Tokenisierung als Zukunftstreiber in Liechtenstein

Mit dem Inkrafttreten des Durchführungsgesetzes der Markets in Crypto-Assets Regulation per 1. Februar 2025, etabliert sich Liechtenstein als Gateway im Bereich von Kryptowerten für die Schweiz in die EU.

Das Token- und VT-Dienstleister-Gesetz (TVTG) schafft die Grundlage für sichere und nachhaltige Tokenisierungslösungen. Mit dem Inkrafttreten des MiCAR-Durchführungsgesetzes am 1. Februar 2025 setzt Liechtenstein erneut ein starkes Zeichen im Bereich Blockchain Regulierung.

MiCAR: Marktzugang in die EU und den EWR

Die Mitgliedschaft im Europäischen Wirtschaftsraum ermöglicht den im Fürstentum Liechtenstein ansässigen Dienstleistern den vereinfachten Zugang zum EU-/EWR-Binnenmarkt. Diesen Umstand nutzen auch Schweizer Unternehmen erfolgreich und gründen eine Tochtergesellschaft in Liechtenstein.

Doch der wahre Innovationsmotor bleibt das in Liechtenstein bereits im Jahr 2020 etablierte Token-und VT-Dienstleister-Gesetz (TVTG) - besser bekannt als das Blockchain Gesetz.

TVTG: Rahmen für Tokenisierungslösungen

Das TVTG schafft Rechtssicherheit, indem es Token nicht nur als Krypto-Währungen, sondern als digitale Repräsentationen von Rechten definiert. Diese Weitsicht ermöglicht es, materielle und immaterielle Werte zuverlässig und transparent auf Blockchain-Systemen abzubilden. Unternehmen, die auf langfristige Lösungen setzen, profitieren von der Stabilität und Qualität dieses Regelwerks - zentrale Werte, die auch in der DNA des Finanzplatzes Liechtenstein verankert sind.

«Real World Assets Tokenization»

Tokenisierung kann auf zwei grundlegend unterschiedliche Arten verstanden werden. Die erste Methode basiert auf einem etablierten Modell: Ein Unternehmen wird gegründet, welches einen Vermögenswert - beispielsweise ein Gemälde - erwirbt. Anschliessend werden Anteile an dieser Gesellschaft in Form von Token ausgegeben.

Der Vorteil dieses Ansatzes liegt darin, dass es sich im Kern um ein traditionelles Finanzinstrument handelt, das durch die digitale Form lediglich effizienter und zugänglicher wird. Durch die Verwendung von Token als Ausgabeform wird ein bekannter rechtlicher Rahmen genutzt, was zu höherer Akzeptanz bei Investoren führt.

Die zweite Methode, ermöglicht durch das TVTG, geht deutlich weiter. Hier können Eigentumsrechte direkt in Form von Token repräsentiert werden, ohne dass ein zwischengeschaltetes Unternehmen erforderlich ist. Ein Gemälde kann so als digitales Asset auf der Blockchain abgebildet werden, wobei der Token selbst das Eigentumsrecht repräsentiert.

Wird der Token übertragen, wird das Eigentumsrecht übertragen. Dieser innovative Ansatz eröffnet völlig neue Möglichkeiten der Vermögensverwaltung und schafft gleichzeitig Effizienzgewinne, indem er traditionelle Strukturen zurückdrängt.

MiCAR und TVTG: Ein harmonisches Zusammenspiel

Viele europäische Staaten bekommen mit der MiCAR nun ein Aufsichtsregime, das die Dienstleister reguliert und öffentliche Angebote von Token ermöglicht. Die zivilrechtlichen Grundlagen sind in der MiCAR aber nicht geregelt. Und das führt unter Umständen zu Rechtsunsicherheit und im Extremfall zu nichtigen Transaktionen.

Hier schafft der zivilrechtliche Teil des TVTGs für die notwendige Rechtsicherheit. Die Kombination aus TVTG und MiCAR bedeutet für Liechtenstein nicht nur die Integration in den europäischen Binnenmarkt und damit den Marktzugang zu 450 Millionen Kunden und 23 Millionen Unternehmen, sondern auch einen klaren Wettbewerbsvorteil: Während andere Länder noch um einen Rechtsrahmen ringen, bietet Liechtenstein bereits stabile, praxiserprobte und rechtssichere Lösungen.

Standort mit Visionen, der in Generationen denkt

Liechtenstein kombiniert innovative Gesetzgebung mit politischer und wirtschaftlicher Stabilität und kurzen Wegen. Diese einzigartige Verbindung macht den Standort besonders attraktiv für Unternehmen, die auf Blockchain-Technologie setzen.

Liechtenstein verbindet das Beste aus zwei - Welten durch den umfassenden Marktzugang zur EU und der Schweiz bleibt das Land ein Knotenpunkt für innovative Lösungen im Finanzbereich.


Thomas Nägele, LL.M., ist Präsident der CCA Trustless Technologies Association e.V. und Vorstandsvorsitzender der INATBA (International Association for Trusted Blockchain Applications). Zudem ist er Managing Partner der NÄGELE Rechtsanwälte GmbH in Vaduz und Lehrbeauftragter der Universität Liechtenstein. Als Liechtensteiner Rechtsanwalt mit Erfahrung als Softwareentwickler befasst er sich mit dem Internet-/IT-Recht, Künstlicher Intelligenz, Cyber-Security und Cyber Resilience sowie mit dem Zivil- und Gesellschaftsrecht.