Was werden die globalen Fixed-Income-Märkte im nächsten Jahr bringen? Die Experten von Barings geben ihre Einschätzung für 2025.

Ihre Erwartungen für 2025 äusserten im Gespräch: Brian Pacheco, Portfolio Manager, Global High Yield, Ricardo Adrogué, Head of Global Sovereign Debt & Currencies, Omotunde Lawal, Head of EMEA Corporate Credit & Emerging Markets Corporate Debt und Charles Sanford, Head of Investment Grade Credit. 

Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl ist für 2025 ein wichtiges Thema. Was sind die möglichen Auswirkungen auf die globalen Fixed-Income-Märkte? 

Brian Pacheco: Der Sieg von Donald Trump dürfte stärkeres Wachstum und weniger Regulierung bringen – der US-High-Yield-Markt hat dieses Szenario nach der Wahl bereits sehr schnell eingepreist. Aus Sicht der einzelnen Sektoren werden die Auswirkungen der Energiepolitik Trumps interessant sein.

Obwohl der Energiesektor nach der Wahl einen Aufschwung verzeichnet hat, ist unklar, ob das so genannte «Drill-Baby-Drill»-Szenario notwendigerweise ein gutes Ergebnis für den Sektor ist, respektive ob es zu einer deutlichen Erhöhung des Angebots führen wird – zumal in den vergangenen Jahren die Preise und nicht die Regulierung die wichtigsten Determinanten des Energieangebots waren.

Natürlich spielen auch nachfrage- und geopolitische Faktoren eine Rolle, die das Bild beeinflussen könnten.

Ricardo Adrogué: Aus Sicht der Geopolitik besteht der Eindruck, dass die Risiken jetzt, da die Wahlen hinter uns liegen, abnehmen. Das mag bis zu einem gewissen Grad zutreffen, vor allem in Bezug auf Russland, die Ukraine und den Nahen Osten.

Dennoch habe ich Bedenken, dass der Markt angesichts der zahlreichen Komplikationsfaktoren, die mit jeder dieser geopolitischen Krisen einhergehen, übermässig optimistisch sein könnte.

Omotunde Lawal: Sowohl für Schwellenländer als auch für Unternehmen in Europa sind Zölle unter Trump 2.0 ein grosser Unsicherheitsfaktor, den wir genau im Auge behalten. China ist eine weitere Unbekannte, insbesondere für die Schwellenländer.

Unter der ersten Trump-Regierung fand eine Neuausrichtung des Handels von China auf andere Teile der Welt statt. Mit Blick auf die Zukunft rechnen wir bei einem globalen Zollkrieg mit «Gewinnern» und Verlierern in den Schwellenländern.

Rohstoffexporteure und Länder mit einer robusten Binnenkonjunktur werden sich wahrscheinlich etwas widerstandsfähiger zeigen. Aber der Markt unterschätzt möglicherweise das Ausmass, in dem China wirtschaftlich zurückschlagen kann und wahrscheinlich auch wird.

Trotz des ungewissen Umfelds fallen die Kreditspreads. Besteht eine Diskrepanz zwischen dem, was Sie aus Top-down- und Bottom-up-Perspektive sehen? 

Brian Pacheco: Die High-Yield-Spreads sind im langjährigen Vergleich gering, aber dafür gibt es Gründe. Aus makroökonomischer Sicht sind die Rezessions- und politischen Risiken zwar nach wie vor gegeben, scheinen sich aber zu mässigen – und der Kreditmarkt mag Mässigung. Darüber hinaus ist der High-Yield-Markt so hochwertig wie wohl noch nie, denn BB-Titel machen gut die Hälfte des Marktes aus.1

Aus fundamentaler Perspektive befinden sich High-Yield-Emittenten trotz einiger Schwächen im Einzelhandel und anderen verbraucherorientierten Sektoren allgemein in guter finanzieller Verfassung. Technische Kräfte in Form einer starken Nachfrage und eines geringen Angebots sorgen für weitere Unterstützung. 

Charles Sanford: Die Bottom-up-Bilanz für Investment-Grade-Kredite ist ähnlich positiv. Die technischen Faktoren sind ausgesprochen stark und die Nachfrage bleibt robust – vor allem von renditeorientierten Versicherern, die ihre Verbindlichkeiten aus der steigenden Nachfrage nach Fixannuitäten decken wollen. Des Weiteren sind die Fundamentaldaten in den USA und Europa gut, die Unternehmensgewinne haben sich weitgehend auf das Niveau von vor der Pandemie erholt.

Allerdings nimmt die Fremdfinanzierung weiter zu, was darauf hindeutet, dass die engen Spreads möglicherweise nicht vollständig durch das fundamentale Bild gerechtfertigt sind, insbesondere angesichts der möglicherweise bevorstehenden Volatilität.

Was sind Ihre besten Anlageideen für Fixed-Income-Investitionen 2025? 

Omotunde Lawal: Unternehmensanleihen aus Schwellenländern haben sicherlich einige schwierige Jahre hinter sich. Aber für Anleger, die in dieser Assetklasse investiert sind und sich fragen, ob die Renditen die Risiken rechtfertigen, möchte ich einige Überlegungen anstellen.

Zum einen ist die Sharpe-Ratio von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern mit 0,8 x gegenüber der Vergangenheit und anderen Fixed-Income-Anlageklassen attraktiv – trotz aller vermeintlich negativen Schlagzeilen.2

Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind ebenfalls solide: Emittenten konnten ihre Schulden im Rahmen halten und die Ausfallquoten entsprechen nach wie vor dem langjährigen Durchschnitt.

Angesichts der schieren Vielfalt des Universums der Unternehmensanleihen aus Schwellenländern und der geringen Korrelation zu einigen anderen Anlageklassen können sie auch als effektiver Diversifikator in einer breiteren Fixed-Income-Allokation dienen.

Trotzdem wird 2025 wahrscheinlich ein Jahr voller Ungewissheit sein. Daher wird eine rigorose Bottom-up-Kreditanalyse von entscheidender Bedeutung sein, um die idiosynkratischen Storys ausfindig zu machen – das heisst die Gewinner, die profitieren dürften.

Schwellenländerunternehmen, die in den USA tätig sind, sind zum Beispiel gut in einem Umfeld positioniert, das unserer Meinung nach in nächster Zeit aussergewöhnlich sein wird.

Im wahrscheinlichen Fall eines stärkeren US-Dollar könnten die Exporteure der Schwellenländer, die Umsatz in Hartwährung erzielen, einen Vorteil haben. Auch defensive Sektoren sind angesichts der herrschenden Unsicherheit attraktiv.

Ricardo Adrogué: Staatsanleihen aus Schwellenländern dürften 2025 ebenfalls attraktiv sein. Jetzt, da die US-Notenbank von der quantitativen Lockerung zu reinen Zinsschritten übergegangen ist, dürften die Geschäftsbanken weltweit ihre Kreditvergabe auf ein Niveau anheben, das eher dem der Vergangenheit entspricht.

Aufgrund des Diversifizierungspotenzials und weiterer attraktiver Merkmale der Schwellenländer erwarten wir, dass auch wieder mehr Direktinvestitionen in den Schwellenländern getätigt werden – etwas, das dem Markt unseres Erachtens entgehen könnte.

Vor diesem Hintergrund erscheinen High-Yield-Staatsanleihen in Hartwährung besonders interessant. Die Spreads sind heute in vielen Fällen deutlich höher als vor der Pandemie. Zudem sind wir nach wie vor der Ansicht, dass das Risiko-Rendite-Profil bei BB-Staatsanleihen mit starken Fundamentaldaten besonders überzeugend ist.

Brian Pacheco: Mit Blick auf das Jahr 2025 sehen wir Vorteile für Long-Positionen in US-Anleihen mit einem Overlay von Treasury-Futures. Bei den Spreads gibt es derzeit kaum Überschussrenditen. Wir befinden uns vielmehr in einem Carry-Umfeld – und Loans bieten einen erheblichen Carry. Sollte es zu einem Schrittwechsel bei den Zinsen kommen, insbesondere wenn diese stärker als erwartet zurückgehen, bieten Treasury-Futures einen gewissen Schutz.

Vor dem Hintergrund eines Marktes mit kurzer Duration und hoher Qualität ist dies aus unserer Sicht eine Kombination, die in verschiedenen Szenarien gut abschneiden dürfte.

Charles Sanford: Je nach den Bedürfnissen eines Anlegers bieten sich in den verschiedenen Bereichen der Kreditmärkte attraktive Chancen. Für Versicherungsanleger, vor allem für Käufer von Annuitäten, eröffnen hohe Zinsen gute Möglichkeiten am vorderen Ende der Kurve, während das lange Ende der Kurve eher für Käufer von Kapitallebensversicherungen attraktiv sein dürfte. 

Relative-Return-Anlegern sind trotz der verringerten Spreads interessante Möglichkeiten bei weniger beachteten bzw. weniger liquiden Emittenten geboten, allen voran im Finanzsektor, wo Flugzeug-Leasinggesellschaften, Business-Development-Gesellschaften und ausgewählte BBB-Versicherungsgesellschaften Wert versprechen.

Quelle: ICE BofA. Stand: 30. September 2024
Quelle: J.P. Morgan. Stand: September 2024


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