Philipp Hildebrand, Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, warnt vor einem massiven Preisrückgang in der Schweiz.

Anders als noch vor einem halben Jahr stelle sich aus heutiger Sicht die Frage, ob eine Deflation drohen könnte, sagte Philipp Hildebrand am Mittwochabend in einer Rede an der Universität St. Gallen. Damit meine er nicht den Umstand, dass in den nächsten Monaten wegen fallender Preise bei einzelnen Produkten die Entwicklung der Konsumentenpreise temporär negativ sein könnte. 

Deflation sei vielmehr ein als Folge eines Nachfrageeinbruchs andauernder Preisdrückgang über alle Preiskategorien. «Wenn Coop und Migros auf breiter Front ihre Preise senken, ist dies noch keine Deflation», sagte der Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank.

Das Gefährliche an einer Deflation sei, dass sie sich selbst verstärken könne. Wenn die Wirtschaftssubjekte auch in der Zukunft weiter fallende Preise erwarten würden, hielten sie sich mit Käufen zurück. Die Bekämpfung einer Deflation sei daher viel anspruchsvoller als die Bekämpfung einer Inflation. Eine Notenbank könne ihren (nominalen) Zielsatz nicht unter Null setzen. Die Realzinsen seien zwangsläufig positiv. Sie seien perverserweise sogar umso höher, je stärker die erwartete Deflation sei.

Die Kritik wird kommen

Die SNB verfüge, sagte Hildebrand weiter, auch bei kurzfristigen Zinssätzen nahe bei Null noch über Instrumente, um die Wirtschaft mit Liquidität zu versorgen und bei Bedarf zu stimulieren. Der Einsatz sei aber nicht ohne Risiken. Die Nationalbank könne zwar weiterhin Liquidität anbieten – soviel und solange diese benötigt würde. Doch diese Liquidität müsse, sobald sie nicht mehr benötigt würde, auch wieder abgebaut werden. Allerdings sei das Abschöpfen von Geld nicht so populär, wie wenn man es schaffe.

«Aus dem Lob, welches der SNB in den letzten Monaten zuteil wurde, müssen wir uns deshalb mentale Reserven bilden, von denen wir dann irgendwann in Zukunft zehren können», sagte Hildebrand. «Dann nämlich, wenn wir den üblichen Tadel werden einstecken müssen, einen noch zarten Konjunkturaufschwung mit Zinserhöhungen bereits wieder zu gefährden. Diese Kritik, da sei er sich sicher, werde kommen.   

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