ETF-Sparpläne – bis vor Kurzem war die Schweiz diesbezüglich noch Brachland. Doch nun kommt das Geschäft in Schwung. Es lassen sich dabei erstmals klare Tendenzen beobachten.
«ETFs sind zu einem Teil meiner DNA geworden», sagt Nima Pouyan und lacht. Seit gut 15 Jahren sind sie nun ein Teil seines Lebens. Nima Pouyan verantwortet bei Invesco das institutionelle Geschäft und den ETF-Bereich in der Schweiz und in Liechtenstein.
Nima Pouyan (Bild: zVg)
Pouyan kommt von der Deutschen Bank, wo er zuletzt als Vice President für den Vertrieb passiver Anlageprodukte in der Schweiz und dem Mittleren Osten verantwortlich war und zuvor führende Positionen bei DWS und Deutsche Bank Wealth Management innehatte.
Starkes Wachstum in den kommenden fünf Jahren erwartet
Seit 2017 betreut er den Bereich ETF für Invesco in der Schweiz. Als er anfing, war das Angebot an ETF-Sparplänen noch sehr überschaubar. Invesco zählte zu den ersten Anbietern hierzulande überhaupt (mit Neon). Vor allem waren die Gebühren für die Geldanlage mit Kleinstbeträgen unverhältnismässig teuer. Mittlerweile gibt es immer mehr Anbieter von kostengünstigen ETF-Sparpläne.
Während in der Schweiz eine Mehrheit ihr Geld weiterhin hauptsächlich auf dem Privat- oder Sparkonto anlegt, sind ETF-Sparpläne in weiten Teil von Europa schon länger das hauptsächliche Anlageprodukt für den Vermögensaufbau. Ende vergangenen Jahres zählte man knapp 7,6 Millionen Sparpläne, in den kommenden fünf Jahren wird mit einem Wachstum auf 32 Millionen Sparpläne gerechnet.
Deutschland ist der mit Abstand grösste Markt. Dies ist auf die hohe Akzeptanz bei Privatanlegern und den zunehmenden Wettbewerbsdruck unter Brokern zurückzuführen, die immer günstigere und flexiblere Sparpläne anbieten. Plattformen wie Trade Republic, Scalable Capital und die Sparkassen bieten ETFs mit niedrigen Kostenstrukturen an und erleichtern den Zugang für eine breite Anlegerschaft.
Markt in der Schweiz wird in nächsten drei Jahren massiv wachsen
Pouyan sagt einen starken Boom bei ETF-Sparplänen voraus. Bereits in den kommenden drei Jahren könnte die Anzahl auf über 500'000 ansteigen.
Dafür sprechen für ihn zwei Gründe: Zum einen ist bei Anlegern verstärkt das Bedürfnis zu beobachten, dass sie Investments selber kontrollieren wollen. Zum anderen sind da die nach wie vor hohen Cash-Bestände. «Die sind in der Schweiz zweieinhalb bis drei Mal so hoch wie in Deutschland und Österreich», sagt Pouyan.
ETF-Sparpläne sind also auch in der Schweiz am Kommen. Folgende Trend lassen sich ausmachen:
- Die meisten beginnen mit monatlichen Einzahlungen von 50 Franken, manchmal auch erst mit zehn Franken. Schon nach relativ kurzer Zeit erhöhen die meisten jedoch ihre Einlagen. «Wir stellen fest: Haben die Kunden erst einmal Vertrauen in die ETF-Sparpläne gefasst, steigen die Spareinlagen auf bis zu 700 Franken», sagt Pouyan. Der Durchschnitt liegt laut Invesco bei rund 450 Franken. Zum Vergleich: In Deutschland sind es durchschnittlich 167 Euro.
- Die Kategorie der 35 und 45 Jahre alten Sparer ist jene mit den höchsten Spareinlagen. Jüngere Sparer setzen oft zuerst auf Valoren von bekannten Unternehmen wie Tesla oder Nvidia sowie auf Kryptowährungen, bevor sie sich für einen ETF-Sparplan entscheiden.
Das Wachstum bei den ETF-Sparplänen ist derzeit gross. «Schon spätestens in einem Jahr wird man an ihnen nicht mehr vorbeikommen, und sie werden sich endgültig im Schweizer Markt durchgesetzt haben», ist Pouyan überzeugt.