Die Emission von Swiss Federal Defense Bonds wäre der effizienteste Weg, die dringend benötigten Mittel für die Armee zu schaffen. Die Lancierung von Wehranleihen wäre auch positiv für den Schweizer Finanzplatz, der in Europa eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet übernehmen könnte, schreibt Beat Wittmann in seinem Beitrag exklusiv für finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Die Rivalität zwischen den USA und China dominiert die Geopolitik. Gleichzeitig führt die Nato für die Unterstützung der Ukraine und Europas gegen den gemeinsamen Feind Russland einen klaren Kurs; auch unter der neuen EU-Führung unter Ursula von der Leyen und der Aussenministerin Kaja Kallas aus Estland.

Alle Kräfte, die Russland direkt oder indirekt in seinem Krieg gegen die Ukraine und Europa unterstützen, müssen mit harten Konsequenzen rechnen. Und mit der möglichen Wahl von Donald Trump wäre mit einer nächsten Stufe der Eskalation zu rechnen; zum einen mit Sanktionen und Strafzöllen gegenüber China, zum anderen mit massivem Druck auf die europäischen Nato-Partner einen wesentlich höheren finanziellen und militärischen Beitrag zu leisten.

«Die Schweiz verfügt heute über keine Armee, welche verteidigen und kämpfen kann.»

Die Realitätsverweigerung der Schweizer Politik nimmt vor diesem Hintergrund surreale Züge an, denn diese lebt weiterhin nach dem Motto «Was nicht sein darf, ist nicht» oder in anderen Worten ausgedrückt: «Da wir die dringend benötigen Finanzmittel für die Armee nicht bereitstellen wollen, sehen wir auch keine relevante Bedrohungslage.» Dazu gehört, dass selbst besonnene Stimmen wie Armeechef Thomas Süssli als Übertreiber etikettiert werden.

Die Schweiz verfügt heute über keine Armee, welche verteidigen und kämpfen kann, und gleichzeitig ist die europäische Sicherheitslage so bedrohlich wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Zudem verweigert eine grosse – notabene bürgerliche – Mehrheit der Regierung und des Parlaments, der Armee die erforderlichen finanziellen Mittel bereitzustellen.

«Die bisherigen Finanzierungsvorschläge haben keine ordnungspolitische Strategie.»

Eine einsatzbereite Armee ist der harte Kern der Landesverteidigung. Deshalb hat die Finanzierung des Aufwuchses der Armee absoluten Vorrang und höchste Priorität.

Der desolate Zustand der Armee erfordert indessen, dass die Armee sofort und grosse Finanzmittel erhält – das heisst, noch dieses Jahr mindestens 10 Milliarden Franken und ab 2024 mindestens 2 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) jährlich. Dies stellt kein finanzielles Problem dar, sondern ist eine reine Frage des politischen Willens.

Die bisherigen Finanzierungsvorschläge von Parteien und Politikern haben keine ordnungspolitische Strategie. Sie reflektieren einen Flickenteppich der Beliebigkeiten zwecks Bedienung von Partikularinteressen.

Unter diesen Prämissen ist der Finanzierungsbedarf der Armee kurzfristig über Eidgenössische Wehranleihen, sogenannte Swiss Federal Defense Bonds, und längerfristig über ein höheres Wirtschafts- und Produktivitätswachstum sowie über institutionalisierte Kooperationen mit der EU und der Nato zu sichern.

«Swiss Federal Defense Bonds wären auch positiv für den Finanzplatz Schweiz.»

Die Emission von Swiss Federal Defense Bonds ist der effizienteste Weg für die Armee, die benötigten Mittel zu beschaffen. Der nächste Schritt wäre daher die Erarbeitung einer soliden Entscheidungsgrundlage durch das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und unter Einbezug der relevanten Schweizer Banken.

Die Opportunität ist gross, private und institutionelle Finanzmittel über den internationalen Kapitalmarkt zu günstigen Bedingungen zu beschaffen. Der öffentliche Haushalt würde dabei minimal belastet, denn die Eidgenossenschaft ist eine AAA-Schuldnerin, und je nach Ausgestaltung der Konditionen und Bedingungen ist ein Swiss Federal Defense Bond in Franken eine gefragte, sichere, liquide und attraktive Finanzanlage.

Die Eckwerte eines ersten Swiss Federal Defense Bonds im Herbst 2024 durch ein Bankensyndikat wären ein Volumen von 10 Milliarden in Franken; AAA-Rating durch Schweizer Staatsgarantie; ewige Laufzeit (Perpetual); unterschiedliche Tranchen für Inländer und Ausländer, Retail-Investoren und Institutionen; Zinsfixierung im Auktionsverfahren.

«Nur Wachstum bringt Sicherheit und Wohlstand.»

Die Lancierung von Swiss Federal Defense Bonds wäre auch positiv für den Finanzplatz Schweiz, der in Europa eine Vorreiterrolle in Hinblick auf die Entstehung eines rasch wachsenden Kapitalmarktes für Staats- und Firmenschuldner im Verteidigungssektor übernehmen könnte.

Die Schweiz liegt weit unter ihrem wirtschaftlichem Wachstumspotenzial. Darum ist die beschriebene Initiative eine grosse Chance. Dieses Potenzial gilt es, durch Reformen freizusetzen, denn nur Wachstum bringt Sicherheit und Wohlstand.

Last but not least ist Führung gefordert. Das heisst, regieren und nicht hoffen, aussitzen und re-agieren. In der Pflicht stehen Finanzministerin Karin Keller-Sutter, Wirtschaftsminister Guy Parmelin sowie die bürgerliche Mehrheit im Bundesrat; an ihnen liegt es, sich für eine souveräne, sichere, leistungsstarke und weltoffene Schweiz einzusetzen.


Beat Wittmann ist seit acht Jahren Chairman und Partner der in Zürich ansässigen Finanzberatungs-Gesellschaft Porta Advisors. Der Bündner blickt auf eine mehr als 30-jährige Karriere im Schweizer Bankwesen zurück, die ihn unter anderem zu den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie zu Clariden Leu und Julius Bär führte. Von 2009 und 2015 war er zunächst selbständig und danach für die Schweizer Raiffeisen-Gruppe im Asset Management tätig.


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