Bilanzkorrektur: Globalance zurück auf Feld 1

Globalance muss den Goodwill aus einer Akquisition rückwirkend abschreiben – mit schmerzhaften Folgen: Die Korrektur frisst sämtliche Gewinne der letzten Jahre auf und wirft einen Schatten auf den Track Record des Umwelt-Pioniers.

Globalance will nach eigenem Bekunden «mehr als Geld bewegen». 

Aber in der Bilanz des vielfach preisgekrönten Vermögensverwalters mit eidgenössischer Banklizenz bewegt sich das Geld auf abenteuerliche Weise.

7-Millionen-Abschreiber

Wie aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 2024 hervorgeht, hat Globalance per 31.12.2023, Mitternacht, über 7 Millionen Franken abgeschrieben. Das Eigenkapital, das am letzten Tag des Jahres 2023 noch 46,1 Millionen Franken betrug, sank zum Jahreswechsel auf 38,9 Millionen Franken.

Den Grund für die Wertvernichtung zur Geisterstunde legt der Revisorenbericht 2024, ausgefertigt durch die langjährige Rechnungsprüferin von Globalance, die in Pfäffikon SZ domizilierte SWA Swiss Auditors, offen. 

Rückwirkende Reduktion des Gewinns 

Unter dem Titel «Hervorhebung eines Sachverhalts» schreiben die Rechnungsprüfer, Globalance habe «in der Vergangenheit die Position Goodwill im Einklang mit internationalen Standards aktiviert und nicht abgeschrieben. Die(s) entspricht nicht den gültigen Vorschriften der Rechnungslegungsverordnung für Banken. Der Konzern hat darum rückwirkend auf den 31. Dezember 2023 die nicht vorgenommenen Abschreibungen korrigiert.»

Firmengründer-CEO Reto Ringger und Verwaltungsratspräsident Felix Ehrat schreiben im Geschäftsbericht 2024: «Mitte 2024 wurde festgestellt, dass in den Konzernrechnungen 2021, 2022 und 2023 die Position Goodwill irrtümlicherweise im Einklang mit internationalen, nicht aber mit nationalen Standards erfolgt ist. Gemäss internationalen Standards kann der erworbene Goodwill aktiviert werden und muss nicht abgeschrieben werden(,) solange mit einem Impairment-Test die Werthaltigkeit nachgewiesen werden kann.»

Ursache: Go4Balance

Gemäss den «Schweizer Rechnungslegungsvorschriften für Banken» müsse hingegen «der Goodwill zwingend über in der Regel 5 Jahre abgeschrieben werden».

Grund für den Abschreiber ist die offensichtlich im Jahr 2024 unvermeidbar gewordene Wertberichtigung des Goodwills auf eine Beteiligung: Globalance hatte im Jahr 2020 das damalige Unternehmen Atlaz mit Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent erworben und dessen Dienstleistungen unter dem Namen Go4Balance zu vermarkten versucht. Heute gehören Globalance 97 Prozent des Kapitals dieser Tochtergesellschaft.

Träge Pensionskassen

Go4Balance bietet Software-Lösungen an, mit denen institutionelle Investoren ihre Portfolios mit Blick auf Nachhaltigkeit optimieren können. Doch das Geschäft ist mau, wie Ringger und Ehrat in ihrem Geleitwort zum Geschäftsbericht ausführen: Das Kundensegment der Pensionskassen «erweist sich jedoch in Bezug auf nachhaltige Anlagestrategien, deren Analyse, Umsetzung und ein transparentes Reporting als träge».

Der 7,3-Millionen-Franken-Abschreiber per Jahreswechsel 2023/2024, der gemäss Geschäftsbericht «rückwirkend» und «linear» vorgenommen wurde, frisst sämtliche Gewinne, die Globalance auf Gruppenebene in den Vorjahren ausgewiesen hatte, mehr als auf: 1,18 Millionen Franken (2020), 1,27 Millionen (2021), das Rekordergebnis von 2022 von 2,63 Millionen Franken und die 0,89 Millionen von 2023. Für 2024 notiert die Gruppe einen negativen Periodenerfolg (nach Steuern) von 1,9 Millionen Franken.

Steigende Leverage Ratio

In Sachen Kapitalisierung ist der Abschreiber für den Konzern und für die Bank als Kern der Gruppe sehr gut verkraftbar; auf die Liquidität hat er gar keine Auswirkungen. Auf Gruppenstufe steigt die Leverage Ratio zwischen Ende 2023 und Ende 2024 von 37,7 Prozent auf 59,3 Prozent, beim Einzelabschluss für die Bank von 50,7 auf 60,0 Prozent.

Die Bank selber hat, ausgewiesen durch ihren Einzelabschluss, im Jahr 2024 insgesamt profitabel, aber rückläufig performt: Der Ertrag betrug 12,9 Millionen Franken im Vergleich zu 13,7 Millionen im Vorjahr. Der Geschäftsaufwand stieg minim von 10,5 Millionen auf 10,6 Millionen Franken.

Bank verdiente 1,6 Millionen

Bemerkenswert hoch blieb der Anteil des Handelsgeschäfts am Gesamtertrag (5,0 Millionen oder 39 Prozent).

Unter dem Strich resultierte bei der Bank nach Steuern ein Periodenerfolg von 1,6 Millionen Franken, verglichen mit 2,8 Millionen im Vorjahr.

13 Millionen Nettoneugeld

Bei den verwalteten Vermögen (Assets under Management) steigerte sich Globalance von 1,97 Milliarden Franken auf 2,18 Milliarden. Der Neugeldzufluss trug dazu 13 Millionen Franken bei (Vorjahr: 47 Millionen Franken).

Bevor die operativen Gewinne der Bank auf das Gruppen-Ergebnis tatsächlich einzahlen, sprich: Globalance seit Erlangen der Banklizenz im Jahr 2011 einen ersten echten Gewinn schreiben wird, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Denn die wertberichtigte Go4Balance steht immer noch mit einem positiven Wert von über 8 Millionen Franken in der Bilanz der Bank.

Uphill-Battle

Die in der Bilanz ausgewiesenen Verlustvorträge der Gruppe belaufen sich per Ende 2024 auf 33,7 Millionen Franken (gegenüber 31,8 Millionen per 31.12.2023).

Reto Ringgers Traum von einer Bank, die «mehr als Geld bewegt», erweist sich mehr und mehr als «Uphill-Battle», was Respekt verdient – aber auch Fragen aufwirft.


Was sagt Globalance zur rückwirkenden Abschreibung? Gründer Reto Ringger nimmt Stellung – auf der nächsten Seite.