Der Krypto-Handel für Institutionelle ist in Deutschland noch wenig entwickelt. Der deutschstämmige Milliardär arbeitet nun an Plänen, seine Handelsplattform am Bankenstandort Frankfurt an den Start zu bringen.

Die ehemaligen Chefs der beiden grössten Kryptowährungsbörsen sind tief gefallen. Changpeng Zhao, kurz «CZ», bekannte sich diese Woche schuldig, gegen US-Anti-Geldwäsche-Gesetze verstossen zu haben. Er erklärte sich bereit, als CEO von Binance zurückzutreten.

Überlebt Binance?

Der einstige Überflieger Sam Bankman-Fried und Gründer der zusammengebrochenen Kryptobörse FTX sitzt hinter Gittern. Er wurde Anfang November in einem der grössten Finanzskandale der letzten Jahre in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen.

Mit dem Untergang von zwei der prominentesten Aushängeschilder der Kryptowährungsbranche geht gewissermassen eine Ära zu Ende. Viele Marktbeobachter zweifeln trotz des Vergleichs mit den US-Behörden nun auch an der Überlebensfähigkeit von Binance, die Kryptobörse FTX liegt bereits in Trümmern.

Illustrer Investorenkreis

Der Untergang oder die Krise eines Unternehmens kann aber auch eine Chance für andere Wettbewerber sein. Wie immer im Leben gilt: Wer die Chancen sieht, kann sie auch nutzen. So bereitet die Kryptoplattform Bullish offenbar den Markteintritt in Deutschland vor, wie das Online-Portal «FinanceFWD» berichtet. Sie will sich da als neue Kryptobörse etablieren.

Hinter dem Unternehmen steht mit einer Finanzierung von fast 10 Milliarden Dollar geballte Finanzkraft. Zu den Investoren gehören unter anderem der deutschstämmige Milliardär Peter Thiel und der Hedgefonds-Gigant Louis Bacon. Das Unternehmen zielt vor allem auf den institutionellen Kryptohandel.

300-köpfiges Team

Das rund 300-köpfige Team soll am traditionsreichen Bankenstandort Frankfurt das operative Geschäft der Krypto-Börse aufbauen, wie aus Details der Stellenausschreibungen hervorgeht. Bullish soll auch mit Hilfe von Headhuntern auf Mitarbeitersuche sein, berichten Brancheninsider. Zwei deutsche Tochtergesellschaften sind bereits im Handelsregister eingetragen.

Der Zeitpunkt für den Start in Frankfurt ist allerdings noch unklar, zumal Bullish nach eigenen Angaben bislang nur über eine Banklizenz der Finanzaufsicht von Gibraltar, nicht aber in einem EU-Land verfügt.

Börsenpläne auf Eis

Die von Bitcoin-Befürworter und Star-Investor Thiel unterstützte Handelsplattform musste im Zuge des Krypto-Winters ihre Ambitionen auch ein Stück weit zurückstutzen. Vor rund einem Jahr legte sie ihre Pläne für einen Börsengang in den USA auf Eis, wie finews.ch berichtete.

Bullish hatte geplant, über eine Fusion mit einer Special Purpose Acquisition Company (Spac) namens Far Peak Acquisition an die Börse zu gehen. Die Transaktion wurde ursprünglich im Juli 2021 angekündigt und bewertete das Unternehmen damals mit rund 9 Milliarden Dollar.

Keule gegen Warren Buffett

Zuletzt war es in Sachen Krypto deutlich ruhiger um den für seine Kontroversen bekannten Thiel geworden. Im Frühjahr 2022 hatte der Investmentguru noch die verbale Keule ausgepackt und kräftig ausgeteilt. Auf einer Bitcoin-Konferenz in Miami beschimpfte er damals den legendären US-Grossinvestor Warren Buffett als «soziopathischen Opa aus Omaha» und bezeichnete ihn als Feind Nummer eins.

Vielleicht wird der Firmenname Bullish diesmal aber quasi zum Programm für einen erfolgreichen Start in Deutschland.