Der langjährige Leiter des Schweizer Private Banking, Serge Fehr, wird überraschend abberufen. In den Reihen der Credit Suisse führt dies zu einem Raunen, wie Recherchen von finews.ch zeigen.
Veteran ersetzt Veteran: so liesse sich der Wechsel an der Spitze des Private Banking im wichtige Heimmarkt der Credit Suisse (CS), über den auch finews.ch am (heutigen) Dienstag berichtete, zusammenfassen. Auf den Romand Serge Fehr (Bild unten), der das Amt seit 2012 innehatte und seit 1996 für die zweitgrösste Schweizer Bank tätig ist, folgt im August Roger Suter. Dieser ist bereits im Jahr 1993 zur Grossbank gestossen und führte zuletzt die Region Zentralschweiz.
Eine routinemässige Stabübergabe zwischen zwei Bankern also, die sich schon lange kennen und die Kultur des Unternehmens verinnerlicht haben, möchte man meinen. Ein Zeichen der Kontinuität bei der CS-Division Swiss Bank, lautet auch die offizielle Lesart zum prominenten Postenwechsel.
Weit entfernt von Routine
Nur, dass die Grossbank derzeit weit entfernt von jeglicher Routine ist. Im zweiten Quartal wird das Geldhaus wohl nochmals einen Verlust einfahren, nach roten Zahlen im ersten Jahresviertel und im Gesamtjahr 2021. Nach den Finanz-Debakeln des vergangenen Jahres zeigte die CS zuletzt auch operative Schwäche, und dies sowohl in der Vermögensverwaltung wie auch im Investmentbanking. Die Führung unter CEO Thomas Gottstein hat die Anspruchsgruppen auf ein «Übergangsjahr» 2022 eingestimmt; der Investorentag vom vergangenen Juni hat keinen Befreiungsschlag gebracht.
Wenn die Erträge wegbrechen, rücken die Kosten umso mehr in den Vordergrund. Und im Banking entfällt traditionell ein grosser Teil der Ausgaben auf das Personal. Der Aufwand für Löhne stieg im ersten Quartal bei der CS zum Vorjahr um 11 Prozent auf rund 2,46 Milliarden Franken an. Entsprechend müssen die Angestellten der Grossbank Abbauten fürchten, auch wenn diesbezüglich ausser dem Sparziel von jährlich bis zu 1,5 Milliarden Franken bis 2024 nichts kommuniziert ist.
Wie finews.ch aus den Reihen der CS vernommen hat, wird nun der Abgang Fehr von manchen in diese Richtung interpretiert.
(Bild: CS)
Fels in der Brandung
Denn Fehr, der seit 2012 höchst turbulente Zeiten bei der Grossbank erlebt und überstanden hatte, galt diesbezüglich offenbar als Fels in der Brandung. So stand er im Ruf, sich immer vehement gegen den Abbau von Stellen in seinen Teams ausgesprochen zu haben. Bei Suter, der zuletzt in der Region tätig war, ist man sich diesbezüglich weniger sicher.
Ebenfalls ist Fehr, einst auch ein langjähriger Weggefährte des früheren Schweiz-Chefs und heutigen CEO Gottstein, für einen integrativen Führungsstil bekannt. Der Veteran inspiriere seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeitenden lieber, als dass er sie kommandiere, heisst es. Dies gelte auch mit Blick auf mehrjährige Geschäftsinitiativen wie das Projekt «Matterhorn», das noch unter seiner Ägide aufgegleist wurde.
Heimmarkt als Stütze
Von einem Abbruch solcher Initiativen oder gar einem grösseren Stellenabbau im Schweizer Geschäft will man im Umfeld des Bankkonzerns nichts wissen. Über die Mitteilung vom Dienstag hinaus äussert sich die CS nicht zum Wechsel.
Anderswo, etwa im CS-Investmentbanking in Asien, ist es aber Medienberichten zufolge bereits zum Stellenabbau gekommen. Die Schweizer Private Banker können sich zwar damit trösten, dass sich die Swiss Bank bisher verhältnismässig gut geschlagen hat. Die Volumen etwa bei den verwalteten Vermögen zeigten im vergangenen ersten Quartal nach oben.
Allerdings, und das ist für jeden Manager ausschlaggebend, hatte der Vorsteuergewinn zum Vorjahr abgenommen. Und dies geschah noch vor den äusserst schwierigen Börsenmonaten Mai und April.