Die Implikationen von Künstlicher Intelligenz in der M&A-Beratung sind immens und werden in Windeseile zu Prozessanpassungen und Marktverschiebungen führen, schreibt Marc Reinhardt in seinem Beitrag für finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Europas M&A-Markt ist zuletzt ins Stottern geraten. Höhere Zinsen und wirtschaftliche Unsicherheiten sorgen bei einigen Private-Equity-Häusern, aber auch im Bereich strategischer Übernahmen, für Zurückhaltung. Eine Gemengelage, die sich stets besonders im Bereich der Small- und Midcap-Transaktionen auswirkt.

Da Transaktionskosten in der Regel in einem Verhältnis zum Kaufpreis berechnet werden, sind Honorarverhandlungen zwischen Mandanten und Beratern nicht ausgeschlossen. Der Balanceakt zwischen den zu erwartenden Kosten und den zu erzielenden Erlösen macht es gerade für Eigentümer kleinerer Unternehmen schwierig, den passenden Partner für M&A-Transaktionen oder die Nachfolgeplanung zu finden. Ein Dilemma, das mittelfristig wirtschaftliche und gesellschaftliche Sprengkraft birgt.

«Die digitale Transformation der Due Diligence scheint bereits in greifbarer Nähe»

Grosser Hoffnungsträger im Ringen um höhere Effizienz bei gleichzeitig mindestens beständiger Qualität ist die Künstliche Intelligenz (KI) – insbesondere die generative KI. Diese hat das Potenzial, manuelle Prozesse entlang des Transaktionsprozesses zu unterstützen oder gar in Gänze zu übernehmen.

KI ist ein Schlüssel dazu, Tätigkeitsfelder der Beraterteams von zeitraubenden, manuellen und letztlich teuren Aufgaben zu befreien. Dabei geraten verschiedene Teilbereiche der Prozesse in den Fokus von M&A-Strategen: Sei es die Durchführung einer gewissenhaften Due Diligence, das strukturierte Dokumentenmanagement oder aber das Ausarbeiten/Entwerfen von Vertragswerken.

Die digitale Transformation der Due Diligence scheint bereits in greifbarer Nähe. Der Prozess umfasst stets einen weitreichenden Prüfvorgang, der alle relevanten Aspekte eines Unternehmens untersucht, entlang definierter Checklisten Fundamentaldaten der Geschäftstätigkeit durchleuchtet und letztlich Risiken und Chancen einer potenziellen Übernahme identifiziert. Mit Hilfe smarter Algorithmen kann es gelingen, den Kampf durch den Datendschungel mittelfristig zu beschleunigen/standardisieren und Beratern primär die Aufgabe des Prüfers dieser Analysen zuzugestehen.

«KI wird grosse Mengen an unstrukturierten Daten automatisch bereinigen»

Auch für Schriftstücke werden speziell geschulte KI-Modelle zunehmend in der Lage sein, aus passenden Fragmenten Vorlagen – etwa für Verträge – zu entwickeln, was besonders kostenintensive Services etwa von Anwälten oder Wirtschaftsprüfern deutlich verschlanken wird.

Die verstärkte Nutzung von smarten Algorithmen wird zunehmend die Fülle und Informationen in den Datenbanken wie ferner auch die Datenqualität zu einem Wettbewerbsfaktor im M&A-Bereich machen. Das bessere Verständnis von erfolgreichen Transaktionen seitens der Berater wird dazu beitragen, auch Erfolgsquoten bei künftigen Deals zu verbessern.

KI wird grosse Mengen an unstrukturierten Daten aus verschiedenen Quellen automatisch extrahieren, bereinigen und datenbankspezifisch strukturieren. Dies spart Zeit und reduziert menschliche Fehler. Ferner hilft die Technologie bei der Target-Identifikation, kann etwa Unternehmen, die für eine Akquisition oder Fusion infrage kommen, basierend auf bestimmten Kriterien und Zielen der Mandanten genauer identifizieren. Letztlich wird KI jene potenziellen Käufer und Verkäufer zusammenbringen, die am besten zueinander passen, gestützt auf historischen Transaktionsdaten und aktuellen Marktbedingungen.

Ganz ähnlich sind auch die Potenziale für den Bereich der Nachfolgeplanung. Was bis dato als einer der zentralen Risikofaktoren für den Standort Schweiz gehandelt wird, kann durch die passgenauere Analyse möglicher Kandidaten gelindert werden und für beide Seiten sowohl Aufwand als auch mögliche Frustration lindern.

«Datenschutzrelevante Fragen müssen abschliessend beantwortet werden.»

Ohne Zweifel sind die Implikationen von KI im Bereich der M&A-Beratung immens und werden in Windeseile Prozessanpassungen und Marktverschiebungen mit sich bringen. Tools in Serienreife werden dazu beitragen, Transaktionen effizienter und günstiger abwickeln zu können.

Klar ist jedoch, dass hierzu noch Verbesserungen hinsichtlich der Technologie erforderlich sein werden. Auch datenschutzrelevante Fragen müssen abschliessend beantwortet werden, ehe die Früchte der technischen Transformation in Gänze zu ernten sind. Klar ist allerdings schon jetzt, dass die Vorteile für Berater wie auch Mandanten erheblich sein werden.


Marc Reinhardt ist Partner bei der Firma Marktlink Zürich. Er verfügt über 20 Jahre an Erfahrung als M&A-Berater und ist seit 2023 für den Ausbau des Marktlink-Standorts verantwortlich. Zuvor war er bei EY und zuletzt bei Mazars als Partner und Leiter für den Bereich Corporate Finance/Financial Advisory Services zuständig.


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