Der Bordeaux 2021 ist ein klassischer Jahrgang. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller hat 30 Weine vom linken Ufer getestet, also aus dem Médoc und dem Pessac-Léognan. Punktgleich auf dem ersten Platz landeten zwei Weine, darunter eine totale Überraschung.

Bordeaux-Weine sind weiterhin der Qualitätsmassstab in der Weinwelt. Die Nachfrage ist derzeit indessen eher gedämpft. Seit einiger Zeit wird auf dem Markt der 2021er angeboten. Es ist ein guter, klassischer, eleganter Jahrgang mit einer eher früher Trinkreife. Die Crus weisen einen relativ moderaten Alkoholgehalt von 13 bis 13,5 Prozent auf. In Spitzenjahren sind Werte von 14 und mehr vielfach die Regel statt der Ausnahme.

Wer nicht auf Jahrgangskärtchen schielt und offen für unterbewertete Jahre ist, kann mit dem 2021er positive Überraschungen erleben. Es ist ein Jahrgang für Traditionalisten und Traditionalistinnen – und kein Jahrgang zum Spekulieren.

Wichtigste Boredeaux-Händler angefragt

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Peter Keller (Bild: NZZ Bellevue)

Allerdings lohnt sich eine sorgfältige Auswahl. Wir machten die Probe aufs Exempel und haben 30 Weine vom linken Ufer getestet, also aus dem Médoc und dem Pessac-Léognan. Angefragt wurden die wichtigsten Bordeaux-Händler, die je zwei Gewächse ihrer Wahl einsenden durften. Premiers Grands Crus Classés waren nicht dabei. Die Weine wurden mit verdeckten Etiketten degustiert.

Am Schluss gab es zwei Sieger. Auf dem ersten Platz landete einmal Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2021 aus dem Pauillac. Der 2ème Grand Cru Classé, stets ein sicherer Wert, ist in diesem Jahr überragend gelungen und dürfte problemlos 20 und mehr Jahre altern.

Hervorragendes Preis-/Genussverhältnis

Überraschend erreichte Château Lagrange aus dem St.-Julien die gleiche Punktezahl. Der finessenreiche 3ème Grand Cru Classé, der stets etwas im Schatten anderer Weingüter steht, zeichnet sich durch ein hervorragendes Preis-/Genussverhältnis aus.

Die Überraschung der Verkostung war Château Chasse-Spleen aus dem Moulis, ein äusserst solider, wohl früh trinkbereiter Cru bourgeois. Das sind die Besten der Degustation:

Die Sieger

Château Lagrange 2021, St.-Julien: Der exzellente Wein ist ein unerwarteter, aber verdienter Co-Sieger und besteht zu 84 Prozent aus Cabernet Sauvignon, 14 Prozent Merlot sowie 2 Prozent Petit Verdot.

Seine Eigenschaften: vielschichtiges Bouquet mit Noten von roten Früchten, würzige und dezent florale Anklänge, im Gaumen kraftvoll mit reifen Gerbstoffen, überaus elegant, fast burgundisch, langer Nachhall, sehr gutes Lagerungspotenzial. 18,5/20 (Preis: 63 Franken; zum Bestellen).

Château Pichon-Lalande 2021, Pauillac: Das ist ein Klassiker aus dem Bordeaux und mit dank seinen hervorragenden Anlagen ein Langstrecken-Läufer. Hier beträgt der Anteil an Cabernet Sauvignon gar 88 Prozent. 10 Prozent Cabernet Franc und 2 Prozent Merlot machen den Rest aus.

Die Nase offenbart einen umwerfenden Duft von schwarzen Beeren, Veilchen und würzigen Anklängen. Der dichte, frische Wein zeigt sich mit viel Eleganz, Finessen und einem langen Finale. 18,5/20 (Preis: 177.30 Franken; zum Bestellen).

Die Topweine

Château Léoville-Barton 2021, St.-Julien: Dieser Wein enttäuscht eigentlich fast nie und kann praktisch «blind» gekauft werden. Die Verkostung hat dies eindrücklich bestätigt. Eingestuft als 2ème Grand Cru Classé, zeigt der 2021er ein reintöniges Bouquet von Cassis, Zedernholz und etwas Leder.

Er ist mittelschwer, strukturiert, elegant, ausgewogen und endet mit schöner Länge. 84 Prozent Cabernet Sauvignon, 11 Prozent Merlot, 5 Prozent Cabernet Franc. 18/20 (Preis: 76 Franken; zum Bestellen).

Château Brane-Cantenac 2021, Margaux: Seit einigen Jahren gehört Brane-Cantenac zu den besten Weinen in dieser Appellation. Auch in diesem Jahr vermochte er mit seinen Eigenschaften zu überzeugen: komplexe Nase von schwarzen Beeren, würzigen Noten (Minze), dicht im Gaumen mit feinen Tanninen und guter Säure, frisch, relativ langanhaltend.

74 Prozent Cabernet Sauvignon, 22 Prozent Merlot, 2 Prozent Cabernet Franc, je 1 Prozent Carmenère und Petit Verdot. 18/20 (Preis: 65 Franken; zum Bestellen).

Die Preis-/Genuss-Sieger

Château Chasse-Spleen 2021, Moulis: Recht weit nach vorne kam dieser Cru Bourgeois, der sich aus preislich in einem vernünftigen Rahmen bewegt. Der Blend besteht aus 53 Prozent Cabernet Sauvignon, 38 Prozent Merlot sowie 9 Prozent Petit Verdot.

Schöner, relativ intensiver Duft von roten Beeren, Kamille und würzigen Anklängen, mittelschwer im Gaumen, feine Tannine, gute Säure, schöne Länge, 17,5/20 (Preis: 42 Franken; zum Bestellen).

Weitere Empfehlungen

  • Château Montrose 2021, St.-Estèphe, 17,5/20, 152 Franken; zum Bestellen). ;
  • Château du Tertre 2021, Margaux,17,5/20, 47 Franken; zum Bestellen).
  • Château Malescot-St.Expuréy, Margaux, 2021, 17,5/20, 46.50 Franken; zum Bestellen).
  • Château Lascombes 2021, Margaux, 17/20, 58.40 Franken; zum Bestellen).
  • Château de Pez 2021, St.-Estèphe, 17/20, Franken; zum Bestellen).
  • Château Brans-Grand Poujeaux 2021, Moulis,17/20, 32.50 Franken; zum Bestellen).

Peter Keller arbeitet auch als Freelancer für die «Neue Zürcher Zeitung».