Leider ist das Ende der Credit Suisse eine lange Geschichte des Niedergangs mit Ansage. Selbst in der Königsdisziplin, im Wealth Management, war der Trend seit 15 Jahren negativ, schreibt Bernardo Brunschwiler im seinem Beitrag für finews.first.
In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.
Die Ereignisse um das Ende der Credit Suisse (CS) bewirken auf der internationalen Bühne und vor allem bei aktuellen und potenziellen internationalen Kunden im Swiss Banking einen Vertrauensverlust. Ich bin seit einigen Wochen in Lateinamerika und muss dies nun leider täglich feststellen.
Für die Schweiz und deren Finanzplatz ist die «CS-Story» ein totaler Reputationsdesaster. Schlagzeilen wie «El colapso del Credit Suisse jaquea la confianza en Suiza» oder «Suiza ya no es lo que era: la crisis del Credit Suisse hundió su prestigio» in den zwei wichtigsten argentinischen Zeitungen beweisen dies.
«Wieviel Shareholder Value schon damals vernichtet wurde, ist vermutlich nie berechnet worden»
Vermutlich bin ich als Ex-Lateinamerika-Verantwortlicher der einstigen Credit-Suisse-Tochter Clariden Leu nicht ganz neutral. Aber schon bei deren Integration in die CS im November 2011 hatte ich den Eindruck, dass die CS-Verantwortlichen einen Fehler begingen und relativ «arrogant» annahmen, dass es für die CS-Gruppe und deren Kundinnen und Kunden das Beste sei, Clariden Leu einzuverleiben.
Wieviel «Shareholder Value» schon damals für die Gruppe vernichtet wurde, ist vermutlich nie berechnet und sicher auch nie kommuniziert worden.
«Diese kompetenten Leute konnten generell nie valabel ersetzt werden»
Über viele Jahre hinweg verlor die CS laufend erfahrene Kundenberaterinnen und -berater, ja ganze Teams sogar. Und alle diese kompetenten Leute konnten generell nie valabel ersetzt werden. Selbst der Plan im Jahr 2021, angeblich 500 zusätzliche Berater anzustellen, war nie erfolgreich, wie ich bereits im November 2021 feststellte.
Allerdings war nicht immer alles schlecht bei der CS. Die Schweizer Grossbank war in vielen Märkten über viele Jahrzehnte eine klare Referenz für das Swiss Private Banking. Ich erinnere mich noch gut, wie ich 1982 bei der damaligen Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) meine erste Anstellung fand, und wie fantastisch präsent und erfolgreich die Bank schon damals etwa in Lateinamerika war.
«Dann wird die Schweiz im internationalen Wealth-Management-Geschäft die klare Verliererin sein»
Dass gerade diese CS über die vergangenen Jahre in einen solchen Abwärtsstrudel geraten ist, und von Skandal zu Skandal schlitterte, hinterlässt im gesamten Schweizer Wealth Management tiefe, ja bedenklich negative Spuren.
Wenn es dem Finanzplatz Schweiz, der Schweizerischen Bankiervereinigung, der UBS und jeder einzelnen Bank oder Vermögensverwalterin nicht gelingt, in den nächsten Jahren durch seriöse, professionelle und harte Arbeit – sowie Nähe zum Kunden – das verlorene Vertrauen wieder herzustellen, dann wird unser Land im internationalen Wealth-Management-Geschäft der klare Verlierer sein.
«Das Wealth Management ist ein People Business»
Vielleicht sollten wir uns vor allem darauf besinnen, dass das Wealth Management ein «People Business» ist, in welchem die einzelnen Beraterinnen und Berater, mit ihrem Know-how und der effektiven Kenntnis von Land und Leuten, die entscheidende Rolle spielen.
Bernardo P. Brunschwiler, lic.oec. HSG, ist in Argentinien aufgewachsen. Ab 1982 war er im Swiss Banking mit Lateinamerika tätig, bei der Credit Suisse und der BSI (1983-1991) in Zürich, Lugano, Buenos Aires und New York. Von 1994 bis 2004 war er beim Bankverein (später UBS) für das Wealth Management in Lateinamerika verantwortlich. Ab 2006 war er selbständig, 2010/11 bei Clariden Leu tätig und ab 2014 bei der PKB Privatbank zuständig für Lateinamerika. Die Einzelfirma Bernardo Brunschwiler Consulting hat er 2012 in Zug gegründet.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Rolf Banz, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Robert Hemmi, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Adriano B. Lucatelli, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer, Peter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin Jans, Nicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio Quirighetti, Claire Shaw, Peter Fanconi, Alex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Konrad Hummler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Karin M. Klossek, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Bernardo Brunschwiler, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Olivier Kessler, Bruno Capone, Peter Hody, Florin Baeriswyl, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Andreas Ita, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Christian Kälin, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Philip Adler, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Ralph Ebert, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Beat Wittmann, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Thomas Signer, Brigitte Kaps, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Nadège Lesueur-Pène, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Ralph Ebert, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Ha Duong, Claude Baumann, Andrew Isbester, Shanna Strauss-Frank, Teodoro Cocca, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi und Reto Jauch.