«Wir Schweizer müssen die CS-Krise endlich hinter uns lassen»

Unter Enna Pariset ist BNP Paribas zu einer der führendsten Banken in der Schweiz aufgestiegen. Die Schweiz-Chefin über die UBS, die CS-Krise und weshalb die französische Grossbank keine Probleme bekundet, Talente zu finden. 

Sie strotzt auch selbst sechs Uhr abends noch vor Energie: Enna Pariset gilt als sehr zielstrebig und charismatisch. 

BNP Paribas hat sich in den vergangenen Jahren als führendes europäisches Finanzinstitut etabliert und ihre Position durch strategische Initiativen und nachhaltige Ausrichtung weiter gefestigt.

Übernahme Axa IM Ende Juni abgeschlossen

Der Nettogewinn stieg 2024 dank starker Geschäfte im Investmentbanking auf 11,7 Milliarden Euro (+4,1 Prozent). Die Erlöse stiegen auf 48,8 Milliarden Euro (+4,1). 

Zuletzt machte BNP Paribas mit der angekündigten Übernahme von Axa Investment Managers für 5,1 Milliarden Euro Schlagzeilen, die bis Ende Juni 2025 abgeschlossen sein soll. Mit dieser Übernahme stärkt das französische Finanzinstitut seine Position in der Vermögensverwaltung - allein BNP Paribas wird in der Schweiz mehr als 50 Milliarden Franken verwalten.

Enna Pariset ist seit über 21 Jahren bei BNP Paribas tätig und leitet das Schweizer Geschäft der Bank seit Januar 2022 als Head of Territory und seit Sommer 2023 als CEO. In dieser Zeit ist es ihr gelungen, BNP Paribas zu einem der wichtigsten Akteure auf dem Schweizer Finanzmarkt zu machen.

Im Interview mit finews.ch nimmt sie zu diversen Themen Stellung. 

Enna Pariset über …

… das Geschäft in der Schweiz

«Wir zählen über 1200 Mitarbeitende an sechs Standorten in der Schweiz (Zürich, Rotkreuz, Lugano, Genf, Gland, und Lausanne) und wachsen kontinuierlich weiter. Im Vermögensverwaltungsgeschäft und Firmenkundengeschäft sowie Institutional banking (CIB) haben wir in den vergangenen Jahren stark zugelegt.» 2024 hat das Geschäft mit Schweizer Kunden – Unternehmen, Finanzinstituten, Privatpersonen und Familien – 1 Milliarde Euro an Einnahmen für die BNP Paribas Gruppe gebracht. 

… die Marktaussichten

«Die BNP Paribas Gruppe übernimmt Axa Investment Managers (Axa IM) vollständig. Axa IM verwaltet weltweit ein Vermögen von rund 850 Milliarden Euro, womit sich das von BNP Paribas verwaltete Gesamtvermögen auf 1’500 Milliarden Euro erhöht. In der Schweiz sind es 53,5 Milliarden (per 31.12.2023). Das sind fantastische Aussichten, vor allem für unseren One Bank-Ansatz.»

… die UBS

«Ein Land profitiert sehr davon, eine starke Nationalbank zu haben. Es ist fantastisch, dass die Schweiz mit der UBS eine international anerkannte Bank hat. Ich freue mich, dass es uns in den letzten Jahren gelungen ist, uns hinter der UBS als wichtige Kraft auf dem Schweizer Finanzmarkt zu positionieren. Wettbewerb belebt das Geschäft– und das sollte in unser aller Interesse sein.» 

… den Wirtschaftsstandort Schweiz

«Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt. Deshalb sollte es auch mehr Börsengänge geben. Letztes Jahr gab es nur vier – und BNP Paribas war an zwei beteiligt. Wir wollen eine noch stärkere Rolle bei der Erhöhung der Zahl der Börsengänge in der Schweiz spielen. Deshalb unterstützen wir Unternehmen auf ihrem Weg vom Start-up zum Scale-up. Seit zwei Jahren unterstützen wir gezielt Schweizer Start-ups in den Sektoren Tech und Healthcare, weil wir dort grosses Potenzial sehen.» 

… die Banken-Regulierung: 

«Ich habe grossen Respekt vor der Arbeit der Finanzmarktaufsicht Finma. Die Regulierung findet im Interesse von uns allen Marktteilnehmern statt. Ich mag mich darüber nicht beklagen, ich liebe Disziplin.» 

… den Niedergang der Credit Suisse (CS)

«Wir Schweizer sollten die CS-Krise endlich hinter uns lassen. Ich weiss, es war kein schönes Kapitel in der Geschichte des Finanzplatzes Schweiz. Aber jetzt sollten wir wieder nach vorne schauen. Der Finanzplatz Schweiz ist hervorragend, und wir sollten uns darauf konzentrieren, sein Potenzial voll auszuschöpfen.»

… Fachkräftemangel

«Wir tun uns nicht schwer, neue Talente zu finden. Weshalb? Weill wir genau wissen, wen wir wollen.»