Die Banken sind die einzige Branche in der Schweiz, deren Aktienkurse seit der Finanzkrise keinerlei Fortschritte gemacht haben, stellt Thomas Steinemann in seinem Essay auf finews.first fest.
Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.
Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) veröffentlicht alljährlich die Studie «Finanzstandort Schweiz», welche die Entwicklung von Banken, Versicherungen und Vorsorgeeinrichtungen aufführt. In der Abbildung unten ist die Wertschöpfung der Banken («Finanzdienstleistungen») und Versicherungen seit 2007 aufgeführt.
Hier wird ersichtlich, wie schwach der Leistungsausweis der Banken ist. Seit der Finanzkrise hat die Wertschöpfung der Geldhäuser um rund ein Drittel abgenommen, obwohl die Wirtschaft der Schweiz im selben Zeitrahmen von 576 Milliarden Franken auf 668 Milliarden Franken gewachsen ist. Die Versicherungen dagegen konnten ihre Wertschöpfung steigern.
«Die Wertschöpfung der Schweizer Grossbanken hat massiv abgenommen»
Diese ernüchternde Leistung der Banken lässt nicht etwa auf die schrumpfende Anzahl Banken (von 330 auf 253 in zehn Jahren) zurückführen. Abgenommen haben vielmehr die ausländisch beherrschten Banken sowie deren Filialen. Der Beitrag dieser Banken zum Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) war verschwindend klein. Somit hat die Wertschöpfung der übrigen Banken, sprich jene der Grossbanken, massiv abgenommen.
Das sieht man an deren Gewinnentwicklung: Hatte die Credit Suisse 2007 noch einen Gewinn von 7,7 Milliarden Franken erzielt, so stand 2017 ein Verlust von 1 Milliarde Franken zu Buche. Bei der UBS ist der Trend zumindest umgekehrt: Lag der Verlust zur Zeit von derer Rettung bei 20 Milliarden Franken, so erwirtschaftete sie 2017 ein Plus von 1 Milliarde Franken.
Entsprechend dieser insgesamt unvorteilhaften Gewinnentwicklung verlief auch der Aktienkurs der Banken (siehe Abbildung unten).
Die Banken sind die einzige Branche, deren Aktienkurse seit der Finanzkrise keinerlei Fortschritte gemacht haben und noch immer deutlich unter den Höchstständen von vor der Krise notieren. In der obigen Grafik sticht nicht nur der Unterschied zu den anderen Branchen ins Auge, sondern auch jener zwischen den Banken und Versicherungen.
Fazit für Investoren: Es ist erstaunlich, dass die Aktionäre nach all diesen Jahren nicht vehement ein solides und nachhaltiges Geschäftsgebaren mit einem daraus folgenden regelmässigeren Gewinnwachstum einfordern. Solange dies nicht der Fall ist, mögen (Gross-)Banken gut für (manche) Angestellte sein, nicht aber für Investoren.
Thomas Steinemann ist seit Februar 2013 Chief Investment Officer und Mitglied der Geschäftsleitung der Privatbank Bellerive in Zürich. Nach dem Ökonomiestudium an der Universität Zürich begann er seine berufliche Laufbahn in der volkswirtschaftlichen Abteilung der Zürcher Kantonalbank. Während dieser Zeit promovierte er 1992 an der Universität Zürich mit einer kritischen Analyse zur Europäischen Währungsunion. Danach war er acht Jahre bei der Credit Suisse tätig und später während zwölf Jahren Chefstratege der Vontobel-Gruppe.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Oliver Berger, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Andreas Britt, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Thorsten Polleit, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Didier Saint-Georges, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Adriano B. Lucatelli, Katharina Bart, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Beat Wittmann, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Peter Hody, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Ralph Ebert, Marionna Wegenstein, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Michael A. Welti, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Claudia Kraaz, Will Ballard, Michael Bornhäusser, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Michel Longhini, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul und Claude Baumann, Markus Winkler und Konrad Hummler.