Repo-Tagung: Neues von der SNB für die Geldmarkt-Connaisseurs
Die Nationalbank hat ihre Repo-Tagung dazu genutzt, um über die Umsetzung der Geldpolitik, den neuen Repo-Rahmenvertrag und die Sicherstellung der operationellen Bereitschaft zu informieren. Sie hegt aber auch klare Erwartungen an die Marktteilnehmer.
Die Veranstaltung steht jeweils etwas im Schatten des Geldmarkt-Apéros, des grössten «Kundenanlasses» des III. Departements der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Für die Akteure, die quasi im Maschinenraum des Geldmarkts selber tätig sind, ist sie aber meistens von grösserem Interesse, weil es hier um Konkretes geht: die Repo-Tagung, benannt nach dem Hauptinstrument, mit dem die SNB ihre Geldpolitik umsetzt.
Zugegeben, am Geldmarkt-Apéro vom Donnerstagabend widmeten sich die Vorsteherin des III. Departements (und Mitglied des Direktoriums) Petra Tschudin und ihr Stellvertreter Thomas Moser in ihrem gemeinsamen Referat (über das finews.ch ausführlich berichtete) diesmal auch einem eher etwas technischen Thema, nämlich den Erfahrungen mit der Einführung von Instant-Zahlungen.
Gefährden Instant-Zahlungen die Finanzstabilität?
Allerdings wurde in der Diskussionsrunde und im anschliessenden Panel-Gespräch mit externen Experten rasch klar, dass die neue Zahlungsmethode – ganz ähnlich wie übrigens auch digitales Zentralbankgeld für jedermann (Retail Central Bank Digital Currency, CBDC) – eine Grundsatzfrage aufwirft. Könnten dadurch Bank-Runs beschleunigt und damit die Systemstabilität aufs Spiel gesetzt werden? Tschudin und Moser nahmen diesen Aspekt ernst. Moser plädiert in diesem Zusammenhang indes dafür, die Ursachen zu bekämpfen, und nicht die Symptome.
Für die Teilnehmer der von Roman Baumann (der nach seinem Abstecher in das Asset Management in die Abteilung Geldmarkt und Devisenhandel zurückgekehrt ist) geleiteten Repo-Tagung am Freitagvormittag hatte die SNB ein reichhaltiges Programm zusammengestellt.
Ausgeklügelte Zinssteuerung
Bei der Umsetzung der Geldpolitik besteht die Herausforderung darin, dass der Saron, ein aus Repogeschäften unter Banken (Interbankenmarkt) ermittelter Tagesgeldsatz und die wichtigste Benchmark für den Geldmarkt, möglichst nahe beim Leitzins notiert. So wird gewährleistet, dass die Übertragung des Geldpolitik auf die Wirtschaft (Transmission) reibungslos funktioniert.
Das ist der SNB seit der Zinswende im März 2024 gut gelungen. Sie setzt dafür verschiedene Instrumente ein: die mittels einer Limite (dem Produkt aus einem Durchschnitt des Mindestreserveerfordernisses und dem sogenannten Faktor) abgestufte Verzinsung der Sichtguthaben, die Banken bei ihr halten, und die Abschöpfung von überschüssiger Liquidität durch Offenmarktoperationen, d.h. durch Repogeschäfte und SNB Bills (Schuldverschreibungen der SNB).
Ohne Unterschrift unter neuen Rahmenvertrag keine SNB-Repos mehr
Dass die SNB weiterhin abschöpft, obwohl sie geldpolitisch expansiv unterwegs ist, ist der aufgrund der früheren Devisenkäufen immer noch sehr hohen Liquidität im System geschuldet. Mit dieser Ausgestaltung der Umsetzung stellt die SNB auch sicher, dass Banken überhaupt einen Anreiz haben, am Repomarkt aufzutreten – und ein aktiver Geldmarkt wiederum ist die Basis für einen soliden Saron (und darüber hinaus elementar für den Finanzplatz Schweiz).
Ein weiteres Traktandum der Repo-Tagung bildete der neue Schweizer Rahmenvertrag für Repogeschäfte, über den die SNB die Geldmarktteilnehmer in einem Schreiben Anfang Februar informiert hatte. Die Neufassung, welche die Version aus dem Jahr 1999 ablöst, wird bereits am 2. August in Kraft treten. Der Vertreter der SNB machte klar, dass von den Akteuren erwartet wird, dass sie den neuen Vertrag rechtzeitig unterschreiben – andernfalls können keine Repos mit der Nationalbank mehr abgeschlossen werden.
Verpönte eigene Effekten – mit Ausnahmen
Inhaltlich werden Begriffe aktualisiert, eine Verrechnungsmöglichkeit für Linked Repos eingeführt sowie Anpassungen beim Verbot eigener Effekten vorgenommen. Der Grundsatz, dass Marktteilnehmer eigene Effekten nicht als Collateral (Sicherheiten) für Repogeschäfte verwenden dürfen, verhindert, dass eine Bank einfach selber (z.B. über die Emission einer Eigenanleihe) Collateral produzieren kann (was die Integrität des Marktes aushöhlen würde).
Aber auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme. Ausnahmen sind die Obligationen der drei wichtigsten Emittenten am Anleihenmarkt, also der Pfandbriefbank, der Pfandbriefzentrale und der Eidgenossenschaft.
Im Notfall findet die Auktion per Telefon statt
Ein weiteres Thema war die operationelle Bereitschaft der Teilnehmer, die bislang über sogenannte Testoperationen sichergestellt worden ist. Im laufenden Jahr verzichtet die SNB bei den stehenden Fazilitäten zum Bezug von Liquidität auf ein explizites Testprogramm, hegt aber die Erwartung, dass die Marktteilnehmer die Innertags- und Engpassfinanzierungsfazilität mindestens einmal benutzen.
Mit Blick auf die Offenmarktgeschäfte forderte die SNB «alle regelmässigen Geschäftspartner» dazu auf, sich an der bereits terminierten Auktion von Repos und SNB Bills zu beteiligen, die im Notfallprozedere und damit telefonisch (statt wie üblich auf der Plattform von SIX Repo) durchgeführt werden wird.
Schliesslich setzte sich ein Vertreter der International Capital Market Association (ICMA) vertieft mit der mit etlichen Tücken verbundenen Verkürzung der Abwicklungsdauer auf T +1 in der EU auseinander, die auf Oktober 2027 vorgenommen werden soll. Auch die Schweiz will sich dem internationalen Trend (die USA und Grossbritannien sind schon weiter) anschliessen. Die Arbeiten werden hierzulande vom Swiss Securities Post-Trade Council koordiniert.