In der Bundesstadt hat das Haus einen Private Banker angeheuert, der den Grossteil seiner Banking-Erfahrung bei der Credit Suisse gesammelt hat. Unmittelbar vor dem Wechsel zu Lienhardt & Partner war er bei J.P. Morgan in Zürich tätig.
Bei der Lienhardt & Partner Privatbank ticken die Uhren etwas anders als bei anderen Finanzinstituten.
Das ist einerseits der langen Geschichte geschuldet: Das Haus wurde bereits 1868 gegründet.
Mischform aus Privatbank und Immo-Firma
Aber auch das Geschäftsmodell ist speziell. Das Unternehmen hat sich zu einer Mischform aus Privatbank und Immobilienunternehmen entwickelt. Es besitzt ein eigenes, umfangreiches Immobilien-Portfolio.
Das operative Steuer als CEO hält seit dem Jahr 2013 frühere Vontobel-Mann Duri Prader in der Hand.
Ziel: Ausbau des Berner Private Bankings
Kürzlich ist finews.ch darauf aufmerksam geworden, dass Lienhardt & Partner sein Private Banking in der Stadt Bern ausbauen möchte.
Für dieses spezielle Mandat hat die Bank den ehemaligen Credit-Suisse- und J.P.-Morgan-Banker Prusho Ponniah unter Vertrag genommen.
Bislang eher in der Vorsorge
Was hat es damit auf sich? Um das zu ergründen, treffen wir Bankenchef Prader und Anlagenberater Ponniah am traditionsreichen Zürcher Hauptsitz der Bank in der Rämistrasse zum Kaffee.
«Unsere Präsenz in Bern ist nicht ganz neu», erklärt Prader. Im Jahr 2012 habe die Bank die in der Bundesstadt domizilierte Pioneer Investment AG (PIAG) übernommen, die vor allem auf den Vorsorgebereich spezialisiert gewesen sei. «Das blieb dort auch unser Kerngeschäft.»
Vom Elektroplaner zum Private Banker
Und jetzt will man also im Private Banking zulegen? Prusho Ponniah ist in der Stadt Bern aufgewachsen und hat ursprünglich eine Lehre als Elektroplaner absolviert. Sein Netzwerk erstreckt sich von der nationalen auf die internationale Ebene.
Den Weg in die Finanzindustrie fand er 2016 als Assistant Financial Consulting beim VZ Vermögenszentrum.
Private Banking für den Mittleren Osten
Später war er über sechs Jahre bei der Credit Suisse, davon die ersten drei Jahre im Retail Banking, später zunächst als Account Manager und schliesslich als Assistant Vice President im Internationalen Private Banking HNWI & institutional Middle East.
Unmittelbar vor dem Wechsel zu Lienhardt & Partner im August war er neun Monate lang Client Service Specialist UHNWI & institutional bei J.P. Morgan in Zürich.
«Standort besser nutzen»
«Neben der spannenden Aufgabe hat mich vor allem die Rückkehr nach Bern gereizt», hält Ponniah fest. Hier habe er auch ein umfangreiches Netzwerk, das auch viele Unternehmer umfasse – eine Kernzielgruppe von Lienhardt & Partner.
«Wir sehen die Chance, mit der Erweiterung im Private Banking den Berner Standort besser zu nutzen», erklärt Duri Prader.
Organisches Wachstum statt Abwerbe-Kampagnen
Dafür müsse sich der neue Kollege natürlich den Zugang zum Markt im Mittelland bis in die Westschweiz erst erarbeiten. «Unsere Strategie ist organisches Wachstum, nicht Team-Poaching bei anderen Banken», so Prader.
Für Prusho Ponniah ist der Tapetenwechsel auch mit einer atmosphärischen Veränderung verbunden. «In Bern hat das Thema Banking nicht den gleichen Stellenwert wie in Zürich.»
Etliche Player in der Bundesstadt
Trotzdem gibt es neben den Angeboten von UBS und Berner Kantonalbank nun drei kleinere Privatbanken, die auf dem Platz Bern aktiv sind.
Neben Lienhardt & Partner sind dies der alteingesessene Platzhirsch Von Graffenried und der Newcomer Zähringer Privatbank, den finews.ch kürzlich portraitierte.
Gutes erstes Halbjahr
Prader und Ponniah sind zuversichtlich, dass ihre Bank auch in Zukunft in der Nische wachsen könne. Eben erst hat sie bei einer ZHAW-Studie den ersten Platz im Bereich «Wachstum» belegt (finews.ch berichtete).
Und die Zahlen für das erste Halbjahr sahen gut aus: In den ersten sechs Monaten zogen die Erträge in sämtlichen Geschäftsbereichen an. Und unter dem Strich blieb ein Halbjahresgewinn von 5,9 Millionen Franken, was gegenüber der Vorjahresperiode einer Steigerung von knapp 40 Prozent entspricht.
