Zollstreit: Golfstaaten wittern ihre Chance

In den Golfstaaten wächst die Sorge, zwischen die Fronten der internationalen Handelskonflikte zu geraten – allen voran im von Donald Trump angefachten Zollstreit. Doch gleichzeitig wittern Dubai & Co. darin auch eine Chance, sich als geopolitisches und wirtschaftliches Scharnier zu positionieren.

Von Gérard Al-Fil, Dubai 

Die Börsen in Dubai, Abu Dhabi (beide Vereinigte Arabische Emirate, VAE) und Riad (Saudi-Arabien) konnten sich den globalen Schwankungen seit Einführung der «Trump-Tarife» nicht entziehen. Der regionale Leitindex TASI an der Saudi Stock Exchange büsste bis zu sechs Prozent ein – und damit die Gewinne aus dem ersten Quartal. Angesichts der weltweiten Kursrückgänge blieb das Minus jedoch vergleichsweise moderat.

Humaid Bensalem, Generalsekretär der Vereinigung der Handelskammern in den VAE, sieht die Golfstaaten trotz Unsicherheiten im Vorteil: «Die VAE pflegen gute Beziehungen zu allen Ländern der Welt. Produkte aus aller Welt werden über unser Land transportiert und verteilt», sagte er gegenüber finews.ch am Rande des Annual Investment Meeting (AIM) in Abu Dhabi.

Zwar erwähnte er den US-Zolldisput nicht explizit, doch wurde bereits in der Vergangenheit über die Containerhäfen in Dubai und Abu Dhabi versucht, Handelsbarrieren zu umgehen – ein inoffizieller Trumpf im Welthandel.

Finanzmärkte sehen keinen «Game Changer»

Karim Awad, Group CEO der ägyptischen Investmentbank EFG Holding, wurde deutlicher. Gegenüber Arab News erklärte er: «Die 10-Prozent-Zölle der USA auf Exporte aus den GCC-Staaten sind kein Game Changer.»

Er rechne damit, dass etwa 90 Prozent der Bauprojekte in Saudi-Arabien nicht von den Marktverwerfungen betroffen seien – was die Nachfrage nach Finanzierungslösungen auf Milliardenhöhe aufrechterhalte. Für Banken bedeute das: stabile Ertragsquellen.

Hedge durch Immobilien und Startups

Investitionen in Immobilienprojekte in Dubai oder in technologieorientierte Start-ups der Region seien zudem ein wirksamer Hedge gegen mögliche Verluste auf westlichen Märkten, so Awad weiter.

Alia Almazrouei, Staatsministerin für Unternehmertum der VAE, verweist auf die gestiegene Attraktivität des Landes für globale Investoren. Laut dem World Investment Report zogen die VAE im Jahr 2023 rund 30 Milliarden US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen an – ein deutlicher Anstieg gegenüber 22,7 Milliarden im Vorjahr.

«Das unterstreicht das Vertrauen internationaler Investoren in die Vision und Stabilität der VAE. Bei den weltweiten FDI-Zuflüssen belegen wir Platz elf», so Almazrouei. Besonders aus China erwarte man weiteres Wachstum.