Dass man in der Schweiz unablässig an neuen Konzepten und Modellen tüftle, sei für den Erfolg der Startup-Szene entscheidend, findet der Bulgare Antoni Trenchev in seinem Essay für finews.first.
Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.
Die Nachricht über das Ende der Schweiz als Zentrum für Kryptowährungen wäre voreilig. Einige Firmen mögen mit dem Abzug in Länder wie Liechtenstein gedroht haben, weil einige Schweizer Banken erklärten, keine Finanzdienstleistungen mehr für Geschäfte mit virtuellen Währungen zu gewähren. Aber die Schweiz bietet immer noch viel. Es ist auch erfreulich, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) kürzlich namhafte Vertreter des Schweizer Bankensektors getroffen hat, um ihnen ihre Ablehnung im Umgang mit virtuellen Währungen auszutreiben.
Insofern glaube ich nach wie vor an eine glänzende Zukunft für Kryptowährungen in der Schweiz. Das gebirgige Land im Herzen Europas ist und bleibt die Heimat einiger Aushängeschilder der Branche, wie Xapo, Monetas, Metaco, der Ethereum Foundation oder Nexo.
«Die Schweiz ist ein Vorbild, wie ein Staat geführt werden sollte»
Das Crypto Valley, wie der Kanton Zug heute gerne auch genannt wird, bietet Unterstützung von den Behörden, die nötige Infrastruktur und ein geschäftsfreundliches Klima. Unter diesen Prämissen darf es auch nicht erstaunen, dass die Blockchain-Plattform BlockShow die Schweiz kürzlich zum Blockchain-freundlichsten Land der Welt erkoren hat. Und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann sagte unlängst, dass die Schweiz ihr Interesse an virtuellen Währungen verstärken und vom Crypto Valley zur Crypto Nation avancieren sollte. Solche politische Unterstützung ist tatsächlich zentral für die Zukunft von Kryptowährungen.
Es gibt natürlich noch viele andere Gründe, weshalb die Schweiz so attraktiv ist. Als Land ist die Schweiz ein Vorbild, wie ein Staat geführt werden sollte – mit einem dezentralen Regierungssystem und der Verteilung der politischen Macht auf 26 Kantone.
«Dezentralisierung und Innovation machen die Schweiz ideal für Kryptowährungen»
Dezentralisierung ist einer der Hauptgründe, weshalb das Land langfristig so erfolgreich wurde und die Nation zum wahrscheinlich demokratischsten Land der Erde machte. Während andere Regierungen sich am Status Quo festklammern, wird in der Schweiz unablässig an neuen Konzepten und Modellen getüftelt, eine Gewohnheit die der Schweizer Ökonom Robert Nef als «fortdauerndes Experiment» bezeichnet.
Es ist diese Kombination von Dezentralisierung und Innovation, welche die Schweiz zu einem perfekten Standort für Anbieter von Kryptowährungen macht. Im Innovations-Index der World Intellectual Property Organization (WIPO), einer Erhebung basierend auf Infrastruktur, Humankapital und Institutionen, hat das Land 2017 zum siebten Mal in Folge mit seiner Innovationskraft obenaus geschwungen.
«Für Nassim Nicholas Taleb ist die Schweiz das «stabilste Land in der Menschheitsgeschichte»
Besonders gut entwickelt in der Schweiz sind das fachliche Know-how und der Technologie-Output. So hat das Land die höchste Anzahl an Patentgesuchen pro Million Einwohner in ganz Europa – doppelt so viele wie die Holländer, die in dieser Zählung auf dem zweiten Platz rangieren. Als würde es noch mehr Beweise für die führende Rolle in Schweizer Innovationskraft brauchen, berichtete die SIX, die Betreiberin des Schweizer Börse, im vergangenen Monat, dass sie die erste voll integrierte digitale Handelsplattform entwickle.
Die Worte Stabilität und Schweiz scheinen eng miteinander verknüpft zu sein, und die Stabilität der Schweizer Finanzen ist ebenfalls ein entscheidendes Argument, um die Kryptoindustrie anzulocken. Bestsellerautor Nassim Nicholas Taleb hat die Schweiz als das «stabilste Land in der Menschheitsgeschichte» bezeichnet. Ihre Neutralität, eingebettet im politischen System, eine ausserordentlich erfolgreiche Bank- und Versicherungsbranche sowie eine starke Währung ziehen Investitionen und Geschäfte aus aller Welt an.
«Die Schweiz gewährt den Firmen ein stabiles, vorausehbares und effizientes Umfeld»
Die Finma hat spezifische Richtlinien für Initial Coin Offerings (ICO) erlassen, um die Stabilität und Transparenz der Kryptoindustrie abzusichern, und als solches wurde sie eine der ersten Behörden, die diesen Prozess formalisiert hat. Ein Beweis mehr für ihre vorbehaltslose Unterstützung in dieser Sache.
Die Schweiz gewährt Firmen, die der Kryptobranche wichtige Dienstleistungen liefern, ein stabiles, vorausehbares und effizientes Umfeld. Und diesen Prämissen wird die Branche Seite an Seite mit der traditionellen Finanzwelt noch auf viele Jahre hinaus kooperieren können. Der Ausbau dieses Clusters wird auch zum weiteren wirtschaftlichen Wachstum in der Schweiz massgeblich beitragen.
Antoni Trenchev ist Gründer und Managing Partner der in Zug ansässigen Firma Nexo. Die Unternehmung bietet auf Kryptowährungen basierende Sofortkredite an und hilft Unternehmen der Kryptobranche, ihren Besitz an digitalen Vermögen zu behalten, selbst wenn sie einen sofortigen Bedarf an Cash haben. Der Bulgarie ist ein Krypto-Enthusiast seit 2011, und als Parlamentsabgeordneter hat er die Erarbeitung und das Inkrafttreten von Gesetzen für Blockchain-Lösungen für eine Reihe von Dienstleistungen, wie zum Bespiel das e-voting, unterstützt.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Oliver Berger, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Andreas Britt, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Thorsten Polleit, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Didier Saint-Georges, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Adriano Lucatelli, Katharina Bart, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Beat Wittmann, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Peter Hody, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Ralph Ebert, Marionna Wegenstein, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Claude Baumann, Sandro Occhilupo, Claudia Kraaz, Will Ballard, Michael Bornhäusser, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Michel Longhini, Anne Richards und Michael Welti.