Die US-Wahl und die Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister haben den Healthcare-Sektor wachgerüttelt. Während steuerliche Erleichterungen und regulatorische Lockerungen Innovationen fördern könnten, bleibt unklar, welche Richtung die Gesundheitspolitik einschlagen wird. Die Experten von Bellevue Asset Management geben eine Einschätzung.
Die Healthcare-Märkte zeigen sich nach den US-Wahlen 2024 in einem äusserst dynamischen Umfeld, geprägt von politischen Veränderungen und globalen Herausforderungen. Die zweite Amtszeit von Donald Trump verspricht einerseits positive Impulse für den Sektor, andererseits birgt sie durch die Nominierung von Robert F. Kennedy als Gesundheitsminister auch gewisse Risiken.
Besonders die kritische Haltung Kennedys gegenüber Impfungen hat zu merklichen Kursschwankungen bei Unternehmen in diesem Bereich geführt. Ob seine Ernennung durch den Senat bestätigt wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Die politische Diskussion, die unter anderem durch bekannte Persönlichkeiten wie den ehemaligen FDA-Chef Scott Gottlieb, der von Trump ernannt wurde, angestossen wurde, zeigt die Unsicherheit und möglichen Probleme, die mit Kennedys Position verbunden sein könnten. Gottlieb hat darauf hingewiesen, wie gefährlich es ist, sich gegen Vakzine auszusprechen.
Impulse durch Innovation und Reshoring
Die zweite Präsidentschaft Trumps wird höchstwahrscheinlich an die bekannten Eckpfeiler seiner ersten Amtszeit anknüpfen und insgesamt ein günstiges Umfeld für den Healthcare-Sektor bieten. Die republikanische Politik setzt traditionell auf Innovation und wirtschaftliche Stärke. Steuererleichterungen und der Abbau regulatorischer Hürden fördern insbesondere Unternehmen in den Bereichen Biopharma und Medizintechnik.
Gleichzeitig wird erwartet, dass die Regierung Rahmenbedingungen schaffen wird, welche die Marktzulassung neuer Medikamente und medizinischer Geräte weiter beschleunigen, was die Wettbewerbsfähigkeit der USA stärkt. Diese Massnahmen schaffen nicht nur Wachstumsperspektiven.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die erwartete Stärkung der US-Binnenwirtschaft und die Verringerung der Abhängigkeit von internationalen Lieferketten. Besonders im Biopharma-Sektor könnten Initiativen zur Rückverlagerung der Produktion in die USA, sogenannte Reshoring-Prozesse, die Versorgungssicherheit erhöhen und die Investitionen in lokale Produktionsstätten fördern.
Diese Verlagerung in Kombination mit der gestiegenen Produktionskomplexität schafft zusätzliche Chancen. Zudem könnten geplante Lockerungen in der Haltung der Federal Trade Commission (FTC) verstärkte M&A-Aktivitäten ermöglichen, was traditionell positive Impulse für Aktienbewertungen von Small & Mid Caps aus den Bereichen Biotech und Medizintechnik setzt.
Die bisherige Vorsitzende der US-Wettbewerbsbehörde Lina Khan wird abgelöst durch Andrew Ferguson, der für eine Umkehr der restriktiven Agenda sorgen dürfte. Ferguson ist bereits einer der fünf FTC-Kommissare und Republikaner.
Auswirkungen des Inflation Reduction Act
Die Umsetzung des Inflation Reduction Act (IRA), der unter der Regierung von Joe Biden verabschiedet wurde, könnte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf den Markt haben. Sinkende Medikamentenpreise, wie sie der IRA vorsieht, dürften die Erschwinglichkeit für Patienten verbessern und den Absatz steigern. Es werden Massnahmen ergriffen, um Lücken in der Kostenabdeckung für Medikamente zu schliessen. Auch der Selbstbehalt wird im Rahmen des IRA weiter zugunsten der Versicherten angepasst.
Dies könnte insbesondere in den kommenden Jahren zu neuen Wachstumschancen führen.Gleichzeitig bleibt der Fokus der Republikaner auf die Förderung von Innovation ein wesentlicher Treiber für die Entwicklung des Sektors.
Fazit: Langfristige Perspektive positiv
Insgesamt bleibt die langfristige Perspektive für den Healthcare-Sektor positiv, auch wenn kurzfristige Unsicherheiten, wie sie durch die Nominierung von Kennedy deutlich geworden sind, bestehen. Der Bereich der Medizintechnik hat sich gerade in dieser Phase als sicherer Hafen erwiesen. Die zweite Amtszeit von Donald Trump und der «Republican Sweep» bieten eine solide Grundlage für Wachstum im Gesundheitssektor, während die politische und regulatorische Landschaft weiterhin aufmerksam beobachtet werden muss.
Für Investoren ist ein klares Verständnis der Chancen und Risiken entscheidend, um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich agieren zu können. Innovation wird auch 2025 der zentrale Treiber bleiben, während die USA ihre globale Führungsposition im Gesundheitswesen weiter ausbauen dürften.
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Bellevue ist ein spezialisierter Asset Manager mit den Kernkompetenzen Healthcare-Strategien, alternative und traditionelle Anlagestrategien, der an der SIX Swiss Exchange notiert ist. Gegründet 1993, generiert Bellevue als Haus der Anlageideen mit rund 90 Mitarbeitenden attraktive Anlageperformances und somit Mehrwert für Kunden sowie Aktionäre. Per 30. Juni 2024 verwaltete Bellevue Kundenvermögen in der Höhe von 6,7 Milliarden Franken.