Marc Syz: «Donald Trump ist ein Katalysator»
Der CEO von Syz Capital über die Private Equity, die transatlantischen Beziehungen und weshalb die jüngsten Ereignisse auch eine Chance darstellen können.
Herr Syz, Private Equity wird immer wichtiger. Wie nachhaltig ist dieses Wachstum?
Wir bei der Bank Syz sind seit 15 Jahren im Bereich Private Equity tätig. Dank den tiefen Zinsen hat das Geschäft gut funktioniert. Seit der Zinswende ist es schwieriger geworden: Die Risiken sind gestiegen, die Renditen gesunken.
Wie wirken sich die geopolitischen Unsicherheiten zwischen der EU und den USA aus?
Sie haben zu einer Zurückhaltung geführt, insbesondere was den amerikanischen Markt anbelangt.
Marc Syz, CEO von Syz Capital. (Bild: zVg)
Das heisst der europäische Markt erfährt Aufwind?
Definitiv. Wir mögen Europa mit seinen 450 Millionen Einwohnern. Es ist der Markt, der am meisten ausgebildet ist, in dem aber im Vergleich zu den USA viel weniger Kapital steckt. Es ist ein attraktiver Markt.
«Der Krieg in der Ukraine hat bei US-Investoren für zusätzliche Verunsicherung geführt.»
Europäer haben in der jüngsten Vergangenheit stark in den USA investiert. Umgekehrt war dies nicht so ausgeprägt der Fall …
… die Entwicklung lässt sich seit einigen Jahren sehen. Der Krieg in der Ukraine hat bei US-Investoren für zusätzliche Verunsicherung geführt. Dies dürfte sich ändern, sobald ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine steht. Ich bin sehr zuversichtlich für Europa.
Das Verhältnis zwischen Europa und den USA ist ziemlich zerrüttet. Ist dies nicht Gift für die Märkte?
Ich sehe es anders: Jede Krise ist auch eine Gelegenheit. US-Präsident Donald Trump ist ein Katalysator. Die derzeitige Situation bei der transatlantischen Beziehungen lässt die europäischen Staaten zusammenrücken. Mittlerweile haben alle Staaten begriffen, dass sie das Heft wieder in die Hand nehmen und Investments in Infrastruktur, Verteidigung und Effizienzsteigerung tätigen müssen. Langfristig ist diese Entwicklung positiv.
«Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel.»
Zahlreiche europäische Staaten wollen Milliarden in die Rüstung stecken. Besteht nicht die Gefahr, dass sich diese Beteuerungen als heisse Luft entpuppen werden, sobald ein Friedensabkommen im Ukraine-Konflikt steht?
Nein, der Verteidigungssektor wird wieder wichtiger. Die europäischen Staaten kommen nicht um Investments herum. Es muss ein Rück durch die Branche gehen. Grosse Rüstungsfirmen wie Rheinmetall oder Dassault Systèmes haben sich zuletzt nicht als sehr innovativ erwiesen.
Erleben wir in der transatlantischen Beziehung eine temporäre Abkühlung oder einen generellen Wechsel?
Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel. Ich bin überzeugt, dies wird auch nach der Ära Trump bestand halten Für Europa wird es teuer. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Wir haben uns in der Vergangenheit viel zu sehr auf die USA verlassen.