Viele Kundinnen und Kunden wünschen sich derzeit Sicherheit in einem volatilen makroökonomischen Umfeld und legen dabei grossen Wert auf die Solidität und Stabilität ihrer Bank. Dies sei eine echte Chance für die Schweiz und ihre Bankbranche, insbesondere für das Private Banking, schreibt Serge Fehr in seinem Beitrag für finews.first.

Seit 2022 müssen sich Investorinnen und Investoren durch ein Anlageumfeld navigieren, das geopolitische Instabilität, Bedrohungen für die Wertentwicklung von Finanzanlagen, Inflationsbekämpfung und die Herausforderungen des neuen Zinszyklus umfasst. In der Regel nehmen die Märkte solche Ereignisse vorweg, was bedeutet, dass sie sich bereits in den Bewertungen der Vermögenswerte widerspiegeln.

Dennoch sind wir nicht vor Überraschungen geschützt, wie im Fall der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die entgegen den Erwartungen als erste Bank ihren Leitzins gesenkt hat, oder einem beispiellosen US-Präsidentschaftswahlkampf. Dies hat viele Anleger und Kunden bei ihren Anlageentscheidungen verunsichert.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Kunden besorgt sind und ihnen die Orientierung fehlt. Sie wünschen sich derzeit Sicherheit in einem volatilen makroökonomischen Umfeld und legen dabei grossen Wert auf die Solidität und Stabilität ihrer Bank. Dies ist eine echte Chance für die Schweiz und ihren Bankensektor - und insbesondere für das Private Banking.

«Es gibt jedoch eine bemerkenswerte Tatsache»

Erstens, weil unser Land eine erstklassige politische, finanzielle und regulatorische Stabilität bietet. Ein Land, das immer wieder bewiesen hat, dass es in der Lage ist, zahlreiche, zum Teil sehr komplexe Herausforderungen zu bewältigen und dann wieder zurückzukommen.

Zweitens, weil der Schweizer Finanzplatz im internationalen Vergleich unschlagbar ist, was seine Finanz-Expertise, seinen Ruf, seine soliden Geschäftsmodelle, die Anpassungsfähigkeit und das Dienstleistungsangebot und nicht zuletzt das Know-how seiner Fachleute angeht – ob sie nun für einen Privatkunden, einen institutionellen Anleger oder ein Unternehmen arbeiten.

Zusätzlich zu der Sicherheit und Stabilität, die die Schweiz bietet, bleibt das Ziel der Kunden – vor allem der Privatbanken – unverändert: ihr Vermögen langfristig zu erhalten als auch auszubauen. Es gibt jedoch eine bemerkenswerte Tatsache. Auch wenn die meisten Kunden sich dazu entscheiden, ihre Investitionen zu delegieren, wollen sie dennoch den Prozess verstehen und wissen, woher das Wachstum und die Performance kommen.

«Dies ist Ausdruck eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels»

Ihr Finanzwissen wird immer umfangreicher, und sie wollen sicher sein, dass hinter ihren Portfolios ein hochentwickelter Analyseprozess steht. Die fachliche Natur ihrer Fragen spornt die Banker an, ihre Anstrengungen zu verdoppeln und bei der Betreuung systematische und nachhaltige Exzellenz anzustreben - was auch dazu beiträgt, langfristig Vertrauen aufzubauen.

Während die Herausforderungen, die sich aus dem Investitionsumfeld ergeben, (hoffentlich) eher kurzfristiger Natur sind, liegt längerfristig gesehen eine der grössten Chancen für das Private Banking in der Pensionierung der Babyboomer-Generation und in der Vermögensübertragung auf künftige Generationen.

Einige Studien zeigen, dass in den nächsten fünf Jahren in der Schweiz Vermögenswerte im Wert von fast 80 Milliarden Franken durch Pensionierungen und Unternehmensübertragungen bewegt werden. Dies ist Ausdruck eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels. Was den Vermögenstransfer durch Erbschaften betrifft, so werden die Millennials und die Generation X im selben Zeitraum über 200 Milliarden Schweizer Franken erben.

«Das Thema bereits mit dem Banker besprochen»

Doch wie gut sind die Babyboomer auf diesen monumentalen Wandel vorbereitet? Laut einer Studie von Lombard Odier aus dem Jahr 2023 haben mehr als 80 Prozent der befragten vermögenden Privatpersonen das Thema Ruhestand bereits mit ihrem Banker besprochen oder wollen dies bald tun, um die Folgen abzuschätzen.

Neben der Tatsache, dass es notwendig ist, sich mit den Auswirkungen des Berufsausstiegs zu befassen, gibt es noch eine weitere Erkenntnis: Die meisten Unternehmer und Führungskräfte sind nach wie vor so stark in ihre berufliche Tätigkeit eingebunden, dass sie diese wichtigen Fragen ausgerechnet zu dem Zeitpunkt vernachlässigen, an dem sie idealerweise gestellt werden sollten.

Noch erstaunlicher ist, dass laut derselben Studie fast 40 Prozent der befragten Kunden mit der nächsten Generation über Fragen der Vermögensübertragung sprechen wollen, dies aber noch nicht getan haben. Diese zwei Erkenntnisse verdeutlichen das Ausmass der Chancen, die sich für die Branche bieten.

«Das ist eine Aufgabe, die für das Private Banking wie geschaffen ist»

In dieser beispiellosen Dynamik hat der Private Banking-Sektor zweifellos beträchtliche Stärken. Im Gegensatz zu einem übermässig standardisierten Angebot legt das Private Banking grossen Wert darauf, die Ziele seiner Kunden genau zu hören und anschliessend die individuelle Situation jedes Einzelnen eingehend und detailliert zu analysieren, um massgeschneiderte Lösungen mit hohem Mehrwert anbieten zu können.

Im Mittelpunkt dieses Prozesses steht das zwischenmenschliche Vertrauensverhältnis zwischen dem Kunden und seinem Banker. Oberstes Ziel ist es, die Stabilität des Vermögens im Hinblick auf seine Übertragung zu gewährleisten und gleichzeitig Ergebnisse zu erbringen. Dies setzt eine sorgfältige Planung voraus, die das gesamte Vermögen umfasst. Denn ohne Planung ist keine Vermögensverwaltung möglich. Eine Aufgabe, die für das Private Banking wie geschaffen ist.


Serge Fehr ist Limited Partner und Head of Swiss Market für Privatkunden bei der Schweizer Privatbank Lombard Odier.


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