Bis in zehn Jahren werde es in der Schweiz nur noch halb so viele Privatbanken wie heute geben, erklärt Martin Schilling im Interview mit finews.tv. Zudem werden viele Vermögen von früheren Credit-Suisse-Kunden in den nächsten zwei Jahren von der UBS zu anderen Banken fliessen, wie der Bankenexperte von PwC Schweiz im Gespräch weiter ausführt.
Im Jahr 2010 gab es in der Schweiz noch rund 160 Privatbanken; mittlerweile sind es noch knapp 100. «Man kann davon ausgehen, dass pro Jahre etwa fünf bedeutende Transaktionen stattfinden», sagt Martin Schilling, Bankenexperte beim Beratungsunternehmen PwC in der Schweiz.
Vor diesem Hintergrund geht er davon aus, dass es in einigen Jahren nur noch etwa 60 Vermögensverwaltungsbanken geben wird, wie er im Interview mit finews.tv weiter feststellt.
Es gebe keine eigentliche Konsolidierungswelle, sondern die Zahl der Banken habe über die Jahre stetig abgenommen, so Schilling weiter. Die Gründe dafür seien vielfältig, dazu gehörten die verschärften Regeln und Bestimmungen, steigende IT-Kosten sowie der wachsende Aufwand für die Digitalisierung. Die erhöhten Aufwendungen nagen an den Margen.
Doch der PwC-Bankenexperte hütet sich davor, eine Mindestgrösse an verwalteten Vermögen für die Existenzberechtigung einer Bank zu nehmen.
Zusammengehen von Tradition und Moderne
«Es gibt genügend Beispiele von sehr kleinen Finanzinstituten mit weniger als 5 Milliarden Franken an Kundengeldern, die hoch profitabel sind», betont Schilling. «Entscheidend sind das Geschäftsmodell einer Bank und deren Zielkundschaft.»
Vor diesem Hintergrund glaubt der PwC-Berater auch nicht, dass die Vermögensverwaltung in Zukunft nur über digitale Kanäle erfolgen werde. «Es wird immer Kundenberaterinnen und -berater brauchen. Nicht zuletzt, um die Klientel etwa auch bei digitalen Vermögenswerden oder bei Investments in Private Equity zu beraten. «Es findet ein Zusammengehen von Tradition und Moderne statt», bringt Schilling die Bankenwelt von morgen auf den Punkt.
Umverteilung der CS-Gelder in ein bis zwei Jahren
Schilling räumt zwar ein, dass die Wachstumsdynamik auf anderen Finanzplätzen wie Singapur oder Dubai wesentlich grösser sei als in der Schweiz. Aber auch hierzulande werde Neugeld geschaffen, etwa durch den Zugzug von vermögenden Unternehmern aus dem Ausland, aber auch dank der Wirtschaftsleistung unseres Landes. Insofern finde keine Abwanderung von Geldern ins Ausland statt; selbst die Russland-Sanktionen hätten nicht zu signifikanten Veränderungen geführt.
Wohin das Geld der Credit-Suisse-Kunden fliesse, werde sich jedoch erst in zwei bis drei Jahren zeigen, sagt Schilling im Interview weiter. Bis jetzt sei der Betrachtungszeitraum noch zu kurz. «Viele (CS-)Kunden wechseln nun erst einmal zur UBS und warten ab. Eine Umverteilung auf andere Banken wird frühestens in ein bis zwei Jahren erfolgen», ist der PwC-Bankenexperte überzeugt.
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