Gut möglich, dass die vergangenen zehn Jahre die besten waren für Milliardärinnen und Milliardäre. Denn gemäss einem neuen UBS-Report brechen nun schwierigere Zeiten an. Was ist zu tun?

Die reichsten Menschen dieser Welt haben allein in den vergangenen zehn Jahren Unmengen von Geld und Vermögen angehäuft, wie die neuste, zehnte Ausgabe des «UBS Billionaire Ambitions Report 2024» zeigt. «Es ist die umfassendste Studie auf diesem Gebiet», betonte Benjamin Cavalli, Head Strategic Clients, UBS Global Wealth Management, anlässlich der Online-Präsentation des Berichts am Donnerstag.

Der Report zeigt unter anderem, dass es heute 2'682 Menschen auf der Welt gibt, die ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar besitzen, gegenüber 1'757 vor zehn Jahren. Allerdings stagniert diese Zahl seit 2021, wie es in der Studie weiter heisst.

Besser als die globalen Aktienmärkte

Dies ist vor allem auf das in vielerlei Hinsicht gedrosselte Wirtschafts- und Vermögenswachstum in China und die dortige Immobilienkrise zurückzuführen – weitere, globale Faktoren waren Covid und die höheren Zinsen ab 2022.

Gleichwohl beeindruckend ist, dass sich die Gesamtvermögen der Milliardäre heute auf 14 Billionen (= 14'000 Milliarden) Dollar belaufen, gegenüber 6,3 Billionen Dollar im Jahr 2015. Mit anderen Worten: Diese Vermögen haben sich besser entwickelt als die globalen Aktienmärkte, wie aus dem Report hervorgeht. Die UBS hat für ihre Erhebung rund 2'500 Milliardärs-Kunden aus allen Weltregionen befragt. 

Milliardäre haben Neues auf dem Radar

Bei diesem enormen Vermögenszuwachs haben vor allem die Tech-Unternehmer und -Investoren am meisten verdient. Während vor einigen Jahren noch Bereiche wie E-Commerce, Soziale Medien und digitale Zahlungen im Fokus neuer Milliardäre zur Kommerzialisierung standen, gewinnen derzeit der Boom der generativen KI sowie Cybersicherheit, Fintech, 3D-Druck und Robotik an Bedeutung. 

Der Sektor, der allen anderen hinterherhinkt, ist die Immobilienbranche. Bis 2017 entwickelten sich die Vermögen der Immobilien-Milliardäre im Einklang mit anderen globalen Sektoren. Seitdem blieben sie deutlich dahinter zurück. Die Gründe auch hier sind: China, Covid und höhere Zinsen.

Milliardären drohen höhere Steuern

Die reichsten Menschen dieser Welt stehen indessen vor unsicheren Zeiten, wie der Report zum Schluss kommt. Es sei offensichtlich, dass die Regierungen ein Gleichgewicht zwischen fiskalischer Beständigkeit und steigendem Ausgabenbedarf finden müssten, schreiben die UBS-Experten. Das betreffe vor allem jene Staaten, die mit einer Alterung der Bevölkerung konfrontiert seien.

Mit anderen Worten: Milliardäre müssen in manchen Ländern kümftig mit höheren Steuerbelastungen rechnen. Das wiederum führt zwangsläufig zu einer grösseren Mobilität der Superreichen, wie die Studie ebenfalls feststellt. 

Milliardäre entscheiden mit den Füssen

Tatsächlich verlegten bereits seit dem ersten Covid-Jahr 2020 immer mehr Milliardäre ihren Wohnsitz in ein anderes Land. Von den insgesamt 2'682 Milliardären (Stand: April 2024) war dies bei 176 Personen respektive Familien der Fall (also jede 15.)

Die beliebtesten Zielländer sind dabei die Schweiz, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Singapur und die USA. Insgesamt sind in vier Jahren Milliardäre mit einem Vermögen von mehr als 400 Milliarden Dollar ausgewandert, wobei die MEA-Region bis heute das meiste Milliardärs-Kapital anzieht.

Spannungen und Hindernisse 

Gleichzeitig bleiben die geopolitischen Spannungen hoch, und im internationalen Handel könnte es zu neuen Hindernissen kommen, insbesondere vor dem Hintergrund neuer Tarife zwischen den grossen Wirtschaftsblöcken auf dieser Welt.

Vor diesem Hintergrund benötigen milliardenschwere Unternehmer gewisse Kompetenzen, die bereits in einer früheren Ausgabe dieses UBS-Reports als Schlüssel zum Erfolg identifiziert wurden: intelligente Risikobereitschaft, Geschäftsfokus und Entschlossenheit.

Zwei grosse Zukunftsthemen

In Zukunft werden dem Vernehmen nach vor allem risikofreudige Milliardäre eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und Etablierung von zwei zukunftsweisenden Technologiebereichen spielen: Generative Künstliche Intelligenz (KI) sowie Elektrifizierung und erneuerbare Energien.

Der diesjährige Bericht illustriert, wie die Gründer und CEOs von Tech-Unternehmen bereits jetzt eine Vorreiterrolle auf diesen Gebieten einnehmen und ihre Visionen mit Entschlossenheit und Risikobereitschaft verfolgen.

Politische Veränderungen als Treiber

Bis auf weiteres dürften die sich abzeichnenden politischen Veränderungen in den USA dieser Entwicklung Vorschub leisten.