Die US-Wahlen rücken näher. Welche Auswirkungen ein Sieg von Kamala Harris oder Donald Trump hätte, und wie sich das jeweilige Szenario auf die Aktienmärkte auswirken könnte, analysiert Axel Brosey in seinem Beitrag auf finews.first.
Der Ausgang der US-Wahl ist weiter völlig offen. Laut Umfragen konnte sich bisher weder Kamala Harris noch Donald Trump in den wichtigen «Swing States» – wie Arizona, Georgia oder Nevada – klar absetzen. Die Mehrheiten in diesen Staaten sind hauchdünn und wechseln regelmässig. Klarer ist hingegen, welche wirtschaftlichen Zielsetzungen die beiden Kandidaten bei einem Wahlsieg verfolgen würden. Insbesondere bei den vier Themen Marktregulierung, Steuern, Außenwirtschaft sowie beim Klimaschutz liegen Donald Trump und Kamala Harris teils meilenweit auseinander.
Harris verfolgt eine wirtschaftspolitische Strategie, die auf mehr Regulierung und Verbraucherschutz abzielt. Sie plant Massnahmen zur Entlastung für die Mitte der Gesellschaft – etwa die Senkung von Lebensmittelpreisen durch ein Verbot von Preistreiberei und die Begrenzung der Macht grosser Konzerne. Ausserdem möchte sie den Wohnungsbau fördern und bis zu drei Millionen neue Einheiten schaffen, um die Mietpreise zu stabilisieren. Ein weiteres zentrales Ziel ist die Unterstützung von Erstkäufern von Immobilien sowie Steuererleichterungen für Familien und kleine Unternehmen.
Im Gesundheitsbereich setzt Harris auf die Senkung der Medikamentenpreise und die Tilgung medizinischer Schulden sowie eine Senkung der Prämien der Krankenversicherung «Obamacare». Auch Familien sollen mit einer Erhöhung des Kinderfreibetrags und Steuererleichterungen entlastet und Arbeitnehmer in essenziellen Berufen und kleinen Unternehmen besser unterstützt werden.
«Interessant ist auch, wie beide Kandidaten die Aussenwirtschaft bewerten»
Im Gegensatz dazu setzt Trump auf Deregulierung zugunsten von Unternehmen. Er sieht übermässige Regulierung als Hindernis für das Wirtschaftswachstum und glaubt, dass weniger staatliche Eingriffe Unternehmen ermöglichen, flexibler auf die Bedürfnisse des Marktes zu reagieren. Trumps Steuerpolitik hingegen konzentriert sich auf die Verlängerung der Steuersenkungen von 2017 – konkret darauf, die Unternehmenssteuern weiter zu senken und die Steuern auf Sozialversicherungsleistungen für Senioren abzuschaffen.
Interessant ist auch, wie beide Kandidaten die Aussenwirtschaft bewerten: Harris verfolgt einen diplomatischen Ansatz, der auf Zusammenarbeit und internationale Normen setzt. Sie bevorzugt Verhandlungen und Kooperationen anstelle von Konfrontationen. Trump hingegen vertritt eine protektionistische Politik, die auf Handelskriege und höhere Zölle setzt, insbesondere gegenüber China, das er als wirtschaftlichen Hauptgegner betrachtet.
Beim Klimaschutz gibt es ebenfalls klare Unterschiede. Harris setzt auf die Fortführung der Klimaschutz-Massnahmen der Biden-Administration und unterstützt internationale Klimakooperationen wie das Pariser Abkommen. Sie möchte den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben. Trump hingegen lehnt die meisten Klimaschutz-Initiativen ab, fördert fossile Brennstoffe und setzt auf die Deregulierung der Energiebranche. Er sieht fossile Energien als zentral für die Energieunabhängigkeit der USA und lehnt den Ausbau von erneuerbaren Energien als zu teuer und ineffizient ab.
«Wahljahre sind in der Regel gute Börsenjahre»
Diese Positionen zeigen die deutlichen Gegensätze zwischen den beiden Kandidaten in den Bereichen Marktregulierung, Steuern, Aussenpolitik und Klimaschutz. Insgesamt verfolgt Harris eine keynesianische-inspirierte Politik, Trump hingegen eine neoliberal-inspirierte Politik.
Wahljahre sind in der Regel gute Börsenjahre, weil unabhängig vom Ausgang neue Impulse gesetzt werden. Die Politik setzt die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Letztlich werden die Dinge aber oft nicht so drastisch umgesetzt, wie sie ursprünglich angekündigt wurden. Daher ist eine moderate bis positive Entwicklung der Aktienmärkte wahrscheinlich. Die Kapitalmärkte nehmen Entwicklungen oft vorweg. Ein Blick auf die diesjährigen Bewertungsveränderungen der beschriebenen Sektoren legt den Schluss nahe, dass mögliche negative Aspekte bereits vorweggenommen wurden.
Doch was würden die Wahlsiege der beiden Kandidaten jeweils für die Märkte bedeuten? Tatsächlich könnte Trump kurzfristig von den Börsen positiver aufgenommen werden – immerhin würden Steuererleichterungen und Deregulierung zunächst positiv auf Unternehmensgewinne wirken. Mittelfristig könnte sich seine angestrebte protektionistische Agenda jedoch durchaus negativ auswirken.
Mit ihrer bevorzugten Stärkung der Verbraucher und Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastruktur steht Harris langfristig für ein stabileres und nachhaltigeres Wachstum. Dies würde sich mittelfristig wahrscheinlich positiv auf die Börse auswirken. Es liegt an den Amerikanerinnen und Amerikanern, für welchen Weg sie sich entscheiden – das Ergebnis werden wir am 5. November 2024 sehen.
Axel Brosey verantwortet als Senior Fund Manager in der Laiqon-Gruppe den Aktienfonds LF – Green Dividend World, der sich auf globale Dividendentitel fokussiert, die einen möglichst positiven ökologischen Beitrag leisten.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Olivier Kessler, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Andreas Ita, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Thomas Signer, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Shanna Strauss-Frank, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Ha Duong, Teodoro Cocca, Jan Brzezek, Nicolas Mousset, Beat Weiss, Pascal Mischler, Andrew Isbester, Konrad Hummler, Jan Beckers, Martin Velten, Katharine Neiss, Claude Baumann, Daniel Roarty, Kubilaqy Yalcin, Robert Almeida, Karin M. Klossek, Marc Taverner, Charlie T. Munger, Daniel Kobler, Patrick Stauber, Colin Vidal, Anna Rosenberg, Judith Wallenstein, Adriano Lucatelli, Daniel Goleman, Val Olson, Brice Prunas, Frances Weir, Luis Maldonado, Francesco Magistra, Nadège Lesueur-Pène, Massimo Pedrazzini, Eric Sarasin, Dina Ting, Christopher Gannatti, Shaniel Ramjee, Mihkel Vitsur, Nannette Hechler-Fayd'herbe, Ralph Ebert, Mark Denham, Francesco Mandalà, Mariolina Esposito, Maryann Umoren Selfe, Dominique Gerster, Christian Kälin, Nadège Dufossé, Benjamin Melman, Brigitte Kaps, Florin Baeriswyl, Marc Reinhardt, Thomas Holderegger, Beat Wittmann, Bruno Cavalier, Gary Burnison, Louise Curran, Adrian Cox, Philip Adler, Serge Fehr und Marc Lussy.