Er kam als Chief Operating Officer (COO) zur VP Bank. Seit Mai dieses Jahres leitete Urs Monstein übergangsmässig das Institut. Nun hat ihn der Verwaltungsrat zum CEO ernannt. Im Interview äussert er sich zur Wahl, zu den Wachstumschancen und zu den Turbulenzen am Standort Zürich.
Herr Monstein, herzliche Gratulation zur Beförderung. Waren Sie überrascht?
Nein, es wäre falsch, wenn ich dies behaupten würde. Ich stehe in engem Kontakt mit Stefan Zimmermann, unserem Verwaltungsratspräsidenten. Insofern bekam ich mit, dass auch meine Person ein Thema war. Aber ich habe mich nicht aktiv für den CEO-Posten beworben.
Dann können Sie also die Meldungen bestätigen, wonach sich die Aktionäre für Sie entschieden haben, weil sie auf Kontinuität setzen wollen?
Ich war bei diesen Diskussionen nicht dabei. Ich gehe aber davon aus, dass Kontinuität ein entscheidender Faktor war. Ich bin schliesslich schon eine Weile bei der VP Bank, war auch in den Prozess der Ausarbeitung der Effizienzmassnahmen eng involviert.
Die Effizienzmassnahmen sind eine Radikalkur: 100 Stellen wurden gestrichen, das Büro in Hongkong geschlossen. Wo steht die VP Bank bei diesem Prozess?
Wir sind gut auf Kurs. Die Organisation ist angepasst, so dass wir noch näher bei den Kunden sind. Ich sehe noch viel Potenzial für unser Geschäft.
Die VP Bank sieht sich vor allem als Bank für Intermediäre. Das ist immer noch so?
Das Intermediär-Geschäft ist ein wichtiger Pfeiler, und es bietet uns die Möglichkeit, im Private Banking aktiv zu sein.
«Allein die Tatsache, dass die CEO-Frage nun geklärt ist, hat einen positiven Einfluss auf unsere Kundenbeziehungen.»
Wir haben uns im Intermediär-Geschäft durch unser Know-how in eine gute Position gebracht. Ich sehe insbesondere in Singapur gute Chancen für uns.
Bei unserem letzten Gespräch erwähnten Sie, dass auf Kundenseite eine Verunsicherung aufgrund der jüngsten Entwicklung herrscht. Wie sieht es heute aus?
Allein die Tatsache, dass die CEO-Frage nun geklärt ist, hat einen positiven Einfluss auf unsere Kundenbeziehungen.
Dafür verzeichnen Sie viele Abgänge, insbesondere am Standort Zürich. Dies haben Sie sich sicherlich anders vorgestellt – oder?
Abgänge sind Teil unseres Geschäfts. So haben wir das Team, das uns jüngst verlassen hat, vor sieben Jahren von einer anderen Bank für uns gewonnen.
Dies sind nicht die einzigen Abgänge in jüngster Zeit in Zürich. Ist der Standort Zürich in Frage gestellt?
Zürich geben wir ganz sicher nicht auf. Zürich spielt eine wichtige Rolle für die VP Bank. Wir sind in vier wichtigen Zentren vertreten: Liechtenstein, Zürich, Singapur und Luxemburg. Diese Karte wollen wir in Zukunft noch stärker ausspielen.
Wie schwierig ist es in Ihrer jetzigen Situation, neues Personal zu finden?
Viel einfacher als noch vor zwei, drei Jahren. Ohne dass wir die Stellen ausgeschrieben hatten, haben sich Leute bei uns gemeldet.
Hängt dies mit der Entwicklung auf dem Finanzplatz, sprich der Integration der Credit Suisse, zusammen?
Bestimmt.
Was tun Sie, um wieder mehr Ruhe ins Team reinzubringen?
Ich spreche mit den Leuten.
Sie erwecken nicht den Eindruck, dass Sie die aktuelle Situation beunruhigen würde. Täuscht der Eindruck?
Nein, da liegen Sie richtig.
«Natürlich wäre es schön, wenn alles ruhig verlaufen würde, aber dann bräuchte es uns Manager nicht mehr.»
Woher nehmen Sie die Gelassenheit?
Die Erfahrung hilft sicherlich. Ich habe in meiner Karriere schon viele Ups and Downs erlebt. Daneben glaube ich im tiefsten Inneren an diese Bank: Die VP Bank verfügt über eine sehr gute Serviceplattform – dies bestätigen mir die Kunden immer wieder – und wir haben gute Mitarbeitende. Dies sind zwei wesentliche Elemente für den Erfolg.
Ist es nicht umso ärgerlicher, dass die VP Bank jetzt für Managementfehler in der Vergangenheit büssen muss?
Diese Aussage greift für mich zu kurz. Es sind auch geopolitische Veränderungen, die uns in diese Situation geführt haben. Natürlich wäre es schön, wenn alles ruhig verlaufen würde, aber dann bräuchte es uns Manager nicht mehr. (lacht)