Die Blockchain-Technologie löst dieses Problem durch zwei sehr einfache Innovationen: erstens mit einem sogenannten Ledger, das heisst, mit einer dezentralen Liste oder einem Konto in einem virtuellen Netzwerk, das von allen Mitgliedern gleichzeitig benutzt werden kann.
Als zweites Element kommt hinzu, dass die Liste oder das Konto unveränderbar sind, indem das sogenannte Hauptbuch nur rückwärts rekonstruiert werden kann; mit anderen Worten: Jede Transaktion im Hauptbuch ist mit der vorherigen verknüpft. Wenn also die Kette verletzt respektive «gehackt» wird, ist die Blockchain unterbrochen...
Die Blockchain findet heute bereits viele konkrete Anwendungen: Am bekanntesten ist sicherlich die Ausgabe der Kryptowährung Bitcoin. Es wäre indessen ein Irrtum anzunehmen, die Blockchain sei nur in Verbindung mit dem Bitcoin etwas wert. Bereits prüfen verschiedene Zentralbanken (England, Schweden, Estland) weitere Anwendungen im Bereich von anderen Kryptowährungen.
Die Blockchain kommt auch schon für die virtuelle Registrierung von Immobilien (etwa in verschiedenen Ländern Afrikas) zum Einsatz oder im Smart Contracting, also bei der computerisierten Absicherung von Verträgen (Schweiz). Sie ist auch die sicherste und kostengünstigste Alternative zum Intranet eines Unternehmens.
«Der Einfluss der Blockchain ist nicht auf die Unternehmenswelt beschränkt»
Egal, ob Sie nun im Konsumgütersektor, in der Automobilindustrie oder in der Beratungsbranche arbeiten, die Blockchain-Technologie sollte Sie interessieren. Denn sie wird in Unternehmen auf alle Auftragsprozesse einen Einfluss zeitigen und neue Transaktionen ermöglichen sowie wichtige Informationen zentralisieren, vor allem in den Bereichen Buchhaltung, Procurement-Management (Beschaffung), Compliance und IT.
Aber auch die Art und Weise, wie Unternehmen interagieren, wird sich durch die Blockchain fundamental verändern. Denn künftig werden die Kunden direkte Informationen über Produkte und Dienstleistungen haben, und Investoren werden in der Lage sein, Firmen zu finanzieren, ohne dabei die traditionellen Kapitalmärkte zu beanspruchen.
Innerhalb von Firmen werden Informationen reibungslos fliessen können und sowohl Entscheidungen als auch Verhaltensweisen völlig transparent machen. Dadurch werden Geschäftsmodelle drastisch modifiziert; sie werden effizienter und kostengünstiger – Contracting wird nahtlos möglich sein.
Der Einfluss der Blockchain ist beileibe nicht auf die Unternehmenswelt beschränkt. Tatsächlich kommt diese Technologie bereits heute am häufigsten im öffentlichen Sektor zum Einsatz. Manche Zentralbanken sind sich ihres Einflusses schon bewusst, und besonders innovative Regierungsbehörden (Singapur, Estland, Schweden) verwenden die Blockchain, um die Beziehung zwischen den Amtsstellen und den Bürgern zu verbessern: Eigentumsregister, öffentliches Auftragswesen, die Rechtsdurchsetzung, öffentliche Aufzeichnungen, alle diese Einrichtungen werden durch die Blockchain schon bald automatisiert und wesentlich vereinfacht werden.
«Seien Sie ein Pionier auf Ihrem Gebiet, um die Vorteile als First Mover zu nutzen»
Falls Sie glauben, dass die Blockchain für Sie irrrelevant ist, dann sollten Sie sich meiner Meinung nach umso mehr damit befassen. Lesen, recherchieren Sie, fragen Sie nach, informieren Sie sich, wie diese Technologie funktioniert, welche Fortschritte sie in Ihrem eigenen Geschäftsumfeld bereits erzielt.
Zweitens: Denken Sie daran, dass die Blockchain die Art und Weise fundamental verändern wird, wie Ihr Unternehmen mit dem Rest der Welt interagiert. Drittens: Seien Sie ein Pionier auf Ihrem Gebiet, um die Vorteile als First Mover zu nutzen. Denn soviel steht fest: Die Blockchain-Revolution hat längst begonnen.
Der Spanier Arturo Bris ist Professor für Finanzen am IMD in Lausanne in der Schweiz. Seit Anfang 2014 leitet er auch das weltbekannte IMD World Competitiveness Center. Seine Forschungs- und Beratungsaktivitäten konzentrieren sich auf internationale Aspekte der Finanzmarktregulierung, namentlich auf Effekte der Insolvenz, Leerverkäufen, Insider-Trading und juristischen Fragen rund um Firmenfusionen und -übernahmen. Seine wissenschaftliche Leidenschaft gilt darüber hinaus der globalen Wettbewerbsfähigkeit, der Entwicklung der Finanzmärkte und der Makroökonomie. Seine jüngsten Studien untersuchen die Beziehung zwischen der Einkommensungleichheit, der sozialen Mobilität und der damit verbundenen Wettbewerbsfähigkeit.
Bris gehört zu den hundert meistgelesenen Finanzwissenschaftlern auf der Welt. Er studierte und promovierte in Jurisprudenz an der Autonomen Universität von Madrid. Er erhielt ein MSc von der CEMFI, der Stiftung der spanischen Zentralbank. Darüber hinaus erlangte er PhD in Management von der Insead. In seiner Freizeit liest er, geht Bergesteigen, fährt Velo und spielt Bassgitarre.
Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Oliver Berger, Rolf Banz, Samuel Gerber, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Samuel Gerber, Nuno Fernandes, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Andreas Britt, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Peter Hody, Mirjam Staub-Bisang, Nicolas Roth, Thorsten Polleit, Kim Iskyan, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Kinan Khadam-Al-Jame, Werner E. Rutsch, Robert Hemmi, Claude Baumann, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Frédéric Papp, Hans-Martin Kraus, Gérard Guerdat, Didier Saint-Georges, Mario Bassi, Stephen Thariyan, Dan Steinbock, Rino Borini, Bert Flossbach, Michael Hasenstab, Guido Schilling, Werner E. Rutsch, Dorte Bech Vizard, Adriano B. Lucatelli, Katharina Bart, Maya Bhandari, Jean Tirole, Hans Jakob Roth, Marco Martinelli, Beat Wittmann, Thomas Sutter, Tom King, Werner Peyer, Thomas Kupfer und Peter Kurer.
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