Fabio Chiarelotto vom Weingut Montepeloso heimst für seine «Toskaner» derzeit gerade viel Lob ein. Dabei besass der gebürtige Solothurner alles andere als günstige Voraussetzungen als Winzer.
Für Weinpapst René Gabriel sind Fabio Chiarelottos Weine «etwas vom Besten, das je in der Toskana produzierte wurde». Für Philipp Binaghi und Sven Gallinelli vom Schweizer Wein-Podcast «Die Weinbrater» bekommt «man schon nach dem ersten Schluck Lust auf mehr».
Oder anders ausgedrückt: Chiarelottos Rotweine schmecken eben gerade nicht wie ein typischer Toskaner, sie überraschen mit viel Frische und Energie und dies im positiven Sinne.
Vom Vodou zum Wein
«Natürlich freut einen solche positiven Rückmeldungen», sagt Chiarelotto. Aber irgendwie kann er die Aufregung um sein Weingut nicht richtig verstehen. Geplant war dies schon gar nicht.
Der heute 62-Jährige stammt ursprünglich aus Olten, studierte Geschichte und Ethnologie und entwickelte dabei eine Vorliebe für das Thema «Vodou».
Fabio Chiarelotto hat nicht nur ein Gespür für die richtige Traubensorten,
sondern auch den Auftritt seiner Weine (Bild: zVg)
Interesse vorhanden, aber kein Wissen
Als er 1999 zufällig erfuhr, dass in der Nähe des Heimatortes seiner Mutter in Suvereto in der Toskana ein Weingut zum Verkauf steht, überlegte er nicht lange und schlug zusammen mit einem Freund zu. Die beiden wollten «etwas aufbauen» beziehungsweise «gute Weine produzieren», wie er sagt, auch wenn sie dies damals gar noch nicht genau definieren konnten.
Die Kurzformel davon: Interesse am Wein war vorhanden, Wissen aber keines. Es gibt bessere Voraussetzungen, um als Winzer zu starten.
Der zweite Rebberg ist ein Glücksfall
Drei Jahre hielt die Geschäftsbeziehung der beiden. Dann stieg sein Freund aus. Fabio Chiarelotto machte weiter und als fünf Jahre später ein weiterer Rebberg zum Verkauf stand, schlug er erneut zu – mit Silvio Denz an der Seite; der Zürcher Unternehmer ist bis heute Mitinhaber des Weingut Montepeloso.
Mit dem zweiten Rebberg hatten die beiden das grosse Los gezogen. «Das war grosses Glück», sagt Chiarelotto.
Ein Bauchentscheid
Dies ist keine Plattitüde: Chiarelotto verzichtete beim Kauf auf Bodenproben, er verliess sich auf sein Gefühl. «Um einen trinkbaren Wein zu produzieren, ist Technik entscheidend. Um mit einem Wein Emotionen auszulösen, benötigst du den richtigen Boden dazu», sagt er.
Den hat er definitiv gefunden. Fabio Chiarelotto verstehe es, den Charakter der toskanischen Küste in die Flasche zu bringen, lautet ein Fazit. Um das geht es ihm: «Ein guter Wein muss komplex sein, sich im Glas entfalten», sagt er.
Blick auf das Weingut Montepeloso (Bild: zVg)
Nun wagt er sich an den Weisswein
120’000 Flaschen Rotwein der Sorte Sangiovese, Malvasia Nera und Cabernet Sauvignon produziert er heute. Erhältlich sind die Weine in der Schweiz unter anderem bei Baur au Lac Vins.
Spätestens in zwei Jahren will er einen Weisswein auf den Markt bringen. Zuerst gilt es aber einen neuen Weinkeller zu bauen; der alte war ein Provisorium. Das Grundstück dafür hat er schon mal gefunden. Es kann ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Weingutes Montepeloso geschrieben werden.