«Seine Kunst ist genauso still und in sich gekehrt, wie er selbst»

Das Eintauchen in seine Gemälde gleicht dem Blick auf eine eingefrorene Filmszene. Ein Moment der Stille, der die Hektik des Alltags zum Schweigen bringt. Ruhig, aber alles andere als langweilig, mit kraftvollen, leuchtenden Farben erschafft der französische Künstler Daniel Enkaoua Szenen, die wirken, als hielten sie die Zeit an. finews.ch war zu Gast bei der stilvollen Vernissage in Zürich und hat sich von der Magie dieser besonderen Kunst selbst ein Bild gemacht.

Der französische Künstler Daniel Enkaoua, mit Wurzeln in der Theologie und Kunstgeschichte, lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Barcelona. Seine erste Einzelausstellung fand 1996 in London statt. Nun stellt er erstmals in der Schweiz aus – im Ristorante Conti in Zürich.

Die Werke des Künstlers sind so eindrucksvoll wie eigenwillig. Enkaoua arbeitet mit der Technik der «Taches», bei der er mehrere Farbschichten in strichartiger Methode aufspachtelt. Das Ergebnis sind schimmernde Oberflächen, die eine beinahe paradoxe Wirkung entfalten: lebendig und gleichzeitig still, bewegt und doch in sich ruhend. Es ist genau diese Spannung, die seinen Stil so faszinierend macht.

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Daniel Enkaoua (Bild: Bindella)

Farbe wird zur Emotion

Farben sind Enkaouas grosse Stärke. Seine Palette ist intensiv und voller Leidenschaft – etwa das leuchtende Rot, das in Werken wie «Tomate» oder «Aure en rouge» erstrahlt. Seine Gesichter erinnern in ihrer plastischen Präsenz gelegentlich an Oskar Kokoschka, der ebenfalls mit Struktur und Schicht arbeitete, um Charaktere zu formen, die mehr sind als blosse Abbilder.

Das Alltägliche als Spiegel der Seele

Thematisch bleibt Daniel Enkaoua nah bei sich selbst: Seine Sujets sind Familienmitglieder und Stillleben, häufig Gemüse. Der Fokus liegt stets auf dem Objekt oder der Person, der Hintergrund wird schlicht gehalten. Früher malte er auch Landschaften, doch heute beschränkt sich der Künstler bewusst auf jene Motive, die ihm vertraut sind, ihm im Alltag begegnen oder ihn emotional berühren.

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Zwei seiner Stillleben: «Coing» und «Le coing et les lègumes», 6'000 und 7'000 Franken (Bild: Bindella)

Mit den Bildern seiner Kinder bringt er eine tiefe Liebe und Verbundenheit zur Familie zum Ausdruck. Diese besondere Nähe erkennt auch Rudi Bindella, Gastgeber der Ausstellung: «Seine Kunst ist genauso still und in sich gekehrt, wie er selbst.» Ein Satz, der das Wesen des Künstlers wie auch seiner Werke treffend auf den Punkt bringt.

Portrait oder Stillleben? Eine stille Grenzverschiebung

Es ist ein faszinierendes Spiel, das Enkaoua treibt – eine Art Doppelbödigkeit zwischen zwei Genres: Seine Gemüsebilder wirken wie Portraits, und seine Portraits tragen die Ruhe und Komposition eines Stilllebens in sich. Diese poetische Ambivalenz macht seine Werke nicht nur visuell beeindruckend, sondern auch emotional tief berührend.

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«Liel de face en vert», 15'500 Franken (Bild: Bindella)