Von Rolex bis Patek Philippe: So tickt die neue Uhren-Saison
Wer mit der Zeit geht, trägt in diesem Jahr Farben – kräftige als auch Pastelltöne –, Edelmetall, gern auch etwas Kompliziertes oder Ausgefallenes sowie sichere Werte am Handgelenk. Wir zeigen hier ein paar der wichtigsten Neuheiten und Trends der Genfer Uhrenmesse. Wir stellen Ihnen die Trends der Messe und die schönsten Neuheiten vor.
Von Marianne Eschbach
Der vor einer Woche verkündete Zoll-Hammer aus Washington mochte der grössten Uhrenmesse der Welt, der «Watches and Wonders Geneva 2025» noch nichts anhaben: Laut dem Schlusscommuniqué zeigten alle Zahlen nach oben: Mehr Besucher (55'000, +12 Prozent), mehr Branchen- (6000, +5 Prozent) und Medienvertreter (1'600, +7 Prozent), mehr verkaufte Tickets (23'000, +21 Prozent), mehr Hotelübernachtungen (43000, +17 Prozent) und mehr Verkaufsmeetings (12'000, +21 Prozent) als im letzten Jahr.
Zudem sollen die 60 ausstellenden Brands zusammen sagenhafte 700 Millionen Menschen weltweit durch geschriebene Artikel, Online-Veröffentlichungen und Social-Media-Posts erreicht haben. Bleibt zu hoffen, dass sich die positive Messe-Stimmung im Verlauf des Jahres im Uhrengeschäft niederschlägt und nicht durch amerikanische Politik-Kapriolen vernichtet wird.
Kleiner, bunter, ausgefeilter
Die Uhr neu erfinden ist etwa so wie das Rad neu erfinden. Meint man. Und doch ist der Schaffensdrang der Branche ungebrochen. Denn es gibt immer etwas zu tun. Zum einen wird am Look gefeilt. Da werden Gehäusedurchmesser um einen oder zwei Millimeter vergrössert oder im Moment eher verkleinert – der Trend liegt deutlich bei 34, 36 und 38 mm. Die veränderte Grösse lässt die Uhr gleich anders wirken. Zudem passen die kleineren Durchmesser meistens genau so gut an Männer- wie an Frauen-Handgelenke.
Mutige Farben fürs Zifferblatt und das Armband machen die Zeitmesser zum modischen Accessoire. Auch im Bereich der Keramikgehäuse sind immer mehr Farbvarianten möglich. Es werden Uhrwerke rekordmässig verschlankt (Bulgari zeigte in der «Octo Finissimo»-Linie das flachste Tourbillon) und Komplikationen auf die Spitze getrieben (41 sind es bei Vacheron Constantins «Solaria», dem neuen Rekordhalter unter den Armbanduhren).
Gold und Platin sind gefragt
Ungeachtet hoher Edelmetallpreise sorgen komplette Goldausführungen bekannter Luxus-Uhrenmodelle für noch mehr Prestige. In der Liga der noblen Materialien spielt auch schweres Platin auffallend häufig mit. Und die Uhr neu erfinden geht doch ein bisschen: Mit der «Land-Dweller» ist Rolex sowohl technisch als auch visuell eine moderne Ausführung der «Datejust» gelungen.
Die «Watches and Wonders Geneva 2025» endete am 7. April mit der Ausrufung des «International World Watch Day». Am 10. Oktober 2025 ist es zum ersten Mal soweit. Das Datum des 10.10. ist nicht willkürlich gewählt, sondern entspricht der Position von Minuten- und Stundenzeiger bei für Präsentationszwecke angehaltenen Uhren: Sie zeigen immer 10:10 Uhr an. Das soll ein Lächeln darstellen, die Uhr als Smiley sozusagen.
Der Internationale Tag der Uhrmacherei will laut Gründungsdokument die Leidenschaft für das Handwerk mit der ganzen Welt teilen. Im Bereich der Uhrenmechanik und dem Kunsthandwerk ist die Uhrmacherei seit 2020 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Der universelle Tag der Uhrmacherei fehlte bisher im internationalen Kalender. Die erste Ausführung soll sich um die Uhrmacherei in allen ihren Facetten drehen – vom Handwerk bis zur Wissenschaft – und über alle Zeitzonen von Ost nach West gestreamt werden.
Uhrenfans markieren schon jetzt das Datum in der Agenda.
1 Entschieden modern
An Roger Federers Handgelenk wurde das neue Modell von Rolex kurz vor der Messe zum ersten Mal gesichtet. Das komplett im Haus entwickelte und hergestellte neue Hochfrequenz-Uhrwerk verfügt u.a. über eine innovativ konstruierte Hemmung und einen neuartigen Oszillator. Das Modell ist für 32 Patente angemeldet.
Rolex «Oyster Perpetual Land-Dweller» (40 mm) aus Edelstahl mit Weissgold-Lünette, neues Mechanik-Uhrwerk mit Automatikaufzug, neu entwickeltes Flat-Jubilee-Armband, 14'200 Franken (Bild: zVg)
2 Zeitfenster in die Vergangenheit
Die Privé Kollektion stellt jedes Jahr die Interpretation eines ikonischen Uhrendesigns in den Mittelpunkt. Und daran mangelt es dem Haus wahrlich nicht. Die «Tank» mit den Zeitfenstern stammt aus dem Jahr 1928. Die neue Ausführung fasziniert mit ihrer digitalen Zeitanzeige.
Cartier «Tank à Guichets» aus Platin / Gold, eigens für dieses Modell entwickeltes Uhrwerk mit Handaufzug, Aufzugskrone bei 12 Uhr, Preis auf Anfrage (Bild: Cartier & Valentin Abad, zVg)
3 Farbenfroh
Die Neuhausener Manufaktur (gegründet 1828) geniesst nicht nur den Ruf uhrmacherischer Expertise, sie sichert sich Aufmerksamkeit durch zeitgemässe, freche und farbige Interpretationen klassischer Uhrmacherei. Das neuste Beispiel ist die «Pop Collection».
H. Moser & Cie. «Endeavour Small Second Concept Pop» (38 mm) aus Edelstahl, Automatikuhrwerkt mit Selbstaufzug und Rotor aus Gold, Stoppsekunde und Straumann® Spirale für erhöhte Ganggenauigkeit. Edelstein-Zifferblatt aus pinkem Opal und burmesischer Jade / Türkis und Koralle / Lemon Chrysoprase und Lapis Lazuli, 30'500 Franken. (Bild: zVg)
4 Kompliziert und kostbar
Grande Complications sind die Königsdisziplin der Haute Horlogerie. Sie vereinen eine unglaubliche Anzahl Einzelteile im Uhrwerk – 799 bei diesem Modell – und gehören ins Repertoire der grossen Traditionsmarken. Nachdem es etwas ruhiger um die anspruchsvollen Kreationen für gut betuchte Connaisseure geworden ist, machen sie an der diesjährigen Messe wieder von sich reden.
Patek Philippe «Quadrupel Komplikation Ref. 5308G-001» (42 mm) aus Weissgold, mechanisches Werk mit automatischem Aufzug, Minutenrepetition, der augenblickliche ewige Kalender gewährt einen Wechsel der Datumsscheiben innerhalb von 30 Millisekunden, Schleppzeiger-Monopusher-Chronograph, 1'050'000 Franken (Bild: zVg)
5 Klassik mit einem Twist
Zu Firmenjubiläen rücken die Marken gern ihre Modellklassiker in den Vordergrund. Es wirkt erfrischend, wenn der Vintage-Stil mit zeitgemässen Details modernisiert wird. Vacheron Constantin macht es vor mit einem neuen Zifferblatt und der leuchtend grünen Armbandfarbe für das minimalistisch schlichte Design aus den 1950er-Jahren.
Vacheron Constantin «Patrimony Automatique» (40 mm) aus Weissgold, mechanisches Uhrwerk mit automatischem Aufzug, Zifferblatt mit speziallem Malteserkreuz-Motiv zum 270. Firmenjubiläum, grünes Alligatorlederband, 34'700 Franken (Bild: zVg)