Bei kompakten und erschwinglichen Elektro-Sportwagen gilt das Tesla Model 3 Performance als Referenz. Doch der neue Hyundai Ioniq 5N erscheint wie der geborene Herausforderer in dieser Kategorie. finews.ch hatte die Gelegenheit, den Elektro-Flitzer ausgiebig zu testen: Lässt er den Tesla hinter sich?

Der Hyundai Ioniq 5N ist weit mehr als nur eine Performance-Version des Ioniq 5. Mit bis zu 650 PS im Boost-Modus, einer sportlichen Fahrwerksabstimmung und einer ganzen Reihe von Technologien, die von der Rennstrecke inspiriert sind, zeigt Hyundai echte Ambitionen, es mit den Besten im Segment aufzunehmen.

Bereits beim ersten Blick fällt das polarisierende Design auf: Breite Schultern, aggressive Linien und markante Akzente wie der orangefarbene Heckdiffusor machen klar, dass dieses Auto auffallen will.

Beeindruckende Dynamik

Im Test überzeugt der Ioniq 5N mit beeindruckender Dynamik. Unser Weg führt den Ioniq 5N durch ein breites Spektrum von Fahrsituationen – von Stadtverkehr und kurvigen Landstrassen rund um Zürich bis zu Langstreckenfahrten nach Deutschland und Frankreich.

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Breite Schultern, aggressive Linien. (Bild: zVg)

Besonders auf Autobahnen ohne Tempolimit zeigt der Ioniq 5N seine Kraft: Mit bis zu 650 PS im Boost-Modus und einer elektronisch abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h überrascht er viele andere Verkehrsteilnehmer.

Simulierte Gangwechsel im Sportmodus

Die simulierten Gangwechsel im Sportmodus, eine Hommage an den Verbrennermotor, sorgen für zusätzliche Begeisterung und machen das Fahrerlebnis besonders für Umsteiger reizvoll.

Die präzise Lenkung und das variable Drehmomentverhalten zwischen Vorder- und Hinterachse sorgen für ein direktes und agiles Fahrgefühl.

«N Grin Boost»

Der «N Grin Boost», der für 10 Sekunden die volle Leistung freisetzt, bringt zusätzlichen Spass – ideal für Überholmanöver oder kurze Sprints.

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Blick ins Cockpit. (Bild: zVg)

Auf kurvigen Strecken, etwa auf den Landstrassen im Elsass, spielt das fein abgestimmte Fahrwerk seine Stärken aus: Die präzise Lenkung und das variable Drehmomentverhalten zwischen Vorder- und Hinterachse verleihen dem Auto eine erfrischende Agilität. Gleichzeitig bleibt es auch bei höheren Geschwindigkeiten stabil und vermittelt ein sicheres Fahrgefühl​.

Kompakte Aussen-Abmessungen

In der Stadt bewährt sich der Ioniq 5N als wendiger und handlicher Begleiter. Seine kompakten Aussenmasse (4,71 Meter lang und 1,94 Meter breit) machen ihn ideal für urbane Fahrten und enge Parkplätze – perfekt für Paare oder Einzelpersonen. Familien werden jedoch den limitierten Platz im Innenraum und im Kofferraum als Einschränkung wahrnehmen.

Trotz seiner sportlichen Ausrichtung bleibt der Ioniq 5N ein alltagstaugliches Elektroauto. Die Reichweite von bis zu 448 Kilometern (WLTP) reicht für längere Ausflüge ins Elsass oder in den Schwarzwald aus.

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Auto für sportliche Individualisten. (Bild: zVg)

Längere Autobahnfahrten

Wer jedoch länger mit sportlichem Fahrstil auf der Autobahn unterwegs ist, muss mit einer deutlich reduzierten Reichweite rechnen. Für eine Par-Force-Fahrt von München nach Hamburg können wir das Auto daher nicht empfehlen.

In dieser Hinsicht fallen allerdings die Leistungswerte beim Laden positiv auf:  Die 800-Volt-Technologie ermöglicht ultraschnelles Laden. In nur 18 Minuten lässt sich die Batterie von 10 auf 80 Prozent laden. Zumindest theoretisch, denn die maximale Ladeleistung von 350 Kilowatt ist an kaum einer Ladesäule tatsächlich vorhanden.

Mehr Freude

Natürlich kommt man nicht umhin, den Ioniq 5N mit dem Tesla Model 3 Performance zu vergleichen, das seit Jahren die Massstäbe in diesem Segment setzt.

Von den sportlichen Leistungswerten her sind sich die Autos recht ähnlich: Der Hyundai liefert maximal 650 PS, ist aber etwa zehn Prozent schwerer als der Tesla mit 618 PS. So hat er bei der Beschleunigung (3,4 Sekunden beim Hyundai, 3,1 Sekunden beim Tesla) die Nase ganz leicht hinten.

770 Newtonmeter Drehmoment

Auch beim maximalen Drehmoment sind die beiden Autos vergleichbar: 741 Newtonmeter sind es beim Tesla, 770 Newtonmeter beim Hyundai. 

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Erfrischende Agilität. (Bild: zVg)

In Sachen Reichweite fordert das höhere Gewicht, das einer subjektiv etwas besseren Material- und Verarbeitungsqualität als beim Tesla geschuldet ist, ebenfalls seinen Tribut. Mit einer vollen Batterie kommt der Tesla rund 80 Kilometer weiter.

Differenzierungsmerkmal

Dieses Manko kompensiert der Ioniq 5N mit der höheren Ladegeschwindigkeit; der Tesla lädt in der Spitze lediglich mit 250 Kilowatt. 

Wo der Hyundai aber wirklich punkten kann, ist mit seinem mutigen Design und seinem Rennstrecken-Charakter. Im Vergleich wirkt ein Model 3 Performance fast schon etwas konventionell.

Dafür muss man allerdings auch etwas tiefer in die Tasche greifen: Der Tesla kostet knapp 58'000 Franken, der Hyundai knapp 80'000. Ob diese  Preisdifferenz für die geballte Ladung an Extravaganz und Individualität gerechtfertigt ist, liegt im Auge des Betrachters. 


Unter dem Strich findet finews.ch: Mit dem Hyundai Ioniq 5N liefern die Südkoreaner ein selbstbewusstes Paket ab. Sein einzigartiges, nonkonformistisches Design, die beeindruckende Ladegeschwindigkeit und die sportliche Dynamik machen ihn zu einer der spannendsten Neuerscheinungen im Segment der elektrischen Sportwagen.