Finanzinstitute werden oft nicht als wichtige Akteure im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit angesehen. Sie leisten jedoch einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung sozioökonomischer Probleme, schreibt Daniel Roarty in einem Beitrag auf finews.first.
In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.
Nachhaltig orientierte Anleger schauen vor allem auf Unternehmen, die in Bereichen wie sozialem Engagement, Umwelttechnologien oder nachhaltiger Infrastruktur tätig sind. Finanzunternehmen werden dagegen oft nicht als wichtige Akteure im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit angesehen. Sie leisten jedoch einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung sozioökonomischer Probleme.
Laut Weltbank verfügten im Jahr 2021 76 Prozent der Menschen, die älter als 15 Jahre sind, über ein Bankkonto. Im Jahr 2011 lag dieser Wert noch bei 51 Prozent. Ein genauerer Blick auf die Statistik zeigt jedoch, dass gerade in einkommensschwächeren Regionen der Welt viele Menschen immer noch von diesem System ausgeschlossen sind.
«Die Börsen tragen auch zum Risikomanagement bei»
Unternehmen für Zahlungstechnologie ermöglichen Personen, die keinen Zugang zu einem Bankkonto haben, die finanzielle Eingliederung in die Gesellschaft. In Entwicklungsländern nutzen laut Weltbank mittlerweile 57 Prozent der Menschen digitale Zahlungen und sind so in die Wirtschaft integriert. Dieser Wert ist im Vergleich zu 35 Prozent im Jahr 2014 deutlich gestiegen. Dies fördert sowohl die Vernetzung der nationalen Wirtschaft in den Ländern selbst als auch die Integration dieser Länder in den globalen Weltmarkt.
Unter der Oberfläche jeder Wirtschaft und Gesellschaft sorgen die Finanzmärkte dafür, dass Kapital ungehindert zu und von Unternehmen und Menschen fliesst. In der akademischen Forschung wird seit Langem die Bedeutung gut entwickelter Aktienmärkte für die Förderung des Wirtschaftswachstums durch verbesserte Ressourcenallokation, Wettbewerb und Innovation nachgewiesen.
Die Börsen tragen auch zum Risikomanagement bei, indem sie die Volatilität der Preise von Vermögenswerten verringern, die die Geldwertstabilität oder die Beschäftigung untergraben könnten. Wenn die Märkte destabilisiert sind, zahlt jeder den Preis. Banken schränken die Kreditvergabe ein, zunächst an Privatpersonen mit geringerer Kreditwürdigkeit und an kleine und mittlere Unternehmen. Die Preise von Vermögenswerten brechen ein und Zahlungen werden verzögert.
«Etwa 28 Millionen Personen in den USA sind nicht kreditwürdig»
Die Börsen kommen daher nicht nur dem wohlhabendsten Teil der Gesellschaft zugute. Auch Privatpersonen, die für den Kauf eines Hauses oder Autos einen Kredit aufnehmen müssen oder Unternehmen, die Kapital für ihr Wachstum benötigen, profitieren von einem funktionierenden Finanzmarkt und wirtschaftlicher Stabilität.
Bessere Finanzdaten sind ein wesentlicher Bestandteil zur Förderung der finanziellen Partizipation. Etwa 1,4 Milliarden Menschen weltweit haben immer noch keinen Zugang zu grundlegenden Finanzdienstleistungen, und fast 850 Millionen Menschen haben keinen offiziellen Identitätsnachweis, so das Unternehmen Experian, das Verbraucherkredite auswertet.
Etwa 28 Millionen Personen in den USA und 4 bis 5 Millionen in Grossbritannien sind laut Schätzungen zudem «nicht kreditwürdig», weil ihr Finanzprofil für Kreditgeber zu wenig aussagekräftig ist, um sie zu bewerten. Ohne Zugang zu erschwinglichen Finanzierungen können diese Menschen jedoch kein Haus kaufen, keine medizinische Versorgung erhalten, keine Ausbildung absolvieren und kein Unternehmen gründen.
Anbieter von Finanzdaten haben daher begonnen, Einzelpersonen die Möglichkeit zu geben, Informationen über ihre pünktlichen Zahlungen weiterzugeben, um ihre Kreditwürdigkeit zu verbessern. Auf diese Weise können einkommensschwache Kunden und kleine Unternehmen, denen es oft schwerfällt, ein Kreditprofil zu erstellen, weil sie keine Kredithistorie haben und für das System unsichtbar sind, in das Finanzsystem integriert werden, Zugang zu günstigeren Finanzierungsquellen erhalten und zusätzliche Dienstleistungen nutzen.
«Der Finanzsektor spielt eine entscheidende Rolle, soziale Missstände zu verringern»
Fast jeder Mensch ist irgendwann im Laufe seines Lebens auf Versicherungen angewiesen. Sie helfen bei der Bewältigung von Bedrohungen für Gesundheit, Einkommen und Eigentum, die innerhalb kürzester Zeit einen finanziellen Ruin bedeuten können. Lebens- und Krankenversicherer, die erschwinglichen Schutz bieten und sich an gefährdete Bevölkerungsgruppen wenden, helfen zum Beispiel Familien, sich auf unerwartete finanzielle Notlagen vorzubereiten. Soziale Finanzdienstleistungen unterstützen die Erzielung positiver sozialer Ergebnisse in Bereichen wie Basisinfrastruktur, Zugang zu wesentlichen Dienstleistungen, erschwinglicher Wohnraum, Beschäftigung, Ernährungssicherheit und Mikrofinanzierungen.
Es wird deutlich, dass Finanzunternehmen im Portfolio dazu beitragen können, dass Anleger ihre nachhaltigen Ziele erreichen. Der Finanzsektor spielt nämlich eine entscheidende Rolle dabei, soziale Missstände zu verringern und, geleitet von den SDGs der Vereinten Nationen, einige der wichtigsten sozioökonomischen Herausforderungen unserer Zeit zu bekämpfen, um so die wirtschaftliche Teilhabe zu verbessern, Armut zu bekämpfen und Aufwärtsmobilität zu unterstützen.
Daniel C. Roarty ist Chief Investment Officer – Sustainable Thematic Equities beim US-Vermögensverwalter Alliance Bernstein.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Adriano B. Lucatelli, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Karin M. Klossek, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Olivier Kessler, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Andreas Ita, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Christian Kälin, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Ralph Ebert, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Thomas Signer, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Nadège Lesueur-Pène, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Ralph Ebert, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Shanna Strauss-Frank, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Philip Adler, Brigitte Kaps, Ha Duong, Teodoro Cocca, Beat Wittmann, Jan Brzezek, Florin Baeriswyl, Nicolas Mousset, Beat Weiss, Pascal Mischler, Andrew Isbester, Konrad Hummler, Jan Beckers, Martin Velten, Katharine Neiss und Claude Baumann.