Eine Schweizer Investorengruppe will die Neo-Bank übernehmen. Eigentlich eine elegante Lösung. Mit einem Verkauf würde die Eigentümerin, die Basellandschaftliche Kantonalbank, einer Volksinitiative zuvorkommen. Doch die Sache hat auch ihre Tücken.
Die Markteintritt der Radicant Bank stand unter keinem guten Stern. Von Beginn an hagelte es Kritik von politischer Seite.
2023 hatte die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) die Digital-Bank lanciert und seither viel Geld in das Projekt investiert: Die Kosten belaufen sich auf mittlerweile 90 Millionen Franken; Flughöhe hat das Tochterunternehmen noch nicht erreicht.
Sitz im Zürcher Seefeld als Ärgernis
Für zusätzlichen Ärger sorgt: Die Radicant Bank operiert weitab vom Baselbiet – die Digitalbank hat ihren Sitz im Zürcher Seefeld.
Kantonspolitiker, insbesondere der SVP, hielten ihren Unmut über das Projekt nie zurück. Das Zürich-Abenteuer der BLKB war auch schon Thema im Baselbieter Landrat.
Initiative will Handlungsspielraum begrenzen
Nun braut sich das nächste Gewitter zusammen: Ende November hat ein überparteiliches Komitee um Peter Riebli, Präsident der SVP im Baselbiet, eine Initiative lanciert. Das Volksbegehren unter dem Titel «BLKB – die Bank fürs Baselbiet» will das Kantonalbankgesetz dahingehend ändern, dass die Bank ihren Fokus auf das Kerngeschäft in der Region legen muss.
Auch soll der Lohn des CEO der BLKB gedeckelt werden und künftig nicht mehr als das Doppelte des Lohns eines Baselbieter Regierungsrates betragen, also rund 600'000 Franken. Heute bekommt der CEO eine Entschädigung von 1,1 Millionen Franken im Jahr.
Die BLKB nimmt «die kantonale Gesetzesinitiative zur Kenntnis», wie sie auf Anfrage schreibt. Zum Inhalt will sie sich nicht äussern, sie unterstreicht aber, dass sie die aktuelle Lage verfolgt und bezüglich der nächsten Schritte «im Austausch mit dem Kanton Basel-Landschaft als Eigner» steht.
Verkaufsgerüchte machen die Runde
Chancenlos ist die Initiative nicht: Noch bevor überhaupt mit der Unterschriftensammlung richtig begonnen worden ist, liegt bereits eine dreistellige Anzahl von Unterschriften vor. «Wir sind überzeugt – und haben das an den bisherigen Reaktionen auch schon gesehen –, dass die Initiative bei der Baselbieter-Bevölkerung auf eine sehr hohe Zustimmung stösst», sagt Riebli.
Derweil gibt es Gerüchte über einen möglichen Verkauf der Radicant Bank. Es soll gleich mehrere Interessenten geben.
Radicant wertet Anfragen als gutes Zeichen
Unter den Interessenten befindet sich auch eine Schweizer Investorengruppe, die das Wachstum der Neo-Bank beschleunigen will. Erste Treffen haben bereits stattgefunden.
Die BLKB will sich zu den Verkaufsgerüchten gar nicht äussern. Die Radicant Bank teilt auf Anfrage mit: «Radicant erhält regelmässig Anfragen, die auf einen Kauf oder eine Partnerschaft zielen. Aus unserer Sicht sind diese Anfragen ein Zeichen dafür, dass Radicant mit eigener Banklizenz, einem sehr kompetitiven Angebot, einer zukunftsweisenden Technologie und einem wachsenden Kundenstamm hervorragend positioniert ist.»
Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende
Mit einem Verkauf könnte die BLKB einer politischen Klatsche zuvorkommen. Ohne Abschlag käme der Deal wohl nicht zustande – auch wenn die Radicant Bank über eine Banklizenz verfügt. Initiant Peter Riebli könnte damit leben. «Ganz persönlich ziehe ich ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vor», sagt er.
Ganz so einfach wird die Geschichte wohl nicht verlaufen. Im vergangenen Oktober kündigten die Radicant Bank und Numarics ihre Fusion an.
Fusion mit Numarics als zusätzliche Komplikation
Numarics ist auf die Automatisierung der Administrationsprozesse für KMU im Schweizer Markt spezialisiert; beteiligt an dem Unternehmen ist unter anderem auch die UBS. Sie wollen künftig gemeinsam unter dem Namen Radicant auftreten.
Winken die Aufsichtsbehörden die Fusion durch, würde die BLKB von der alleinigen Besitzerin der Radicant Bank zur Mehrheitsaktionärin der neuen Firma – und ein allfälliger Käufer dieses Anteils müsste sich mit den anderen Anteilseignern arrangieren.