Ralph Hamers ist als Digitalisierer bei der UBS angetreten. Nun werden im Maschinenraum der Grossbank die Hebel umgelegt – und der CEO hat bereits sein Fernziel vor Augen.
Vor wenigen Tagen hat Ralph Hamers die Umsetzung des neuen Arbeitsmodells «Agile@UBS» über das Online-Netzwerk Linkedin angekündigt. Am (heutigen) Dienstag gab es dazu nun neue Wegmarken: Rund 9’000 UBS-Angestellten sollen künftig auf agiles Arbeiten umsteigen, erklärte der Bankchef in einer Präsentation zum angelaufenen dritten Quartal.
3’000 Mitarbeitenden haben den Schritt schon unternommen.
Nahtloses Ökosystem
Hamers ist ein bekennender Fan des in der IT entwickelten Arbeitsmodells. Allerdings denkt er bereits an sein Fernziel für die grösste Schweizer Bank: Ein nahtloses, globales Ökosystems für Investments, das Menschen miteinander vernetzen soll.
An den Schritten zu diesen Ziel hin wird der letztes Jahr zur Bank geholte Niederländer gemessen, hatte er sich doch zuvor bei der holländischen Grossbank ING einen Namen als Digitalisierer geschaffen. Jedoch sind im dritten Quartal angesichts der starken Resultate der UBS im traditionellen Geschäft mit der Vermögensverwaltung die Digitalisierung-Bemühungen etwas in den Hintergrund geraten.
Klartext im Februar
Klartext bezüglich seiner Vorhaben will Hamers erst am 1. Februar wieder reden; auf dieses Datum hat der Chef ein neuerliches «Update zur Strategie» angekündigt.
Dennoch gibt es Anzeichen dazu, dass hinter den Kulissen an Grundsätzlichem gearbeitet wird. So strebt Hamers an, in der IT eine «Kultur der Ingenieure» heranzuziehen, wie auch finews.ch berichtete. Dies soll der UBS nicht zuletzt helfen, Tech-Talente zur Bank zu locken – dies ist der Bereich, wo auch andere Schweizer Banken in den nächsten Jahren die meisten Stellen schaffen wollen.
Ebenfalls werden grosse IT-Projekte kritisch evaluiert. Jedes Quartal tagt eine «Business review», die prüft, ob sich die Vorhaben tatsächlich lohnen. Wo nicht, wird der Stecker gezogen.
Mike Dargan in Schlüsselrolle
Darüber wacht der von Hamers vergangenen April zum Chief Digital and Information Officer (CDIO) erhobene Mike Dargan (Bild unten); in dieser Funktion unterstehen Dargan nicht nur die IT und die Digitalisierungs-Vorhaben, sondern auch der gesamte Rückwärtige Dienst.
Aus dem von Dargan geführten «Maschinenraum» rollen nun die erste Würfe an die Kundenfront. So werden Bankberater in der Schweiz digital mit Empfehlungen versorgt, die sie an die Kunden weiterreichen können; das hybride Vermögensverwaltungs-Mandat Myway hat über 3 Milliarden Dollar an Kundengeldern angezogen und soll bis Ende Jahr auch für deutsche und italienische Kunden ausgerollt werden.
Schweizer Banking auf der App
Schliesslich herrscht in der UBS-Datenwolke reger Betrieb: Laut der Bank sind dieses Jahr dort mehr als 1’000 neue Applikationen aufgeschaltet worden.
Die «Bank auf die Applikation» zu bringen, ist nun eine strategische Priorität im Schweiz-Geschäft, wobei die Bank auf Online-Plattformen wie Key4 und Partnerschaften mit anderen Unternehmen setzt, etwa mit dem Schweizer Allversicherer Baloise im Bereich Wohnen. In den USA arbeitet die UBS daran, die Kundenberatung ebenfalls aufs Smartphone zu holen und skalierbar zu machen.
Kein Fintech-Schnellboot
Allerdings ist die UBS mit ihrer über Jahrzehnte gewachsenen IT kein Fintech-Schnellboot. Alte Anwendungen müssen abgelöst werden, und die Anforderungen an neue Initiativen ändern sich. Als Exempel dafür kann die Zusammenlegung der Schweizer Hypotheken-Plattformen Atrium und Key4 dienen; ebenfalls gab die UBS an, bis Ende Jahr 500 bestehende IT-Applikationen aus dem Rennen zu nehmen.
Über all dem steht die Vorgabe des CEO, der noch längst nicht zufrieden ist und schon bei ING im Ruf stand, bezüglich Digitalprojekten höchst fordernd zu sein. «Es gibt noch so viel mehr, was wir tun können und müssen», sagte Hamers am Dienstag. Diese Mahnung dürfte auch im Maschinenraum der UBS gehört werden.