welle von Reformen und Innovationen in der Region inspirieren.
«Die Börse in Buenos Aires hat Mileis Errungenschaften reichlich belohnt»
Die Börse in Buenos Aires hat Mileis Errungenschaften 2024 mit einer starken Rallye belohnt. Unter den allgemeinen Kursgewinnen sticht besonders der Energiesektor hervor, nicht zuletzt dank der vielversprechenden Aussichten des «Vaca Muerta»-Projekts, das als weltweit bedeutendster Öl- und Gasfund gilt.
Schnelle Entwicklungen sind im Gange: YPF, Argentiniens führendes Ölunternehmen, investiert zusammen mit Partnern stark in dieses Ölfeld und plant ein monumentales LNG-Werk im Wert von 13 Milliarden Dollar. Mit der erfolgreichen Umsetzung wichtiger Ziele und einer erheblichen Neubewertung von Aktien scheint eine vollständige Privatisierung teilweise staatlich gehaltener Unternehmen nach den Novemberwahlen wahrscheinlich, was dem Markt einen weiteren Schub verleihen könnte.
«Die politische Landschaft Lateinamerikas steht vor spannenden Veränderungen»
Wie bereits bei Alberto Fujimori in Peru in den 1990er-Jahren könnten die Reformen auch in Argentinien eine nachhaltige Entwicklung auslösen, die weit über die Landesgrenzen hinausgeht. Die politische Landschaft Lateinamerikas steht vor spannenden Veränderungen, und das kommende Jahrzehnt könnte für die Region das bedeutendste seit langem werden.
Francesco Magistra ist Verwaltungsratspräsident der Tessiner Nemesis Group in Lugano sowie Partner bei der Firma Osiris Asset Management in Vaduz im Fürstentum Liechtenstein. Nach Abschluss seiner Ausbildung in New York wurde er zum Repräsentanten des Schweizerischen Bankvereins (SBV, später UBS) in Lima und danach in Montevideo ernannt. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz nahm er das Vertriebsentwicklungs-Projekt «Fixed Income Emerging Markets» wieder auf, bevor er als Head of Latin America mit Verantwortung für Brasilien, Argentinien, Venezuela, Peru nach Lugano zurückkehrte. Insgesamt war er 15 Jahre für die UBS tätig. Seit 2001 ist er selbständig.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Shanna Strauss-Frank, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Ha Duong, Teodoro Cocca, Jan Brzezek, Nicolas Mousset, Beat Weiss, Pascal Mischler, Andrew Isbester, Konrad Hummler, Jan Beckers, Martin Velten, Katharine Neiss, Claude Baumann, Daniel Roarty, Kubilaqy Yalcin, Robert Almeida, Karin M. Klossek, Marc Taverner, Charlie T. Munger, Daniel Kobler, Patrick Stauber, Anna Rosenberg, Judith Wallenstein, Adriano Lucatelli, Daniel Goleman, Val Olson, Brice Prunas, Frances Weir, Luis Maldonado, Francesco Magistra, Nadège Lesueur-Pène, Massimo Pedrazzini, Eric Sarasin, Dina Ting, Christopher Gannatti, Shaniel Ramjee, Mihkel Vitsur, Nannette Hechler-Fayd'herbe, Ralph Ebert, Mark Denham, Francesco Mandalà, Mariolina Esposito, Maryann Umoren Selfe, Dominique Gerster, Christian Kälin, Nadège Dufossé, Benjamin Melman, Brigitte Kaps, Florin Baeriswyl, Marc Reinhardt, Thomas Holderegger, Bruno Cavalier, Gary Burnison, Louise Curran, Adrian Cox, Philip Adler, Serge Fehr, Marc Lussy, Axel Brosey, Colin Vidal, Vivien Jain, Ralf Zellweger, Maria Vassalou, Nico Fiore, Gary Burnison, Thomas Signer, Brigitte Kaps, Andreas Ita, Leon Curti, Remo Badertscher, Alexis Marinof, Olivier Kessler, Beat Wittmann, Jacques Aurélien Marcireau, Patricia Ordody und Marc Palahi.