Künstliche Intelligenz: Die kreative Zerstörerin
Künstliche Intelligenz gilt als Motor der vierten industriellen Revolution und Beschleuniger des ohnehin rasanten Tempos unserer Welt.
Von Pam Hegarty, Senior Portfolio Manager und Equity Analyst, BNP Paribas Asset Management
Künstliche Intelligenz (KI) verändert Unternehmen, Branchen und Märkte. Sie wird als Treiber der vierten Industriellen Revolution bezeichnet und erhöht das ohnehin schon rasante Tempo, in dem sich unsere Welt dreht.
Ein aktiver Investmentansatz hilft, bei der Zusammenstellung eines Portfolios von diesem Trend zu profitieren und Fallstricke zu vermeiden.
Die Fahrt hat gerade erst begonnen
2024 war ein Jahr, in dem Unternehmen geprüft haben, ob KI ihnen hilft, effizienter zu werden und Prozesse zu optimieren. 2025 ist es schon so weit, dass sie die Technologie in grösserem Umfang einsetzen und in ihre Geschäftsmodelle integrieren.
Die grossen Tech-Unternehmen in den USA werden 2025 vermutlich 300 Milliarden Dollar in KI investieren.[1]
Perfektion hat ihren Preis
Eine Folge des kometenhaften Aufstiegs der KI seit Ende 2022 ist, dass die Bewertungen vieler mit KI verbundener Unternehmen im Jahr 2025 auf Perfektion eingepreist wurden, sodass diese Aktien sehr empfindlich auf unerwartete Nachrichten reagieren. Bisher war 2025 jedoch ein Jahr mit vielen Schocks und Überraschungen.
Beispiel China: Ein bisher unbekanntes Start-up stellte ein grosses KI-Sprach-Modell vor, dessen Effizienz und Leistung das der führenden US-Modelle herausforderte. Zunächst weckte diese Neueinführung Zweifel an den Bewertungen des Technologiesektors und der Dominanz von US-Unternehmen im KI-Bereich. Solche Durchbrüche könnten jedoch auch die Einführung von KI beschleunigen, was insgesamt zu einer höheren Nachfrage führen würde.
Technologische Durchbrüche
Mit anderen Worten, KI-Modelle würden dem Jevons-Paradoxon unterliegen, dem Effekt, der nach dem englischen Ökonomen William Jevons benannt ist. Dieser stellte 1865 fest, dass technologische Durchbrüche, die zu einer effizienteren Nutzung von Kohle führten, letztendlich den Gesamtverbrauch von Kohle erhöhten.
KI ist jedoch nicht nur mit Chancen verbunden. Zu den Risiken gehören die zu weit von der Realität entfernten Gewinnerwartungen und geopolitische Risiken – insbesondere in Regionen mit sensibler Halbleitertechnologie –, die eine Bedrohung für die Lieferketten darstellen könnten. Schliesslich besteht bei einem so dynamischen und innovativen Thema immer das Risiko, dass disruptive Unternehmen selbst mit Disruption konfrontiert werden könnten.
Auf der anderen Seite kann die anschliessende Fehlbewertung für Anleger von Vorteil sein, wenn die Märkte eine «Erst schiessen, dann denken»-Reaktion zeigen.
KI-Champions und ihre Zulieferer
Die KI-Champions sind attraktive Investments: Sie verfügen über ein starkes Kerngeschäft, können hohe Mengen an freiem Cashflow generieren und verfügen über die Mittel, um Investitionen zu finanzieren, ohne notwendigerweise zusätzliche Schulden aufzunehmen. Hinzu kommen oftmals zahlreiche Wettbewerbsvorteile wie Netzwerkeffekte oder Skaleneffekte.
Diese Spitzenreiter ziehen zudem viele andere Bereiche mit sich. So erhöhen sie die Nachfrage und Investitionen in Infrastruktur (Cloud-Computing-Hosts), fördern die Weiterentwicklung und Anwendung neuer KI-Lösungen und stärken die Zulieferer aus der Halbleiterindustrie.
Nachfrage nach sauberer Energie
Industrieunternehmen diversifizieren ihre Produktlinien, um Lösungen für die Flüssigkeitskühlung zu entwickeln, die dazu beitragen, die Wärmeprobleme in Rechenzentren zu beheben oder die Energieeffizienz zu verbessern. KI-Rechenzentren sind so energieintensiv, dass der Zugang zu Strom in vielen Regionen zu einem grossen Problem wird, was die Nachfrage nach erneuerbarer und sauberer Energieversorgung ankurbelt.
Auch die Cybersicherheit muss gestärkt werden, um die Bedrohung durch KI-Tools abzuwehren.
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Wichtig ist, dass das Wachstum der KI und ihre zunehmende Akzeptanz zeigen, dass Investitionen in disruptive Technologien nicht nur einen einzelnen Sektor betreffen müssen. Es gibt viele potenzielle Gewinner, die über den Technologiesektor hinausgehen – mit Chancen bei Konsumgüter-, Industrie-, Gesundheits- und Finanzunternehmen – die unterstreichen, wie neue Technologien unsere Welt verändern.
Bei Investments muss man die richtige Wahl treffen
Da die KI-Entwicklung in atemberaubender Geschwindigkeit voranschreitet und sich gleichzeitig die Weltereignisse rasant weiterentwickeln, erfordert es Geschick, zwischen den Unternehmen zu unterscheiden, die auf dieser Welle der Disruption reiten können, und gleichzeitig diejenigen zu vermeiden, die ihr zum Opfer fallen könnten.
Bei BNP Paribas Asset Management kombiniert unsere «Disruptive Technology» Strategie mehrere Perspektiven, um die besten Chancen im Innovationsbereich zu nutzen. Trotz des Fokus auf Technologie wird in Unternehmen potenziell in alle Sektoren investiert, solange diese entweder führende oder von technologischen Fortschritten profitierende Unternehmen sind.
Das Expertenteam bleibt wachsam gegenüber den anhaltenden Risikofaktoren und ist weiter zuversichtlich, dass die langfristigen Chancen für innovative Lösungen in der neuen Weltordnung gedeihen werden.
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