Lange trank ich nur schottische Whiskys. Dann lernte ich den Old Fashioned kennen. Er ist ein charmanter Türöffner zur reichhaltigen Welt der amerikanischen Bourbons – ein Cocktail zum Verlieben!

Hätte mir jemand vor zehn Jahren prophezeit, dass ich einmal eine Liebeserklärung an einen Bourbon-Drink schreiben würde, hätte ich ihn schief angeschaut und unter Protest meine Nase ins Scotch-Glas vertieft.

Das war allerdings, bevor ich den Old Fashioned kennengelernt habe. Dieser Cocktail hat mein Leben verändert, indem er mich in seiner warmen Vielschichtigkeit sanft in die Welt des Bourbons eingeführt hat.

Pionier des Cocktailwesens

Diese erste Begegnung zum Old Fashioned vermittelte in meinem Fall der frühere US-Botschafter Edward T. McMullen, der mir den Drink vor vielen Jahren an einem eleganten Botschafts-Anlass als einen bevorzugten Winter-Cocktail aus seiner Heimat South Carolina vorstellte. 

Wie schon der Name sagt, handelt es sich beim Old Fashioned um einen Pionier des Cocktailwesens überhaupt. Entstanden ist er bereits im frühen 19. Jahrhundert. In Sachen Vielfalt kann also die Geschichte des Old Fashioned sicherlich mit dem Geschmack gleichziehen.

Veredelt und akzentuiert

Ein wichtiges Wesensmerkmal des Old Fashioned ist seine Einfachheit, die ihn auch zur Zubereitung daheim absolut qualifiziert: Ein guter Bourbon wird mit Angostura sowie etwas Zucker versehen und auf Eis gelegt. Das Glas erhält sein Finish mit einer Orangen-Zeste, mit der man den Trinkrand gerne etwas imprägnieren darf.

So gesehen ist der Old Fashioned eigentlich nichts weiter als ein Bourbon, dessen Geschmack man durch süsse und bittere Noten akzentuiert und veredelt. Im Zentrum steht der Whiskey, allerdings in einer gleichzeitig wärmeren und frischeren Erscheinungsform.

Eintrittstor in die Welt des Bourbons

In dieser einfach zugänglichen Darbietungsform wurde für mich, den Scotch-Enthusiasten, der Old Fashioned zum Eintrittstor in die grandiose Welt der Spezialitäten-Bourbons, die ich natürlich pur trinke, und deren Vielfalt dem Scotch nicht wesentlich nachsteht.

Wenn man einen Old Fashioned zubereiten will, ist es natürlich vorteilhaft, mit einem guten Bourbon zu arbeiten. Einer meiner Favoriten dafür ist Woodford Reserve. Sein reichhaltiges, facettenreiches Profil aus Vanille, Eiche, Karamell und Gewürzen – Meister-Sensoriker wollen darin über 200 unterschiedliche Aromen identifiziert haben – prädestiniert ihn für die Vermählung mit Zitrusnoten.

Historische Wurzeln, modern interpretiert

Alljährlich begeht Woodford Reserve weltweit seine Old Fashioned Week, die sich in manchen Ländern auch über Monate erstreckt: Führende Bars kreieren aus diesem Anlass spezielle Drinks. In der Schweiz nehmen etwa 100 Lokale an dieser Festivität teil.

Ihren Auftakt hatte die diesjährige Schweizer Old Fashioned Week im neuen Mandarin Oriental in Zürich. Im Zentrum stand der Gedanke, die historischen Wurzeln dieses Cocktails zu pflegen, sie gleichzeitig aber modern abzuwandeln und anzureichern.

Mehr als einfach ein Cocktail

Die aus Anlass der Festwoche angebotenen Drinks befinden sich oft für längere Zeit auf den Cocktail-Karten der teilnehmenden Häuser. Wer es klassisch mag, der kann den Old Fashioned aber eigentlich in jeder hochstehenden Bar jederzeit bestellen. Insbesondere, wenn er nicht auf der Karte steht, erntet man dafür nicht selten ein freundliches, anerkennendes Nicken von der Bartenderin oder dem Bartender.

Für mich persönlich ist der Old Fashioned mehr als einfach ein Cocktail. In seiner urchigen Ursprünglichkeit und Konzentration auf den Bourbon stellt er einerseits einen fantastischen Botschafter für die Getränkeklasse qualitativ hochstehender Bourbons und ein Ausflug in die Anfänge der Cocktail-Kultur dar. Er ist ein Drink für Bourbon-Liebhaber und solche, die noch nicht wissen, dass sie es sind.