Für Investoren war 2022 ein Jahr aussergewöhnlicher Herausforderungen. Die Nerven der Crypto-Anlegerinnen und -Anleger wurden dabei besonders strapaziert: Etwa 74 Prozent der Top-100-Crypto-Assets verzeichneten einen Wertverlust von 80 Prozent und mehr, schreibt Ha Duong in seinem Beitrag für finews.first. Wie geht es nun weiter?
In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.
Seit Beginn 2023 sehen wir jedoch vermehrt Anzeichen für ein wieder positiveres Momentum. Zwar werden eine geringere Liquidität und Trading-Volumina auch in den kommenden Monaten weiterhin für Volatilität im Markt sorgen, doch sollten das breite Deleveraging der Branche und die Marktbereinigung grundsätzlich ein Ende gefunden haben. Investoren sind nun konservativer und mit deutlich weniger Fremdkapitalhebel (Leverage) positioniert als noch im vergangenen Jahr.
Mit der Rallye seit Jahresbeginn hatten nur die wenigsten Marktteilnehmer gerechnet. Investoren sind gegenwärtig tendenziell unterpositioniert. Insbesondere institutionelle Investoren hatten gegen Jahresende ihre Bücher von Crypto-Assets bereinigt, um bestimmte Positionen in ihren Jahresberichten nicht auftauchen zu lassen. Damit haben sie jedoch den Beginn der Erholung seit Anfang 2023 verpasst. Nicht wenige stehen jetzt an der Seitenlinie und warten auf das richtige Signal für einen Wiedereinstieg.
«Die Bitcoin-Blockchain steht vor einem prägenden Ereignis»
Ebenso haben die Liquiditätsreduktionen in der Geldpolitik in den veregangenen Monaten auf globaler Ebene nachgelassen und für weitere Entspannung gesorgt. Entgegen der breiten Meinung zeigen Analysen, dass die Zentralbanken seit dem Tiefpunkt des Marktes im Oktober 2022 netto etwa eine Billion Dollar an Liquidität zugeführt haben.
Zudem gehen Investoren im Zuge des unter Druck stehenden US-Bankenmarkts und den damit einhergehenden systemischen Risiken von einer weniger steilen Zinskurve aus. Verbesserte finanzielle Konditionen und Liquidität im Markt bedeuten in der Regel auch Rückenwind für risikoreichere Assets. Bitcoin und Ethereum reagierten innerhalb weniger Stunden mit deutlichen Kursprüngen auf entsprechende makroökonomische Signale.
Die Bitcoin-Blockchain steht vor einem prägenden Ereignis. So ist durch das anstehende Bitcoin-Halving im März 2024 ein positiver Effekt auf die Kursentwicklung möglich. Die sogenannten Block Rewards, also die Prämien für das Schürfen einer Einheit, werden dann erneut reduziert – von derzeit 6,25 Bitcoin pro Block auf nur noch 3,125 Bitcoin.
«Auch auf Seiten der Regulation sind Fortschritte zu verzeichnen»
Vergangene Halving-Events hatten sowohl vor als auch nach der Halbierung der täglich produzierten Bitcoins eine positive Wirkung auf das Investoren-Sentiment – aufgrund eines reduzierten Verkaufsdrucks, der für die Crypto-Währung nach dem Halving antizipiert wurde. Im Schnitt erreicht BTC 1,3 Jahre vor der Halbierung einen Tiefpunkt und 1,3 Jahre nach der Halbierung seinen Höchststand.
Und auch auf Seiten der Regulation sind Fortschritte zu verzeichnen, und damit sind in vielen Regionen der Welt beschleunigte regulatorische Prozesse zu beobachten. Kurzfristig hatte die Sorge vor zu harter Regulierung für Unsicherheit im Markt gesorgt.
So mussten zwischenzeitlich zahlreiche Crypto-Unternehmen einen Dämpfer in ihrer Kursent-wicklung hinnehmen, nachdem die US-Börsenaufsicht SEC gegen mehrere Crypto-Handelsbörsen wie Coinbase, Kraken oder Binance vorgegangen war. Verschärfte Regulatorik kann ein nicht unerhebliches Risiko für den Markt darstellen. Gerade in den USA ist dies kurzfristig erkennbar – einem Markt, in dem die Regulatorik für Crypto-Assets inzwischen sehr restriktiv und fragmentiert ist.
«Dies dürfte die Akzeptanz von Crypto-Assets weiter begünstigen»
Es ist zu begrüssen, dass das Tempo der regulatorischen Integration nun Fahrt aufnimmt. Auf EU-Ebene wurde im Rahmen des Digitalisierungspakets bereits ein erster wichtiger Schritt durch die Verordnung über «Markets in Crypto-Assets» (MiCA) in diese Richtung getan. Auch mit MiCA und dem DLT-Pilot-Regime schaffen die EU-Regulatoren eine innovative, unionsweite Lösung, die den dezentralen Handel von Crypto-Assets möglich macht.
Auch wenn Details an einigen Stellen noch unklar bleiben und der Bereich des «Decentralized Finance» (DeFi) bislang noch nicht adäquat adressiert wird, sollten die Massnahmen insgesamt zu mehr Rechtssicherheit und Vertrauen führen. Damit schafft die EU wichtige Voraussetzungen für eine flächendeckende Etablierung der Technologie. Dies dürfte die Akzeptanz von Crypto-Assets in der Finanzwelt weiter begünstigen.
«Die Anzahl der Nutzer im Crypto-Ökosystem ist gestiegen»
Etwa 99 Prozent der heute existierenden Crypto-Assets könnten langfristig ihren Wert vollständig verlieren. Insgesamt morgen sehen wir jedoch sehr gute Gründe dafür, dass Bitcoin und Ethereum nicht einfach von heute auf verschwinden werden. Die Anzahl der Nutzer im Crypto-Ökosystem ist gestiegen, die institutionelle Adoption schreitet schnell voran.
Was für alle Assetklassen gilt, trifft besonders auf Crypto-Assets zu: Investitionen sollten nie auf ein kurzfristiges Timen des Marktes ausgerichtet sein, sondern darauf abzielen, an der langfristigen Entwicklung zu partizipieren. Zudem gilt es zu betonen: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Crypto-Assets nach jedem bisherigen Crash erholt und neue Höchststände erreicht haben.
Das gilt auch für den Bitcoin, der vergangene Verluste stets mehr als wettgemacht hat. Wer zum Beispiel vor fünf Jahren in BTC investiert hat, schaut heute auf eine beachtliche Rendite.
Ha Duong ist Director Crypto Strategies und Portfolio Manager des BIT Global Crypto Leaders und BIT Crypto Opportunities bei BIT Capital.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Adriano B. Lucatelli, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Konrad Hummler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Karin M. Klossek, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Olivier Kessler, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Andreas Ita, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Christian Kälin, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Ralph Ebert, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Beat Wittmann, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Thomas Signer, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Nadège Lesueur-Pène, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Ralph Ebert, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Ha Duong, Claude Baumann, Shanna Strauss-Frank, Teodoro Cocca, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Florin Baeriswyl, Philip Adler, Brigitte Kaps und Andrew Isbester.