Weltweit nehmen die Verluste durch Umweltkatastrophen zu; 2024 kosteten Klimakatastrophen die Weltwirtschaft rund 320 Milliarden Dollar. Um neue Wege zur Finanzierung des Kampfes gegen Waldbrände zu finden, müssen wir einen mehrdimensionalen Ansatz verfolgen, schreibt Marc Palahi in seinem Essay für finews.first.
In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.
Seit dem Abend des 7. Januar 2025 wüten im Grossraum Los Angeles heftige Waldbrände. Weit über 100'000 Menschen mussten evakuiert werden. Nach ersten Schätzungen belaufen sich die Versicherungsschäden auf 20 Milliarden Dollar und der mögliche wirtschaftliche Schaden auf insgesamt bis zu 57 Milliarden Dollar.
Wahrscheinlich liessen die durch El Niño verursachten schweren Regenfälle im letzten Jahr die Vegetation spriessen, die jedoch aufgrund der Trockenheit verdorrte. In Verbindung mit starken Winden ergaben sich ideale Bedingungen für eine Ausbreitung der Brände. Der allgemeine wissenschaftliche Hintergrund ist klar – der Klimawandel und die heutigen Methoden der Landbewirtschaftung erhöhen weltweit die Gefahr von Waldbränden.
«Kalifornien steht vor einem grossen Problem.»
Da sich die Wohngebiete zunehmend in die Wildnis ausbreiten, steigt auch die Gefahr für Immobilien und Unternehmen. Viele der von den Bränden in Los Angeles betroffenen Hausbesitzer sind allerdings nicht versichert: Die Versicherungen hatten aufgrund der steigenden Waldbrandgefahr die Beiträge erhöht oder den Versicherungsschutz einfach vollständig aufgehoben.
Neben der Ausbreitung der Städte gelten auch der Klimawandel und die Art der Landschaftsplanung und -bewirtschaftung als wesentliche Ursachen. Die Temperaturen steigen, und Dürren nehmen zu – immer häufiger genügt ein einziger Funke, um ein verheerendes Feuer zu entfachen.
Weltweit nimmt diese neue Generation von Waldbränden ein solches Ausmass an, dass wir nicht mehr bekämpfen können. Wir stehen vor zunehmenden ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedrohungen. Daher müssen wir von einer taktischen Bekämpfung auf ganzheitliche Strategien zur Risikominderung und -anpassung umsteigen.
«Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Ausbau der Bio-Kreislaufwirtschaft unerlässlich.»
In den vergangenen Jahren haben wir erhebliche wissenschaftliche und technische Fortschritte bei den Landbewirtschaftungspraktiken erzielt: Ein Beispiel ist die klimaorientierte Forstwirtschaft, bei der Resilienz und Klimavorteile im Vordergrund der Forstbewirtschaftung stehen. Entscheidend ist jedoch, wie wir diese Strategien finanzieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Ausbau der Bio-Kreislaufwirtschaft unerlässlich. Dazu müssen wir die heutige extraktive, von fossilen Brennstoffen abhängige Wirtschaft durch eine Wirtschaft ersetzen, die auf der regenerativen Kraft der Natur beruht. So können wir die Emissionen senken, die zur Erderwärmung führen, und das Risiko extremer Wetterereignisse reduzieren. Gleichzeitig können wir dadurch die nötigen Investitionen gewährleisten, um Landschaften und Unternehmen auf integrative Art und Weise zu verändern.
Wälder und Agroforstwirtschaft üben eine multifunktionale Rolle aus und erbringen ein breites Spektrum an Ökosystemleistungen. Neue Technologien schaffen einzigartige Möglichkeiten, um viele der Materialien fossilen Ursprungs, die wir heute nutzen, durch pflanzenbasierte Alternativen zu ersetzen. Die Forstbewirtschaftung stärkt zudem die Ökosystemleistungen der Wälder: Sie verbessert die Kohlenstoffbindung, die Bodengesundheit sowie die Wasserrückhaltefähigkeit und reduziert gleichzeitig die Anfälligkeit eines Waldes gegenüber Feuer. Dasselbe gilt für die Agroforstwirtschaft und regenerative Landwirtschaft: Sie liefern uns Lebensmittel und stärken zugleich die Ökosystemleistungen.
«Wir werden innovative Finanzierungsinstrumente benötigen.»
Wenn die Bioökonomie an Bedeutung gewinnt, steigen auch die wirtschaftlichen Chancen. Alleine im Amazonas-Gebiet könnte sich der Wert der Bioökonomie auf bis zu 4 Billionen Dollar belaufen, während ihr Wert weltweit bis 2030 rund 7,7 Billionen Dollar betragen dürfte. Für Anlegerinnen und Anleger schafft das Wachstum der Bio-Kreislaufwirtschaft eine Gelegenheit für private Finanzierungen und öffentlich-private Partnerschaften, um Renditen zu erzielen.
Um diese und andere Mechanismen umzusetzen, werden wir innovative Finanzierungsinstrumente benötigen. Dazu muss die Finanzindustrie besser verstehen, welche wesentliche Rolle die Natur als wahrer Motor unserer Wirtschaft spielt. In den kommenden Jahren muss es Standard werden, dass die Investment- und Finanzbranche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einbezieht.
Weltweit nehmen die Verluste durch Umweltkatastrophen zu – 2024 kosteten Klimakatastrophen die Weltwirtschaft insgesamt 320 Milliarden Dollar. Um neue Wege zur Finanzierung des Kampfes gegen Waldbrände zu finden, müssen wir einen mehrdimensionalen Ansatz verfolgen. Wir müssen Wissenschaft, Finanzwelt und Politik zusammenbringen, um eine Bio-Kreislaufwirtschaft aufzubauen, die die Ursachen von Extremereignissen an der Wurzel packt.
Marc Palahi ist Chief Nature Officer bei Lombard Odier Investment Managers.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Shanna Strauss-Frank, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Ha Duong, Teodoro Cocca, Jan Brzezek, Nicolas Mousset, Beat Weiss, Pascal Mischler, Andrew Isbester, Konrad Hummler, Jan Beckers, Martin Velten, Katharine Neiss, Claude Baumann, Daniel Roarty, Kubilaqy Yalcin, Robert Almeida, Karin M. Klossek, Marc Taverner, Charlie T. Munger, Daniel Kobler, Patrick Stauber, Anna Rosenberg, Judith Wallenstein, Adriano Lucatelli, Daniel Goleman, Val Olson, Brice Prunas, Frances Weir, Luis Maldonado, Francesco Magistra, Nadège Lesueur-Pène, Massimo Pedrazzini, Eric Sarasin, Dina Ting, Christopher Gannatti, Shaniel Ramjee, Mihkel Vitsur, Nannette Hechler-Fayd'herbe, Ralph Ebert, Mark Denham, Francesco Mandalà, Mariolina Esposito, Maryann Umoren Selfe, Dominique Gerster, Christian Kälin, Nadège Dufossé, Benjamin Melman, Brigitte Kaps, Florin Baeriswyl, Marc Reinhardt, Thomas Holderegger, Bruno Cavalier, Gary Burnison, Louise Curran, Adrian Cox, Philip Adler, Serge Fehr, Marc Lussy, Axel Brosey, Colin Vidal, Vivien Jain, Ralf Zellweger, Maria Vassalou, Nico Fiore, Gary Burnison, Thomas Signer, Brigitte Kaps, Andreas Ita, Leon Curti, Remo Badertscher, Alexis Marinof, Olivier Kessler, Beat Wittmann, Jacques Aurélien Marcireau und Patricia Ordody.