Die Zulassung von neuen Substanzen könnte die Behandlung von Alzheimer revolutionieren. An der sich anbahnenden Ära können auch Investoren partizipieren, schreibt Pascal Mischler in seinem Beitrag für finews.first.
In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.
Die Alzheimer-Krankheit (AD) ist eine der grössten Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft. Trotz enormer Bemühungen in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Entwicklung von Medikamenten gegen Alzheimer als äusserst schwierig erwiesen.
Für umso grössere Aufregung hat in der Fachwelt die Zulassung der ersten krankheitsmodifizierenden Wirkstoffe Aduhelm (von Biogen) und Leqembi (von Eisai) zur Behandlung der Krankheit gesorgt. Die klinischen Daten dieser beiden Wirkstoffe sowie die jüngsten Ergebnisse eines dritten Präparats, des Wirkstoffs Donanemab von Lilly, könnten der Beginn einer neuen Ära sein, in der es endlich Möglichkeiten geben könnte, den Verlauf der Krankheit zu beeinflussen.
«Der Optimismus im Hinblick auf die neue Therapie war nur von kurzer Dauer»
Die Zulassung des Medikaments Aduhelm (Aducanumab) von Biogen durch die US-Arzneimittelbehörde (FDA) 2021 war ein wichtiges Signal. Doch der Optimismus im Hinblick auf die neue Therapie war nur von kurzer Dauer. Er schwand 2022, als die US-Behörde Centers for Medicare & Medicaid Services beschloss, die Kostenerstattung für das Präparat auf jene Patienten zu beschränken, die an den klinischen Studien teilnehmen, die zur Bestätigung des Wirk-samkeits- und Sicherheitsprofils erforderlich sind.
Einige Monate später gab es erneut Grund zum Optimismus, als die FDA mit Leqembi das zweite krankheitsmodifizierende Medikament freigab. Es scheint ein Konsens darüber zu bestehen, dass die Zulassung von Leqembi einer der grössten Meilensteine für die Behandlung von Alzheimer seit Jahrzehnten ist.
Dieser Durchbruch fungiert als Katalysator für neue Forschungsaktivitäten, gibt die Richtung vor und bildet die Grundlage für Kombinationsstudien.
«Auch hier bestehen durch Nebenwirkungen gewisse Unsicherheiten»
In der CLARITY-AD-Studie hat Lecanemab (Leqembi) die primären und alle wichtigen sekundären Endpunkte erreicht und damit seine Wirksamkeit bewiesen. So wurde das Fortschreiten der Krankheit um 27 Prozent reduziert. Die Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheit bedeutet mehr Zeit in weniger schweren Stadien der Krankheit.
Doch auch hier bestehen durch Nebenwirkungen gewisse Unsicherheiten. Die gravierendsten Nebenwirkungen sind Ödeme oder Blutungen im Gehirn (ARIA). Der richtige Ansatz im Umgang mit ARIA wird darüber entscheiden, wie gut das Medikament auf dem Markt angenommen wird. Die zunehmende Komplexität der Alzheimer-Krankheit spiegelt sich allmählich in der Forschungs- und Entwicklungspipeline wider, und mit der Weiterentwicklung von Biomarkern (vor allem im Blut) werden sich völlig neue Möglichkeiten für die Behandlung von Patienten und die Entwicklung von Medikamenten ergeben.
Die Pipeline in der Phase 2, die aus 82 Medikamenten besteht, konzentriert sich auf eine Vielzahl von Mechanismen wie Tau-Tangle-Targeting, Entzündung, Neurotransmission, Stoffwechsel, Vaskularisierung. Um nur einen Bereich besonders hervorzuheben: GLP-1-Wirkstoffe, die heute überall in der Presse als Mittel gegen Übergewicht und Diabetes genannt werden, haben das Potenzial für erhebliche entzündungshemmende Wirkungen bei der Alzheimer-Krankheit.
«Das ist sowohl für die Patienten und ihre Familien als auch für die Investoren interessant»
Der gegenwärtige Stand und die jüngsten Entwicklungen erinnern an die Anfänge der Immunonkologie in den Jahren 2012 sowie 2013. Nach jahrzehntelangem Scheitern lösten die ersten erfolgreichen PD-1-Studien die Entstehung einer ganz neuen Disziplin bei den zugelassenen Krebsmedikamenten aus. Das ist sowohl für die Patienten und ihre Familien als auch für die Investoren interessant.
Für aktive Anleger mit Fokus auf dem Gesundheitssektor bietet der Bereich Alzheimer-Krankheit mittlerweile interessante Anlagemöglichkeiten jenseits der grossen Pharmakonzerne. Ein tiefes Verständnis der Materie und der Wettbewerbslandschaft ist in der Tat eine Voraussetzung, um solche Chancen zu nutzen und von ihnen zu profitieren.
Pascal Mischler ist CEO des Schweizer Asset Managers Kieger, der seinen Schwerpunkt unter an-derem im Healthcare Bereich legt. Zuvor war er zwölf Jahre Country Head von Goldman Sachs Asset Management in der Schweiz. In seinen ersten Berufsjahren war er als Börsenhändler in den USA und an der Genfer Börse tätig.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Adriano B. Lucatelli, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Konrad Hummler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Karin M. Klossek, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Olivier Kessler, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Andreas Ita, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Christian Kälin, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Ralph Ebert, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Thomas Signer, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Nadège Lesueur-Pène, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Ralph Ebert, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Claude Baumann, Shanna Strauss-Frank, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Philip Adler, Brigitte Kaps, Andrew Isbester, Ha Duong, Teodoro Cocca, Beat Wittmann, Jan Brzezek, Florin Baeriswyl, Nicolas Mousset und Beat Weiss.