Investoren haben eine hohe Affinität für Technologiewerte. Vieles spreche jedoch dafür, Anlagechancen in anderen Segmenten zu finden, schreibt Jacques-Aurélien Marcireau exklusiv auf finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Künstliche Intelligenz, vernetzte Objekte, maschinelles Lernen und Algorithmen dominieren die Titelseiten der Medien. Der gemeinsame Nenner heisst Big Data. Fortwährende Datenflüsse sind jedoch nutzlos ohne sinnvolle Analyse und Auswertung.

Der Big Data-Sektor ist für alle Branchen, auch für die traditionellsten, das neue «schwarze Gold» des 21. Jahrhunderts. Somit umfasst Big Data auch viel mehr als nur die sogenannten GAFA-Aktien; das Kürzel GAFA steht für die vier Technologie-Firmen Google, Amazon, Facebook und Apple.

Datenschätze sind wertlos, wenn sie nicht analysiert werden können. Das war bis vor kurzem oft der Fall. Heute jedoch kann jedes Unternehmen dank richtiger Nutzung dieser Daten, respektive einer breiten Palette an Parametern Wettbewerbsvorteile erzielen.

«Investitionen in Big Data sind heute unerlässlich für die meisten Unternehmen»

Dazu zählt die aktuelle Leistung durch Kostenoptimierung und -reduzierung sowie Produktivitätssteigerungen und die Entwicklung neuer, zielgerichteter Produkte. Investitionen in Big Data sind heute unerlässlich für Unternehmen, die ihre Aktivitäten schützen und ausbauen sowie ihre Geschäftsmodelle revolutionieren wollen.

Die ersten, die den Sprung ins Datenmeer wagten, waren – wenig überraschend – Technologieunternehmen. Konzerne wie IBM, Cisco und Microsoft investieren seit mehreren Jahren massiv in Datencenter und spezielle IT-Softwarelösungen. Anschliessend begannen sie, einem Grossteil der Wirtschaft neue Lösungen anzubieten. Aber über den Technologiesektor hinaus hat sich die Datenaufbereitung auch auf traditionellere Sektoren wie Banken und Versicherungen, Betriebsinstandhaltung, Energieeffizienz, Autos und Gesundheitswesen ausgewirkt.

«Der Durchbruch von Big Data hat den Automobil-Sektor völlig verändert»

Die explodierende Datenmenge stellt auch eine beispiellose Chance für Innovationen im Gesundheitswesen dar. Sie hilft bei der Identifikation von Krankheitsrisiken sowie bei der Diagnosestellung. Sie erleichtert die Auswahl von Behandlungen und die Überwachung ihrer Wirksamkeit.

Ebenso unterstützt sie Bereiche wie Arzneimittelkontrolle und Epidemiologie. Dank Big Data entsteht ein so genannter «4 P»-Ansatz; das P steht für prädiktiv, präventiv, personalisiert und partizipativ.

In unseren Autos sind seit langem Sensoren eingebaut, die unter anderem helfen, den Reifendruck sowie den Öl- und Benzinstand zu messen. Der Durchbruch von Big Data hat den Sektor völlig verändert. Er macht das Fahren sicherer, verantwortungsvoller und ökologischer. Die heutigen Neuwagen verlassen das Werk mit durchschnittlich 100 Sensoren, darunter Radare, hochauflösende Kameras sowie optische und thermische Sensoren. Sie bieten jetzt Hilfestellungen für das Fahren an, wie Fahrtenkontrolle, Bereitschaftsbremsen, Gangwechsel zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs und zur Ermüdungserkennung, die den Lenker zum Ausruhen animieren.

«Die Versicherungsbranche wird ebenfalls durch Big Data radikal verändert»

Ein Vorreiter der Automobilindustrie wie die BMW-Gruppe will das Beste aus der Datennutzung herausholen, indem sie ein digitales Ökosystem aufbaut, das das Kundenerlebnis verbessert. Seit über 100 Jahren setzt das Unternehmen Innovation in den Mittelpunkt seiner Wachstumsstrategie.

Die Versicherungsbranche wird ebenfalls durch Big Data radikal verändert. Die Versicherungen nutzen den digitalen Wandel, um den Kunden neue, besser auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Dienstleistungen anzubieten. Ein Beispiel ist die Autoversicherung mit Prämien, die auf dem Fahrverhalten und der Kilometerzahl des Versicherungsnehmers basieren. Die Datenerfassung erfolgt über alle Arten von Geräten, die den Unternehmen helfen, eine Versicherung anzubieten, die auf den Gewohnheiten der Kunden basiert.

«Vor diesem Hintergrund wird Big Data zu einem riesigen Anlagethema»

Wirtschaftsleute befinden sich heute inmitten eines tiefen und unvermeidlichen Wandels, den niemand ignorieren kann. Es wird sich noch herausstellen, welche Unternehmen, dank der effizienten Datennutzung, erfolgreich sind. Vor diesem Hintergrund wird Big Data zu einem Anlagethema, das in der Lage ist, einen substantiellen Wert zu schaffen. Dies erfolgreich zu nutzen bedeutet, Unternehmen auszuwählen, die direkt betroffen sind oder in der Lage sind, ihr Geschäftsmodell zu verändern.

Investoren haben eine Affinität für Technologiewerte, insbesondere für GAFA-Unternehmen, in die sie entsprechend massiv investiert haben. Vieles spricht jedoch dafür, Investitionsmöglichkeiten in anderen Segmenten zu finden. Zum Beispiel Infrastrukturanbieter, die den Zugang zu diesen Daten ermöglichen, und Datennutzer von Nicht-Technologieunternehmen, die Daten verwenden, um einen strategischen Vorteil zu erzielen. Ihre durchschnittlichen Bewertungen sind nach wie vor attraktiv.

«Ziel ist es, Lieferanten zu ermitteln, die von diesen Möglichkeiten profitieren»

Vermutlich besteht der richtige Ansatz darin, eine pragmatische und selektive Sichtweise bei der Bewertung dieser Unternehmen und der Beurteilung der von ihnen angebotenen Produkte und Lösungen einzunehmen. Ziel ist es, Lieferanten oder institutionelle Nutzer zu ermitteln, die von diesen Möglichkeiten besonders profitieren. Unsere Expertise mit Blick auf die richtige Auswahl ist die Quelle für eine nachhaltige Wertschöpfung.


Jacques-Aurélien Marcireau ist Co-Head of International Equities und Hauptmanager des Edmond de Rothschild Big Data Fund. Er kam im März 2009 als Manager/Analyst im International Equity Management Team zu Edmond de Rothschild Asset Management. Er ist Absolvent des Institut d'Etudes Politiques de Lille und hat einen Master in Wirtschaft und Finanzanalyse von der Universität Lille 2. Er ist Chartered Financial Analyst (CFA).


Bisherige Texte von: Rudi BogniOliver BergerRolf BanzWerner VogtWalter WittmannAlfred Mettler, Robert HolzachCraig MurrayDavid ZollingerArthur BolligerBeat KappelerChris RoweStefan GerlachMarc Lussy, Nuno FernandesRichard EggerDieter RuloffMarco BargelSteve HankeUrs Schoettli, Maurice PedergnanaStefan Kreuzkamp, Oliver BussmannMichael BenzAlbert Steck, Andreas BrittMartin DahindenThomas FedierAlfred MettlerBrigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Thorsten PolleitKim IskyanStephen DoverDenise Kenyon-RouvinezChristian DreyerKinan Khadam-Al-JameRobert HemmiAnton AffentrangerYves Mirabaud, Hans-Martin KrausGérard GuerdatDidier Saint-GeorgesMario BassiStephen ThariyanDan SteinbockRino BoriniBert FlossbachMichael HasenstabGuido SchillingWerner E. RutschDorte Bech VizardAdriano B. LucatelliKatharina BartMaya BhandariJean TiroleHans Jakob RothMarco MartinelliBeat WittmannThomas Sutter, Tom King, Werner PeyerThomas KupferPeter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Peter Hody, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Ralph Ebert, Marionna Wegenstein, Armin JansNicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio QuirighettiClaire Shaw, Peter FanconiAlex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro OcchilupoClaudia Kraaz, Will Ballard, Michael Bornhäusser, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Claude Baumann, Markus Winkler, Konrad Hummler, Thomas Steinemann, Karin M. Klossek, Michael A. Welti, Christina Böck, Michel Longhini, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem und Jochen Möbert.