Cathy Marston: «Vielleicht sollte ich tatsächlich eine Uhr tragen»
Cathy Marston hat noch nie eine Uhr getragen und nicht gleichzeitig an mehreren Orten sein zu können, bezeichnet sie als ihre grösste Niederlage: Die Choreographin des Opernhaus Zürich spricht im Interview über ihre Ängste und ihr nächstes Projekt.
Im finews.privé geben interessante Persönlichkeiten aus der Finanzwirtschaft und darüber hinaus jeden Mittwoch Auskunft über ihre ganz persönlichen Vorlieben.
Was tun Sie morgens als Erstes?
An einem Wochentag: duschen. Am Wochenende: mit meinen Kindern im Bett kuscheln.
Was ist das Beste an Ihrem Beruf?
Träume mit anderen Menschen teilen und gemeinsam daran arbeiten, sie zu verwirklichen.
Ein Moment, der Ihr Leben veränderte?
Als ich 18 war, besuchte der damalige Direktor des Zürcher Balletts die Royal Ballet School für Auditions. Ich fasste den Mut, ihn anzusprechen und bat darum, ihm meine eigene Choreografie zeigen zu dürfen, die ich dann auch aufführte. Daraufhin bot er mir einen Vertrag an.
Welche Autos besitzen Sie? Welches ist Ihr Liebstes?
Unser elektrisches Familien-Lastenrad - das «Tern Quick Long Haul», auf das zwei Kinder oder ein Erwachsener und ein grosser Koffer passen. Ich weiss das, denn wenn ich verreise, fährt mich mein Mann damit zu unserem örtlichen Bahnhof!
Welchen Rat würden Sie ihrem 20-jährigen Selbst geben?
Sei neugierig, mutig, widerstandsfähig und geduldig... mach Dir keine Sorgen, wenn die Dinge Zeit brauchen, aber geniesse jeden Moment auf der Reise.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Meine Kinder.
Was war Ihre grösste Niederlage?
Nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein zu können!
Was ist Ihr Lieblingswein?
Jener, den ich guter Gesellschaft konsumieren kann.
Arbeiten Sie aktuell an einem Projekt?
Ich freue mich darauf, bald mein Ballett «Mrs. Robinson» als nächstes Projekt beim Ballett Zürich vorzustellen. Es ist meine Interpretation des Buch-/Filmklassikers «The Graduate» und hat wie der Film Momente, die mich laut auflachen lassen, und überrascht dann wieder mit wirklich emotionaler Komplexität. Ich kann es kaum erwarten, mit meinen wunderbaren Tänzerinnen und Tänzern hier in Zürich in das Stück einzutauchen!
Was ist Ihnen momentan am wichtigsten?
Die Menschen, für die ich verantwortlich bin – meine Familie und in der Compagnie – zu pflegen, zu inspirieren und ihnen Freude zu bereiten.
Was wäre die grösste Überraschung für jemanden, der Ihren Job einen Tag lang übernehmen müsste?
Es gibt immer etwas Unvorhersehbares, wenn man mit Künstlerinnen und Künstlern arbeitet und gemeinsam Produktionen auf die Bühne bringen will.
Welches ist Ihr persönlicher Antrieb?
Zusammenarbeiten und die Fähigkeit von Tanz und Musik, Gefühle zu überwaltigen
Wovor fürchten Sie sich?
Dass mir meine Lieben oder meine Fähigkeit, etwas zu kreieren, genommen werden.
Ihre Lieblingsuhrenmarke?
Bis jetzt habe ich noch nie eine Uhr getragen, aber mit zunehmendem Alter gefällt mir der Gedanke, eine sanfte Erinnerung an die vergehende Zeit in meiner Nähe zu haben. Vielleicht sollte ich tatsächlich anfangen, eine zu tragen.
Was schätzen Ihre Mitarbeitenden am meisten an Ihnen?
Ich denke, dass sie meine Leidenschaft und mein Engagement für unsere gemeinsame Arbeit schätzen und dass ich sie stets auffordere, kreativ an unserer gemeinsamen Arbeit mitzuwirken – wobei ich ihre Ideen und ihre Stimmen ebenso schätze wie ihre körperlichen Fähigkeiten. Ich bin jederzeit ansprechbar, ruhig und überlegt in meiner Führung und versuche, in meinen Interaktionen stets «menschlich» zu sein.
Ihr bestes Investment?
Die Zeit und die Hingabe, die ich in meine Liebsten und meine eigene Kreativität, Karriere und Gesundheit investiert habe.
Cathy Marston ist seit der Spielzeit 2023/24 Balletdirektorin und Chefchoreografin des Ballets im Opernhaus Zürich. In Grossbritannien geboren und in der Schweiz aufgewachsen gastierte schon bei zahlreichen Compagnien und Institutionen weltweit. Ihre Tanzausbildung absolvierte sie in Cambridge und an der Royal Ballet School in London.