Die Höhe der verwalteten Kundenvermögen ist keine ausreichende Masszahl, um die Bedeutung eines Finanzplatzes oder einer Bank zu bewerten, schreibt Nadège Lesueur-Pène in ihrem Beitrag auf finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Jedes Jahr dienen die Ranglisten der internationalen Finanzplätze dazu, ein Land als Sieger im Rennen um die verwalteten Vermögen und damit als attraktivsten Standort zu küren. Diese Ranglisten korrelieren stark mit der Marktentwicklung, berücksichtigen aber leider weder die Zusammensetzung der Vermögen noch die Art, wie sie verwaltet werden.

Daraus ergibt sich ein verzerrtes Bild der realen Situation. Wird eine Million in kurzfristige Depots angelegt oder aktiv über ein Verwaltungsmandat verwaltet, ergibt sich ein anderes Bild. Um eine genauere Idee der Wettbewerbsfähigkeit eines Finanzplatzes oder einer Privatbank zu haben, muss man die Qualität der Verwaltung und des Service miteinbeziehen. Sie allein garantiert einen langfristigen Erfolg.

«Privatbanken sollten ihre Ressourcen vor allem auf ihr Kerngeschäft fokussieren»

Grosse Vermögensverwalter können punkto Servicequalität nicht unbedingt mit spezialisierten Boutiquen mithalten. Eine Vermögensverwaltungs-Bank steht damit vor der Herausforderung, eine Produktpalette und Anlagelösungen zu bieten, die sich von der Konkurrenz abheben. Die Angebotsgrösse spielt ebenfalls eine Rolle, um mit den Universalbanken mitzuhalten. Privatbanken sollten daher ihre Ressourcen vor allem auf ihr Kerngeschäft fokussieren und sich auf ihre Expertise abzustützen, die das Fundament ihres Geschäfts bildet.

Dies ist auch der Grund dafür, weshalb die grossen Schweizer Privatbanken ihre Geschäftstätigkeit um das Asset Management erweitert haben. So können sie sowohl ihr Angebot für die Privatkunden professioneller aufstellen, als auch die Bedürfnisse dieser besonders anspruchsvollen Kundschaft erfüllen. Der Schweizer Finanzplatz ist mit seiner über 200 Jahre alten Tradition der einzige mit einer Vielzahl an international anerkannten Vermögensverwaltern.

Wählen Privatkunden sogenannte «Pure Players», steht ihnen das Beste aus zwei Welten zur Verfügung: die enge, persönliche Beziehung und der massgeschneiderte Service einer Privatbank sowie das Fachwissen und die Disziplin der institutionellen Vermögensverwaltung.

«Vielleicht müssten einige Privatbanken auf gewisse Aktivitäten verzichten»

Tradition lässt sich nur mit einer längerfristigen Planung aufbauen. Dazu bedarf es im Hinblick auf Märkte und Kundentyp einer stark selektiven Vorgehensweise sowie eines strikten Risikomanagements. Privatbanken wissen, dass nur erhöhte Transparenz und die strikte Befolgung von Compliance-Regeln, es ihnen erlauben, sich gegen Reputationsschäden und regulatorische Vorstösse zu schützen.

Vielleicht müssten einige von ihnen auf gewisse Aktivitäten und somit auf kurzfristige Erträge verzichten. Im Gegenzug könnten sie ihr Angebot besser auf lokale Gesetze und die Anforderungen ihrer Kunden in Bezug auf ihre Vermögensverwaltung abstimmen. Qualität bedeutet auch, selektiv vorzugehen und Ressourcen zur Mehrwertgenerierung für seine Kunden gezielt einzusetzen.

Wer höchste Qualität anstrebt, muss fortlaufende Investitionen tätigen. Erstens, in seine Mitarbeitenden, denn das Fundament der Vermögensverwaltung ist die persönliche Beziehung. Erfreulicherweise bietet die Schweiz eine unvergleichliche Fülle an talentierten Fachleuten.

Die Herausforderung besteht darin, die besten einzustellen und über eine attraktive Entlöhnung an sich zu binden sowie eine Unternehmenskultur und Organisation zu schaffen, die gute Voraussetzungen für ihre Entfaltung schafft. Familienbanken bieten in Bezug auf Stabilität, personelle Grösse und langfristige Vision unbestreitbare Vorteile.

«Bei umfangreicheren Investitionen ticken Millennials aber anders»

Ebenso wichtig sind Investitionen in Innovationen zur Verbesserung der Prozesse und des Kundenerlebnis, um sicherzustellen, dass ein massgeschneiderter Service geboten wird, der auf die persönliche Situation und die Bedürfnisse jedes Kunden abgestimmt ist. Neue technologische Instrumente und die Automatisierung von Geschäftsprozessen mit wenig Mehrwert dienen dazu, die Arbeit der Kundenberater zu erleichtern. So können sie sich auf das Wichtigste konzentrieren: Kundenservice und Vermögensverwaltung.

Kundenservice und Vermögensverwaltung sind für die Kunden aller Generationen das Wichtigste. Heutzutage schätzt man oft die Erwartungen der jungen Generation an die neuen Servicemodelle der Geschäfts- oder Onlinebanken gegenüber den reinen Vermögensverwaltungs-Banken nicht unbedingt richtig ein. Millennials und die kommende Generation Z lassen sich gerne auf Neobanken ein, die einen mobilen Zugriff auf ihre täglichen Ausgaben bieten. Bei umfangreicheren Investitionen ticken sie aber anders.

Umfragen unter den künftigen Erben unserer Kunden zeigen eindeutig, dass sich die künftige Generation der Herausforderungen und der erforderlichen Kompetenzen bewusst ist. Natürlich wollen sie mehr Transparenz und rund um die Uhr Zugang zu ihrem Portfolio. Am meisten liegt ihnen aber an einem reibungslosen Kontakt mit dem Verwalter ihres Vermögens, der ihre persönliche Situation kennt und ihnen mit seinen Kenntnissen und einer persönlichen Beratung zur Seite steht.

«Wer eine Schweizer Privatbank wählt, entscheidet sich für den Fortbestand des Familienvermögens»

Eine stark verankerte Servicekultur und langjährige Erfahrung in der internationalen Vermögensverwaltung verschaffen der Schweiz unleugbare Konkurrenzvorteile. Dazu gehört auch der Zugang zu einer breiten Palette an Anlageklassen und innovativen Anlageprodukten. Wer eine Schweizer Privatbank wählt, entscheidet sich für herausragende Qualität und sichert den Fortbestand des Familienvermögens über mehrere Generationen hinweg.


Nadège Lesueur-Pène stiess 2015 zur Union Bancaire Privée (UBP) und leitete die Teams für die Vermögensverwaltung in den Schwellenländern und Osteuropa, bevor sie Leiterin des Bereichs Wealth Management – Developing Markets and Europe wurde, der insbesondere Genf, Portugal, Monaco, Osteuropa, den Nahen Osten und Lateinamerika umfasst. Sie arbeitet von Genf aus und ist zudem Mitglied des Executive Committee. Sie begann ihre Karriere bei Paribas in Moskau als stellvertretende Leiterin der Repräsentanz. Nach fünf Jahren bei HSBC in Paris im Bereich internationale Finanzierungen kehrte sie zur BNP Paribas Gruppe zurück, diesmal in die Schweiz. Sie hat einen Bachelor- und einen Master-Abschluss in russischer Philologie, einen Doppel-Master-Abschluss in internationalem Management und studierte Sowjetologie an der Sciences Po Paris.


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