Es ist ein einzigartiges Hotel-Konzept: Ein unverwechselbares Haus abseits der Ballungszentren. Unter der Woche sind mehrheitlich Manager Gäste, die das Hotel für Homeoffice und Team-Offsites nutzen, und am Wochenende Familien. Nun prüft der deutsche Anbieter, sein Erfolgsmodell auch in der Schweiz einzuführen.
Das St. Oberholz Retreat muss man erst einmal finden. 90 Autofahr-Minuten von Berlin und Hamburg entfernt liegt der ehemalige Gutshof abseits von jeglicher Grossstadt-Hektik im beschaulichen Leizen im Westen der Mecklenburgischen Seenplatte.
Selbst die gut 480 Bewohner des Dorfes realisierten lange Zeit nicht, dass aus dem einstigen Gutshof ein schickes Hotel geworden ist.
«Pilgerort» für Manager
Die Abgeschiedenheit ist bewusst gewählt. Wer im St. Oberholz Retreat absteigt, sucht die Nähe zur Natur und/oder Ruhe.
Das funktioniert. Unter der Woche ist das Hotel zu einem «Pilgerort» für Manager geworden, die von hier Homeoffice bestreiten und Team-Offsites organisieren. An den Wochenenden wird das Haus von vielen Familien in Beschlag genommen. 90 Prozent der Gäste kommen aus Hamburg oder Berlin. Und genau das wollte man auch erreichen.
Das St. Oberholz Retreat. (Bild: zVg)
2023 wurde das St. Oberholz Retreat eröffnet, und bereits im ersten Jahr vermochte es, sich zu etablieren: Die Auslastung lag bei stolzen 65 Prozent.
Vom Experten für Phänomene des Neuen Arbeitens
Hinter dem eigenwilligen Hotelkonzept stehen Ansgar Oberholz und Koulla Louca. Sie gründeten 2005 gemeinsam das St. Oberholz: Ein heute international bekanntes Creative Hub in Berlin Mitte, das als eines der Epizentren der Berliner Start-up- und Gründerszene gilt.
Ansgar Oberholz berät Unternehmen und Konzerne. Er gilt als Veteran der Entrepreneur-Szene und als Experte für Phänomene des Neuen Arbeitens sowie des digitalen Wandels.
Er sagt: «Wir wollten mit dem Haus in Woldzegarten einen Gegenpol zum Stadtleben schaffen.»
Verständnis vom klassischen Hotelzimmer auflösen
Das zieht sich wie ein roter Faden durchs ganze Haus. Eine Rezeption gibt es im St. Oberholz Retreat nicht, auch keine Lobby im herkömmlichen Sinn. Wenn man die Eingangstür öffnet, steht man bereits mitten im Geschehen: Die Eingangshalle ist als offene Wohnfläche konzipiert.
Jedes Zimmer sieht anders aus, und auf Fernseher wurde bewusst verzichtet. «Wir wollen das Verständnis von einem klassischen Hotelzimmer auflösen», sagt Ansgar Oberholz.
Begegnungen schaffen, Austausch fördern: Dies ist das Konzept des St. Oberholz Retreat. (Bild: zVg)
Ganz offensichtlich ist dies der Kreativität der Gäste förderlich: Im ersten Betriebsjahr wurden im St. Oberholz Retreat drei Bücher geschrieben.
Oberholz ist überzeugt, dass das Modell auch in anderen Orten funktioniert. München, Leipzig und Düsseldorf sind als nächste Standorte im Gespräch. Danach will man sich in die Schweiz vorwagen.
Macht nicht die Tatsache, dass die Firmen vermehrt ihre Leute zurück im Büro haben wollen, seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung? Oberholz verneint: «Homeoffice bzw Co-Working sind zu Bestandteilen des modernen Arbeitens geworden.»