Die Zürcher Kantonalbank erklärt, weshalb trotz OECD-Mindeststeuer alles beim Alten bleibt, warnt vor einer Kreditverknappung bei einem Überschiessen der Regulierung und bricht eine Lanze für das von ihr betriebene Investment Banking.
Nach der Publikation des Jahresabschlusses hat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) am Freitag zur Medienkonferenz eingeladen, an der CEO Urs Baumann und CFO Martin Bardenhewer Red und Antwort standen.
Ein wichtiger Punkt war, dass sich trotz OECD-Mindeststeuer (die ZKB scheint die einzige Kantonalbank zu sein, die darunter fällt), für den Kanton und die Gemeinden nichts ändert. Weiterhin erhält der Kanton eine Entschädigung für das Dotationskapital und eine Abgeltung für die Staatsgarantie. Ausserdem bekommen er und die Gemeinden eine Dividende (Ausschüttung).
OECD-Mindeststeuer: Rechte Tasche, linke Tasche
Neu fliesst die OECD-Mindeststeuer (2024 immerhin 156 Millionen Franken) zusätzlich an den Kanton. Anders als bei der OECD-Steuer für andere grosse Unternehmen kann der Kanton aber den ganzen Steuererlös für sich behalten (und muss ihn nicht mit dem Bund aufteilen). Allerdings bekommt die Finanzdirektion nicht mehr Mittel als unter dem alten Regime, weil die normale Dividende des Kantons entsprechend reduziert worden ist.
Ingesamt schüttet die ZKB damit für das Geschäftsjahr 2024 392 Millionen Franken an den Kanton und 170 Millionen an dessen Gemeinden aus.
Baumann betonte, dass die ZKB die «sicherste Geschäftsbank der Welt» ist, weil sie als einzige ein Triple-A (und damit die Topbewertung) von allen drei grossen Ratingagenturen vorweisen kann. Sogar ohne Staatsgarantie (Standalone) wird sie von Standard & Poor's im Doppel-A-Bereich eingestuft. Ein Grund dafür ist die starke Kapitalisierung, die ZKB übererfüllt die regulatorischen Anforderungen deutlich.
Leverage Ratio: 30 Milliarden Franken vom Kanton oder Credit Crunch
Gleichwohl wehrten sich Baumann und Bardenhewer generell gegen eine weitere Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen an systemrelevante Banken, wie sie der Bundesrat im Rahmen der Revision der Too-big-to-fail-Gesetzgebung (TBTF) im Sinn hat.
Der zurzeit in gewissen Kreisen kursierende Vorschlag, etwa die ungewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) auf 15 Prozent anzuheben, würde dazu führen, dass der Kanton 30 Milliarden Franken Kapital einschiessen oder die ZKB ihre Bilanz (und damit die Kreditvergabe) drastisch herunterfahren müsste.
Organisches Wachstum mit dem Garantiegeber
Als Höhepunkte des vergangenen Jahres erwähnte der CEO u.a. das Private Banking, wo sich die ZKB nach dem Verkauf der Tochter in Österreich auf den Heimmarkt und Deutschland konzentrieren will. Zudem hat die Bank einen Digital Asset Hub lanciert, eine Plattform auf der nicht nur Kryptowährungen, sondern künftig auch andere digitale Vermögenswerte gehandelt werden können. Ihre Tätigkeit erfolgreich aufgenommen habe die ZKB Philanthropie Stiftung, ein Feld, das auch mit einem neuen Fonds noch stärker bestellt werden soll.
Baumann stiess ins gleiche Horn wie die Exponenten der UBS, als er die Wichtigkeit der Qualität der Bilanz (und nicht bloss der Grösse der Bilanz) bzw. des Eigenkapitals unterstrich («wir haben nie IT-Investitionen aktiviert»). Klammere man die flüssigen Mittel aus (die ZKB hielt Ende 2024 Liquidität von fast 50 Milliarden Franken), entspreche das Bilanzwachstum ungefähr dem Wirtschaftswachstum des Garantiegebers, des Kantons Zürich.
Abgespeckte variable Lohnkomponente
Primär für die Angestellten relevant ist der Wechsel des Vergütungsmodells per 2024. Die variable Komponente (Bonus) sank dadurch deutlich (von 362 Millionen 2023 auf 294 Millionen Franken), der fixe Teil (Grundsalär) nahm hingegen zu (von 597 auf 688 Millionen), bei einem Anstieg der Mitarbeiterzahl (in Vollzeitstellen) von 4,3 Prozent auf 5'779.
Die ZKB nutzte die Gelegenheit verdankenswerterweise auch dazu, eine Lanze für das oft misstrauisch beäugte Investment und Corporate Banking zu brechen. Gemäss Medienmitteilung hat die Bank 2024 14 Eigenkapital-Transaktionen von an der SIX Swiss Exchange kotierten Emittenten als Federführerin begleitet und weitere 9 solche Transaktionen in anderen Funktionen oder an anderen Handelsplätzen.
Führend im Anleihensegement der Schweizer Schuldner
Im Fremdkapitalmarkt begleitete die ZKB 117 neue Anleihen im Umfang von 21,5 Milliarden Franken und bezeichnet sich als das führende Institut im Inlandsegment, also auf dem Markt der inländischen Schuldner.
Und mit der folgenden Feststellung nimmt die Bank den zahlreichen undifferenzierten notorischen Kritikern des Investment-Banking-Geschäfts den Wind aus den Segeln: «Durch die Unterstützung von Schweizer Unternehmen, Kantonen, Städten und Gemeinden bei ihrer Kapitalbeschaffung erfüllt die Zürcher Kantonalbank eine wichtige volkswirtschaftliche Funktion.» Schön, dass dies auch einmal so deutsch und deutlich gesagt wird.