Bisher wird das Vermögen von gemeinnützigen Organisationen vor allem über Mandatslösungen verwaltet. Das Zürcher Staatsinstitut will das ändern und lanciert einen Fonds, der es kleineren Stiftungen ermöglichen soll, ihre Mittel so zu investieren wie die grossen Akteure. 

Wie können gemeinnützige Stiftungen ihr Kapital anlegen, damit sie möglichst regelmässige Erträge erwirtschaften, die sie brauchen, um den Stiftungszweck zu erfüllen? Bis zur Finanzkrise 2008/2009 lautete die einfache Antwort: mit einem Portefeuille, das zu einem grossen Teil aus sicheren Obligationen in Franken besteht. 

Heute, nach einer mehrjährigen Negativzinsphase und einem Zinstrend, der erneut nach unten weist, muss die Antwort differenzierter ausfallen. Die Erträge, die Frankenobligationen allein abwerfen, reichen nicht. Deshalb müssen auch Stiftungen ihre Mittel diversifizierter investieren.

Geschäftsfeld Philanthropie

Der Markt ist keine kleine Nische. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die das Feld schon länger bestellt, beziffert das Vermögen der gemeinnützigen Stiftungen auf «über 150 Milliarden Franken» und bezieht sich dabei auf eine im Stiftungsbereich anerkannte Richtgrösse. Dazu kommen die Mittel von nichtgewinnorientierten Organisationen und Hilfswerken, die als Verein organisiert sind, aber ähnliche Anlagebedürfnisse haben.

Die ZKB verwaltet heute Vermögen für Stiftungen im Rahmen von Mandaten. Sie berechnet daraus sogar einen eigenen Index, den Swiss Philanthropy Performance Index (SwiPhix), der sich auf die Mandate der grossen gemeinnützigen Organisationen bezieht. Dazu ermöglicht sie ihren Kunden im Rahmen der ZKB Philanthropie Stiftung, eigene Projekte zu verwirklichen, ohne dass sie eine eigene Stiftung gründen müssen. Zudem betätigt sich das Staatsinstitut selber als Stifter, mit Fokus auf den Kanton Zürich.

Fonds mit diversifiziertem Portefeuille

Mitte November gab die ZKB bekannt, den ersten Schweizer Stiftungsfonds aufzulegen. Der Fonds, der ausschliesslich gemeinnützigen Organisationen mit Domizil in der Schweiz offensteht, soll im Januar 2025 lanciert werden. Die Anlagestrategie basiert auf einem diversifizierten Portefeuille aus globalen Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumenten sowie Schweizer Immobilien (indirekt), alles Anlagen, die regelmässig Erträge abwerfen sollten. Die Asset Allocation berücksichtigt strenge Nachhaltigkeitskriterien und lehnt sich an den SwiPhix an (ohne den Index als explizite Benchmark zu verwenden).

Doch was kann der Stiftungsfonds neu, was eine Mandatslösung nicht schon lange kann? Braucht es tatsächlich ein neues Anlagegefäss?

Weshalb auch kleine Stiftungen Fremdwährungen nicht scheuen sollten 

Diese Fragen hat finews.ch Hansjörg Schmidt, Leiter Stiftungen Key Clients bei der ZKB, gestellt. «Mit dem Stiftungsfonds ermöglichen wir es auch kleineren Stiftungen mit einem Kapital im einstelligen Millionenbereich, über eine sehr einfache Anlagelösung ihre Mittel so zu investieren wie die grossen, und das mit einem vergleichbaren Gebührenmodell», hält Schmidt fest. «Einen Fonds, der speziell für diesen Anlegerkreis entwickelt und aufgelegt wird, hat es meines Wissens hierzulande noch nicht gegeben.»

Insbesondere die von der ZKB ins Visier genommenen kleineren Stiftungen sind mehrheitlich in der Schweiz tätig. Ist für sie, nicht zuletzt angesichts der langfristigen Aufwertungstendenz des Frankens, ein Fremdwährungsanteil überhaupt sinnvoll? Schmidt verweist auf interne Untersuchungen, die zeigen, dass es auch für einen stark auf Franken fokussierten Investor langfristig Sinn ergibt, einen Teil seines Vermögens in Anlagen in Fremdwährungen zu investieren.

Keine US-Staatsanleihen wegen der Todesstrafe

«Zum einen liefern diese einen Diversifikationsbeitrag. Zum anderen ist die Aufwertungstendenz des Frankens oftmals nicht so gross, dass der Zinsvorteil in Fremdwährungen gänzlich verschwindet», argumentiert er. Er räumt allerdings ein, dass der optimale ungesicherte Fremdwährungsanteil in einem Portfolio stark schwankt. «Über lange Zeit scheint aber ein Anteil von rund einem Viertel vorteilhaft. Deswegen wird im Stiftungsfonds nur ein Teil der Investitionen in Fremdwährungen abgesichert.»

Die ZKB wendet im Rahmen der Nachhaltigkeitsprüfung bei den Aktien und Obligationen eine Reihe von Ausschlusskriterien an. So sind z.B. wegen der Todesstrafe keine US-Staatsanleihen im Fonds. Zudem berücksichtigt sie auch das vom Pariser Abkommen gesetzte Klimaziel und präferiert Staaten und Unternehmen, die über eine stringente Strategie zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen verfügen.

Den Tracking Error in Grenzen halten

Doch wird dadurch nicht das Anlageuniversum zu stark eingeschränkt und werden nicht Opportunitäten verpasst? Schmidt relativiert: «Ja, wir schränken das Universum bewusst ein, auch weil wir im Austausch mit zahlreichen gemeinnützigen Organisationen festgestellt haben, dass für sie die Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt ist.» Aber der Fonds sei in jeder Anlageklasse immer noch sehr gut diversifiziert und werde so verwaltet, dass die Performance an den allgemein verfügbaren und umfassenden Indizes gemessen werde und dass die Abweichungen in einem vertretbaren Rahmen blieben. «Beim Aktienindex MSCI World ex CH reden wir beispielsweise von einem Tracking Error von etwa 1,5 Prozent.»

Ob das neue Angebot des ZKB-Stiftungsfonds den Geschmack der Stiftungsräte trifft, wird sich in den nächsten Monaten weisen. «Wir hoffen, damit möglichst viele gemeinnützige Organisationen anzusprechen», betont Schmidt und dämpft zugleich die Erwartungen: «Einige werden aber vermutlich zuerst kleinere Tranchen investieren, um Erfahrungen zu sammeln.»